13.06.2017
Zugemailt von / gefunden bei: Russell Reynolds Associates (BSN-Hinweis: Lauftext im Original des Aussenders, Titel (immer) und Bebilderung (oft) durch boerse-social.com aus dem Fotoarchiv von photaq.com)
Russell Reynolds Associates veröffentlicht die 7. Ausgabe der "DAX 30-Aufsichtsratsstudie": In den Superwahljahren 2018/19 laufen bei 60% der DAX 30-Unternehmen die Mandate der Aufsichtsratsvorsitzenden aus.
- Siemens, Deutsche Bank, E.ON sowie MunichRe stehen an der Spitze des Russell Reynolds-Rankings - Internationalität: Anteil ausländischer Aufsichtsräte steigt von 27% auf 29% - Frauenanteil bei neu gewählten Aufsichtsräten liegt bei 41% - verglichen mit noch 46% in 2016 - Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran - Lediglich ein einziger 'Digital Director' kommt neu hinzu: Es ist ein Cyber Security-Experte
Erstmals seit 2010 ist die Frauenquote in den DAX 30-Aufsichtsräten nur unwesentlich auf 29,1% bei den Aktionärsvertretern gestiegen. Dieses Jahr zogen zwei Deutsche und fünf Ausländerinnen mit Top-Management-Erfahrung in diese wichtigen Gremien ein. Es handelt sich dabei um Sophie Bossard (Allianz), Colleen Goggins (Bayer), Hong Chow (Beiersdorf), Géraldine Picaud (Infineon), Renata Jungo Brüngger (MunichRe), Monika Kirchner sowie Ute Gerbaulet (beide RWE). Insgesamt wurden 17 Aufsichtsräte ersetzt. Im Vorjahr lag diese Zahl noch ungleich höher bei 39 Kapitalvertretern.
Der Frauenanteil bei den neu gewählten Aufsichtsräten liegt damit bei 41% - verglichen mit noch 46% in 2016. Nach den Hauptversammlungen 2017 erfüllen wie im Vorjahr 21 der 30 Aktionärsvertretungen die vom Gesetzgeber für 2020 festgelegte Frauenquote von 30%. 2015 lag diese Zahl noch bei mageren 13 Konzernen. Ein Beleg mehr, warum Kanzlerin Angela Merkel auf dem W 20-Gipfel in Berlin die Relevanz des deutschen Quotengesetzes betonte: "Wir haben jahrelang gebettelt und gebeten. Die Aufsichtsräte haben sich das Gesetz selbst erarbeitet - durch Nichtstun."
HeidelbergCement bildet mit einem Frauenanteil von lediglich 17% weiterhin das Schlusslicht in der ersten deutschen Konzernliga - sowohl auf Aktionärsvertreterseite als auch bei den Arbeitnehmervertretern. Die Unternehmen Continental, Deutsche Lufthansasowie Thyssen Krupp liegen mit 20% bei den Aktionärsvertretern nur geringfügig besser. Basierend auf den regulär auslaufenden Mandaten und bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben schließen die beiden Letztgenannten in 2018 auf. Weitere fünf Gremien könnten bis 2019 die Quote erreichen. Bei Henkel und Infineon (je 25% Frauenquote) stehen die nächsten Wahlen jedoch erst 2020 an.
Trotz eines vergleichbar ruhigen Wahljahres - nur in 11 der 30 Gremien gab es personelle wie strukturelle Veränderungen (in 2016: 21) - fand eine weitere Verbesserung der formalen Qualität der Aufsichtsräte (AR) statt. Bei einer an deutschen Schulnoten orientierten Durchschnittsbewertung der AR-Zusammensetzung ergibt sich für 2017 die Gesamtnote 2,3 (2016: 2,4). Die Studie analysiert die DAX 30-Aufsichtsgremien anhand der verfügbaren biografischen Daten ihrer Mitglieder daraufhin, wie nahe diese dem idealen Aufsichtsratsprofil kommen in Bezug auf Kriterien wie geschäftsrelevante Erfahrung, beispielsweise Digitalkompetenz' Mandatslast und Diversität.
Die beste Bewertung im Russell Reynolds-Ranking 2017 erhalten mit einer Gesamtnote von 1,5 die Aufsichtsräte von Siemens und Deutsche Bank ; gefolgt von E.ON und Munich Re mit der Note 1,7. Letztere stand im vergangenen Jahr noch auf Rang 15 mit 2,4 und ist damit der größte Aufsteiger. Die schlechteste Note erhielten - nicht zuletzt wegen fehlender internationaler Erfahrung und der niedrigen Frauenquote - die vier DAX 30-Player Deutsche Börse, HeidelbergCement, RWE sowie Thyssen Krupp mit einer 3,0.
Das sind die zentralen Ergebnisse der 7. Ausgabe der "DAX 30-Aufsichtsratsstudie" der international führenden Personalberatung Russell Reynolds Associates. In dieser erheben seit 2011 Jens-Thomas Pietralla und sein Team die Veränderungen in den Aufsichtsräten der dreißig größten börsennotierten Konzerne Deutschlands.
Eine der relevantesten Erkenntnisse der Russell Reynolds-Studie: Es wird knapp bei den Neubesetzungen von Aufsichtsräten. 2018 und 2019 sind 'Superwahljahre'. So laufen bei 18 Unternehmen des DAX 30 - also 60% - die Mandate der Vorsitzenden aus. Beispiele hierfür sind etwa die Deutsche Telekom, Siemens und Lufthansa nächstes Jahr oder Adidas, Beiersdorf und BASF im Folgejahr.
Zugespitzt wird dieses durch die aktuelle Altersstruktur: 16 der in 2018 auslaufenden Aufsichtsratsmandate halten 70+ Jährige - etwa Grandseigneurs wie Ulrich Lehner, Klaus-Peter Müller, Henning Kagermann oder Wolfgang Mayrhuber. "Durch die geltenden Altersgrenzen kommt es zwangsläufig zu einem Generationswechsel. In den Superwahljahren 2018/19 stehen 166 Mandate in den DAX 30-Kontrollgremien zur Wahl - fast zwei Drittel. Für den MDAX sind es sogar 174 - auch hier mehr als die Hälfte. Auf Frauen bezogen bedeutet das: Mehr als 100 Top-Kontrolleurinnen werden händeringend gesucht. Diese Zahl beinhaltet mögliche Wiederwahlen. Der Talentpool ist knapp, da der Frauenanteil in Vorständen und oberen Führungsebenen stagniert. Daher haben Unternehmen, die sich jetzt nicht klar positionieren, im Werben um weibliche Aufsichtsratstalente für die kommende HV-Saison das Nachsehen." so Jens-Thomas Pietralla, Managing Director sowie Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates und einer der beiden Autoren der DAX 30-Aufsichtsratsstudie.
"Man spricht (weiter) deutsch": Noch immer fehlen internationale Impulsgeber in deutschen Aufsichtsräten
Der Anteil internationaler Aufsichtsräte bei den Nachrückern lag im Untersuchungszeitraum bei 59%. Damit ist die Internationalisierung des DAX 30 erstmals nach drei Jahren leicht gestiegen - allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. "Der Anteil nichtdeutscher Aufsichtsräte liegt nun bei 29%. Im Vorjahr lag dieser bei 27%. Aber nur 2% stammen aus den Wachstumsregionen ausserhalb Europa oder den USA. Zum Vergleich: Allein bei drei der größten Schweizer Unternehmen liegt dieser Anteil bei 22%." so Thomas Tomkos, Managing Director, Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates und Co-Autor der Ausichtsratsstudie. "Perspektivendiversität, kulturelle Vielfalt und das Einbinden internationaler Aspekte sind im Zeitalter der Globalisierung ein Sine-qua-non. Hier bewegen sich die DAX 30-Aufsichtsräte jedoch keinen Schritt weiter - ob bewusst, oder unbewusst. "Es ist verwunderlich, dass einzig Baader Mohammad Al Saad - quasi 'entsandt' von Schlüsselaktionär Kuwait - bei Daimler aus dem außereuropäischen Raum hinzugekommen ist."
Allerdings gibt es auch positive Ausnahmen. Den höchsten Internationalisierungsanteil weist die Deutsche Bank mit 70% auf, gefolgt von Fresenius Medical Care (67%), Volkswagen(60%) sowie Allianz , Daimler und Deutsche Börse (je 50%). Diese Unternehmen belegen eindrucksvoll, dass auch in Deutschland ein Ausländeranteil von 50% und mehr bei den Aktionärsvertretern realisierbar ist. Österreich stellt weiterhin das größte Ausländerkontingent mit 19 Aktionärsvertretern (Vorjahr: 17), gefolgt von den USA (13), UK und Frankreich (je 8). "Einige Neubesetzungen verdeutlichen die Chance, gleichzeitig in den beiden Dimensionen Geschlechtervielfalt und Internationalität zu punkten", so Thomas Tomkos. So sind aufgrund ihrer Herkunft und internationalen Erfahrung die ehemalige Johnson&Johnson-Managerin Colleen Goggins, die französischen Top-Managerinnen Geraldine Picaud und Sophie Bossard sowie die Chinesisch-stämmige Deutsche Hong Chow, die für Roche die Niederlassung in Shanghai leitet, besonders spannende Neuzugänge.
Die Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran - dennoch gibt es weiter Schwergewichte, die vier DAX 30-Aufsichtsratsmandate innehaben
Ein wichtiger Trend ist die starke Abnahme der Vernetzung der DAX 30-Konzerne über Vorstände und Aufsichtsräte. So sank der Vernetzungsindex AR zu AR um 13% auf 62. Der Grund hierfür liegt im Kürzertreten ehemaliger 'Multiaufsichtsräte', etwa der Herren Börsig, Perlet, Mayrhuber, Bernotat, Kagermann oder Diekmann.
Der Vernetzungsindex VS zu AR sank sogar um 36% auf 14. Begründet liegt dieses darin, dass DAX 30-Vorstände aus operativen Verantwortlichkeiten ausscheiden (z.B. die Herren Hainer, Eichiner, Kley, Reithofer) oder aus dem DAX 30 in andere Unternehmen wechseln (z.B. Wolfgang Büchele, Simone Menne), jedoch ihre Aufsichtsratsmandate behalten.
Paul Achleitner, Michael Diekmann und Ulrich Lehner sind mit je vier Mandaten bei DAX 30-Unternehmen die am häufigsten berufenen Aufseher der deutschen Blue Chips. "Die Deutschland AG mit struktureller und finanzieller Verflechtung der Konzerne untereinander ist ein Phänomen der Vergangenheit. Dennoch existieren weiter einige Schwergewichte in den Gremien, deren Rolle man nicht unterschätzen sollte", kommentiert Aufsichtsratsexperte Pietralla die Mandatslast. Mit Ann-Kristin Achleitner, Renate Köcher, Sari Baldauf, Simone Bagel-Trah und Simone Menne sind bereits fünf Aufsichtsrätinnen mit mindestens zwei Mandaten im DAX 30 vertreten.
Mangelnde Digitalkompetenz in den Gremien gefährdet digitale Transformation: Erst in 40% der Aufsichtsräte gibt es einen deziderten Experten
Ein weiteres Ergebnis der Russell Reynolds-Studie: Es kam nur ein einziger 'Digital Director' dazu. Der Neue in diesem Jahr: Gerhard Eschelbeck, Vice President Security & Privacy Engineering bei Google . Mit ihm zieht ein ausgewiesener Cyber Security-Experte in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein. Damit stagniert die Digitalkompetenz in den DAX 30-Boards (d.h. mindestens ein Aufseher mit ausgewiesener Digitalkompetenz) bei 40%. "Unsere Studie belegt eindrucksvoll, dass das DAX 30-Segment den Herausforderungen der digitalen Transformation und den damit verbundenen Disruptionen noch immer zu wenig entgegenzusetzen hat. Wie kann es sein, dass zwar in jedem Aufsichtsrat ein Finanzexperte sitzt und in 80% ein Rechtsexperte, aber nur in jedem Vierten ein Stratege für Digitalstrategie?", so Thomas Tomkos.
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bleiben im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. Frauen in DAX 30-Aufsichtsräten sind im Durchschnitt 2,7 Jahre kürzer im Amt als ihre männlichen Kollegen mit 6,6 Jahren und zudem bei Amtsantritt rund 3,3 Jahre jünger (Männer 56 Jahre; Frauen 52,7 Jahre. 2011 lag dieses Delta noch bei 6,4 Jahren. Der Altersdurchschnitt liegt bei männlichen Aufsichtsräten bei 62,6 Jahren und damit sechs Jahre über dem der Frauen (56,6 Jahre). Über die Zeit lässt sich jedoch eine Annäherung der demographischen Daten erkennen.
SAP (11), Fresenius Medical Care, HeidelbergCement (je 10) und BMW (9) haben die Aufsichtsgremien mit der längsten durchschnittlichen Amtslaufzeit. Wilhelm Haarmann (29 Jahre) sowie die BMW-Familienmitglieder Susanne Klatten und Stefan Quandt (jeweils 20) verweilen am längsten in ihren Gremien. Bei Allianz und Vonovia sind die Aufsichtsräte im Schnitt weniger als drei Jahre im Amt. Die Unternehmen ProSiebenSat1 (54 Jahre) und Beiersdorf (56) stellen weiterhin die im Schnitt jüngsten Aufsichtsgremien. Lars Hinrichs und Tobias Thelen sind auch dieses Jahr wieder die jüngsten Aufsichtsräte (beide Jahrgang 1976). Prof. Dr. Gesche Joost ist die jüngste Frau (Jahrgang 1974).
Russell Reynolds Associates ist eine der weltweit führenden Personalberatungen bei der Besetzung von Spitzenpositionen. 1969 in New York gegründet, verfügt Russell Reynolds Associates heute mit insgesamt 47 Büros und mehr als 400 Beratern über ein globales Netzwerk. In Deutschland ist Russell Reynolds Associates seit 1985 etabliert und in Frankfurt am Main, Hamburg und München mit Büros präsent.
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Aktien auf dem Radar:UBM, Warimpex, Porr, Immofinanz, Addiko Bank, CA Immo, Uniqa, DO&CO, Verbund, Lenzing, SBO, AT&S, EVN, Gurktaler AG VZ, Hutter & Schrantz, Polytec Group, Agrana, Amag, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Österreichische Post, Telekom Austria, VIG, Dow Jones, Covestro, Vonovia SE, RWE, Deutsche Post, Brenntag, E.ON .
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Fabasoft
Fabasoft ist ein europäischer Softwarehersteller und Cloud-Anbieter. Das Unternehmen digitalisiert und beschleunigt Geschäftsprozesse, sowohl im Wege informeller Zusammenarbeit als auch durch strukturierte Workflows und über Organisations- und Ländergrenzen hinweg. Der Konzern ist mit Gesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und den USA vertreten.
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- Siemens, Deutsche Bank, E.ON sowie MunichRe stehen an der Spitze des Russell Reynolds-Rankings - Internationalität: Anteil ausländischer Aufsichtsräte steigt von 27% auf 29% - Frauenanteil bei neu gewählten Aufsichtsräten liegt bei 41% - verglichen mit noch 46% in 2016 - Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran - Lediglich ein einziger 'Digital Director' kommt neu hinzu: Es ist ein Cyber Security-Experte
Erstmals seit 2010 ist die Frauenquote in den DAX 30-Aufsichtsräten nur unwesentlich auf 29,1% bei den Aktionärsvertretern gestiegen. Dieses Jahr zogen zwei Deutsche und fünf Ausländerinnen mit Top-Management-Erfahrung in diese wichtigen Gremien ein. Es handelt sich dabei um Sophie Bossard (Allianz), Colleen Goggins (Bayer), Hong Chow (Beiersdorf), Géraldine Picaud (Infineon), Renata Jungo Brüngger (MunichRe), Monika Kirchner sowie Ute Gerbaulet (beide RWE). Insgesamt wurden 17 Aufsichtsräte ersetzt. Im Vorjahr lag diese Zahl noch ungleich höher bei 39 Kapitalvertretern.
Der Frauenanteil bei den neu gewählten Aufsichtsräten liegt damit bei 41% - verglichen mit noch 46% in 2016. Nach den Hauptversammlungen 2017 erfüllen wie im Vorjahr 21 der 30 Aktionärsvertretungen die vom Gesetzgeber für 2020 festgelegte Frauenquote von 30%. 2015 lag diese Zahl noch bei mageren 13 Konzernen. Ein Beleg mehr, warum Kanzlerin Angela Merkel auf dem W 20-Gipfel in Berlin die Relevanz des deutschen Quotengesetzes betonte: "Wir haben jahrelang gebettelt und gebeten. Die Aufsichtsräte haben sich das Gesetz selbst erarbeitet - durch Nichtstun."
HeidelbergCement bildet mit einem Frauenanteil von lediglich 17% weiterhin das Schlusslicht in der ersten deutschen Konzernliga - sowohl auf Aktionärsvertreterseite als auch bei den Arbeitnehmervertretern. Die Unternehmen Continental, Deutsche Lufthansasowie Thyssen Krupp liegen mit 20% bei den Aktionärsvertretern nur geringfügig besser. Basierend auf den regulär auslaufenden Mandaten und bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben schließen die beiden Letztgenannten in 2018 auf. Weitere fünf Gremien könnten bis 2019 die Quote erreichen. Bei Henkel und Infineon (je 25% Frauenquote) stehen die nächsten Wahlen jedoch erst 2020 an.
Trotz eines vergleichbar ruhigen Wahljahres - nur in 11 der 30 Gremien gab es personelle wie strukturelle Veränderungen (in 2016: 21) - fand eine weitere Verbesserung der formalen Qualität der Aufsichtsräte (AR) statt. Bei einer an deutschen Schulnoten orientierten Durchschnittsbewertung der AR-Zusammensetzung ergibt sich für 2017 die Gesamtnote 2,3 (2016: 2,4). Die Studie analysiert die DAX 30-Aufsichtsgremien anhand der verfügbaren biografischen Daten ihrer Mitglieder daraufhin, wie nahe diese dem idealen Aufsichtsratsprofil kommen in Bezug auf Kriterien wie geschäftsrelevante Erfahrung, beispielsweise Digitalkompetenz' Mandatslast und Diversität.
Die beste Bewertung im Russell Reynolds-Ranking 2017 erhalten mit einer Gesamtnote von 1,5 die Aufsichtsräte von Siemens und Deutsche Bank ; gefolgt von E.ON und Munich Re mit der Note 1,7. Letztere stand im vergangenen Jahr noch auf Rang 15 mit 2,4 und ist damit der größte Aufsteiger. Die schlechteste Note erhielten - nicht zuletzt wegen fehlender internationaler Erfahrung und der niedrigen Frauenquote - die vier DAX 30-Player Deutsche Börse, HeidelbergCement, RWE sowie Thyssen Krupp mit einer 3,0.
Das sind die zentralen Ergebnisse der 7. Ausgabe der "DAX 30-Aufsichtsratsstudie" der international führenden Personalberatung Russell Reynolds Associates. In dieser erheben seit 2011 Jens-Thomas Pietralla und sein Team die Veränderungen in den Aufsichtsräten der dreißig größten börsennotierten Konzerne Deutschlands.
Eine der relevantesten Erkenntnisse der Russell Reynolds-Studie: Es wird knapp bei den Neubesetzungen von Aufsichtsräten. 2018 und 2019 sind 'Superwahljahre'. So laufen bei 18 Unternehmen des DAX 30 - also 60% - die Mandate der Vorsitzenden aus. Beispiele hierfür sind etwa die Deutsche Telekom, Siemens und Lufthansa nächstes Jahr oder Adidas, Beiersdorf und BASF im Folgejahr.
Zugespitzt wird dieses durch die aktuelle Altersstruktur: 16 der in 2018 auslaufenden Aufsichtsratsmandate halten 70+ Jährige - etwa Grandseigneurs wie Ulrich Lehner, Klaus-Peter Müller, Henning Kagermann oder Wolfgang Mayrhuber. "Durch die geltenden Altersgrenzen kommt es zwangsläufig zu einem Generationswechsel. In den Superwahljahren 2018/19 stehen 166 Mandate in den DAX 30-Kontrollgremien zur Wahl - fast zwei Drittel. Für den MDAX sind es sogar 174 - auch hier mehr als die Hälfte. Auf Frauen bezogen bedeutet das: Mehr als 100 Top-Kontrolleurinnen werden händeringend gesucht. Diese Zahl beinhaltet mögliche Wiederwahlen. Der Talentpool ist knapp, da der Frauenanteil in Vorständen und oberen Führungsebenen stagniert. Daher haben Unternehmen, die sich jetzt nicht klar positionieren, im Werben um weibliche Aufsichtsratstalente für die kommende HV-Saison das Nachsehen." so Jens-Thomas Pietralla, Managing Director sowie Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates und einer der beiden Autoren der DAX 30-Aufsichtsratsstudie.
"Man spricht (weiter) deutsch": Noch immer fehlen internationale Impulsgeber in deutschen Aufsichtsräten
Der Anteil internationaler Aufsichtsräte bei den Nachrückern lag im Untersuchungszeitraum bei 59%. Damit ist die Internationalisierung des DAX 30 erstmals nach drei Jahren leicht gestiegen - allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. "Der Anteil nichtdeutscher Aufsichtsräte liegt nun bei 29%. Im Vorjahr lag dieser bei 27%. Aber nur 2% stammen aus den Wachstumsregionen ausserhalb Europa oder den USA. Zum Vergleich: Allein bei drei der größten Schweizer Unternehmen liegt dieser Anteil bei 22%." so Thomas Tomkos, Managing Director, Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates und Co-Autor der Ausichtsratsstudie. "Perspektivendiversität, kulturelle Vielfalt und das Einbinden internationaler Aspekte sind im Zeitalter der Globalisierung ein Sine-qua-non. Hier bewegen sich die DAX 30-Aufsichtsräte jedoch keinen Schritt weiter - ob bewusst, oder unbewusst. "Es ist verwunderlich, dass einzig Baader Mohammad Al Saad - quasi 'entsandt' von Schlüsselaktionär Kuwait - bei Daimler aus dem außereuropäischen Raum hinzugekommen ist."
Allerdings gibt es auch positive Ausnahmen. Den höchsten Internationalisierungsanteil weist die Deutsche Bank mit 70% auf, gefolgt von Fresenius Medical Care (67%), Volkswagen(60%) sowie Allianz , Daimler und Deutsche Börse (je 50%). Diese Unternehmen belegen eindrucksvoll, dass auch in Deutschland ein Ausländeranteil von 50% und mehr bei den Aktionärsvertretern realisierbar ist. Österreich stellt weiterhin das größte Ausländerkontingent mit 19 Aktionärsvertretern (Vorjahr: 17), gefolgt von den USA (13), UK und Frankreich (je 8). "Einige Neubesetzungen verdeutlichen die Chance, gleichzeitig in den beiden Dimensionen Geschlechtervielfalt und Internationalität zu punkten", so Thomas Tomkos. So sind aufgrund ihrer Herkunft und internationalen Erfahrung die ehemalige Johnson&Johnson-Managerin Colleen Goggins, die französischen Top-Managerinnen Geraldine Picaud und Sophie Bossard sowie die Chinesisch-stämmige Deutsche Hong Chow, die für Roche die Niederlassung in Shanghai leitet, besonders spannende Neuzugänge.
Die Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran - dennoch gibt es weiter Schwergewichte, die vier DAX 30-Aufsichtsratsmandate innehaben
Ein wichtiger Trend ist die starke Abnahme der Vernetzung der DAX 30-Konzerne über Vorstände und Aufsichtsräte. So sank der Vernetzungsindex AR zu AR um 13% auf 62. Der Grund hierfür liegt im Kürzertreten ehemaliger 'Multiaufsichtsräte', etwa der Herren Börsig, Perlet, Mayrhuber, Bernotat, Kagermann oder Diekmann.
Der Vernetzungsindex VS zu AR sank sogar um 36% auf 14. Begründet liegt dieses darin, dass DAX 30-Vorstände aus operativen Verantwortlichkeiten ausscheiden (z.B. die Herren Hainer, Eichiner, Kley, Reithofer) oder aus dem DAX 30 in andere Unternehmen wechseln (z.B. Wolfgang Büchele, Simone Menne), jedoch ihre Aufsichtsratsmandate behalten.
Paul Achleitner, Michael Diekmann und Ulrich Lehner sind mit je vier Mandaten bei DAX 30-Unternehmen die am häufigsten berufenen Aufseher der deutschen Blue Chips. "Die Deutschland AG mit struktureller und finanzieller Verflechtung der Konzerne untereinander ist ein Phänomen der Vergangenheit. Dennoch existieren weiter einige Schwergewichte in den Gremien, deren Rolle man nicht unterschätzen sollte", kommentiert Aufsichtsratsexperte Pietralla die Mandatslast. Mit Ann-Kristin Achleitner, Renate Köcher, Sari Baldauf, Simone Bagel-Trah und Simone Menne sind bereits fünf Aufsichtsrätinnen mit mindestens zwei Mandaten im DAX 30 vertreten.
Mangelnde Digitalkompetenz in den Gremien gefährdet digitale Transformation: Erst in 40% der Aufsichtsräte gibt es einen deziderten Experten
Ein weiteres Ergebnis der Russell Reynolds-Studie: Es kam nur ein einziger 'Digital Director' dazu. Der Neue in diesem Jahr: Gerhard Eschelbeck, Vice President Security & Privacy Engineering bei Google . Mit ihm zieht ein ausgewiesener Cyber Security-Experte in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein. Damit stagniert die Digitalkompetenz in den DAX 30-Boards (d.h. mindestens ein Aufseher mit ausgewiesener Digitalkompetenz) bei 40%. "Unsere Studie belegt eindrucksvoll, dass das DAX 30-Segment den Herausforderungen der digitalen Transformation und den damit verbundenen Disruptionen noch immer zu wenig entgegenzusetzen hat. Wie kann es sein, dass zwar in jedem Aufsichtsrat ein Finanzexperte sitzt und in 80% ein Rechtsexperte, aber nur in jedem Vierten ein Stratege für Digitalstrategie?", so Thomas Tomkos.
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bleiben im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. Frauen in DAX 30-Aufsichtsräten sind im Durchschnitt 2,7 Jahre kürzer im Amt als ihre männlichen Kollegen mit 6,6 Jahren und zudem bei Amtsantritt rund 3,3 Jahre jünger (Männer 56 Jahre; Frauen 52,7 Jahre. 2011 lag dieses Delta noch bei 6,4 Jahren. Der Altersdurchschnitt liegt bei männlichen Aufsichtsräten bei 62,6 Jahren und damit sechs Jahre über dem der Frauen (56,6 Jahre). Über die Zeit lässt sich jedoch eine Annäherung der demographischen Daten erkennen.
SAP (11), Fresenius Medical Care, HeidelbergCement (je 10) und BMW (9) haben die Aufsichtsgremien mit der längsten durchschnittlichen Amtslaufzeit. Wilhelm Haarmann (29 Jahre) sowie die BMW-Familienmitglieder Susanne Klatten und Stefan Quandt (jeweils 20) verweilen am längsten in ihren Gremien. Bei Allianz und Vonovia sind die Aufsichtsräte im Schnitt weniger als drei Jahre im Amt. Die Unternehmen ProSiebenSat1 (54 Jahre) und Beiersdorf (56) stellen weiterhin die im Schnitt jüngsten Aufsichtsgremien. Lars Hinrichs und Tobias Thelen sind auch dieses Jahr wieder die jüngsten Aufsichtsräte (beide Jahrgang 1976). Prof. Dr. Gesche Joost ist die jüngste Frau (Jahrgang 1974).
Russell Reynolds Associates ist eine der weltweit führenden Personalberatungen bei der Besetzung von Spitzenpositionen. 1969 in New York gegründet, verfügt Russell Reynolds Associates heute mit insgesamt 47 Büros und mehr als 400 Beratern über ein globales Netzwerk. In Deutschland ist Russell Reynolds Associates seit 1985 etabliert und in Frankfurt am Main, Hamburg und München mit Büros präsent.
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