18.11.2013, 2969 Zeichen
Der Zugang der alten Bundesregierung zum Thema Kapitalmarkt war negativ. Dies diagnostizierten vom Aktienforum bis zur Wiener Börse sämtliche Player. In den Wahlprogrammen der Parteien wurde jedoch ein differenzierteres Bild aufgezeigt: Der Kapitalmarkt sei der Blutkreislauf der Wirtschaft. Finanzierung von Start-ups und Crowdfunding sowie die Etablierung alternativer Finanzierungsmethoden seien zu stärken, die Abhängigkeit zu Bankenfinanzierungen zu brechen. Die Diskriminierung des Eigenkapitals im Vergleich zum Fremdkapital ist aufzuheben. Nun, schauen wir, was kommt, denn aktuell will man das alles noch nicht so recht glauben. Und letztendlich hat das schicke Börsebashing auch die meisten Medien erfasst, ja, sogar spezialisierte Finanzpublikationen fanden bisher keinen Weg, den österreichischen Privatanleger, der sich irgendwann aufgrund der Fast-Schon-Kriminalisierung seiner Tätigkeit vertschüsst hat, wieder zurückzuholen.
Ganz im Gegenteil: Medien haben diese Kriminalisierung verstärkt, sei es nun in der "Arte"-Doku oder beim österreich-typischen (und nur von den Ungarn übertroffenen) Bankenbashing. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die österreichische Bankensteuer 8x höher als jene in Deutschland ist, dies aber einigen Parteien nicht reicht. Und viele Medien griffeln einfach ab, was der Kanzler für gerecht hält. Man muss sich das so vorstellen: Wenn selbst Wirtschaftsmedien negativ über die Finanzwelt schreiben, dann ist es so, als wenn Sportmedien nur noch über Wettbetrug oder Doping berichteten. Irgendwann wird es dem interessierten Leser reichen. Das alles hat dazu geführt, dass die Umsätze an der Wiener Börse stärker als an anderen Märkten zurückgegangen sind, dass die Finanzmedien dünner als sonstwo sind und mittlerweile fast schon eine Generation an Anlegern fehlt - geht man auf Events, Messen oder Hauptversammlungen, so sieht man seit Jahren die gleichen Gesichter. Es kommt auch deshalb nichts nach, weil es den Medien nicht gelungen ist, neue Zugänge zu finden.
Ein Silberstreif am Horizont tut sich aber auf, denn erfreulicherweise wird die "Crowd" mächtiger und im Gegensatz zu Konzernen von den Regulatoren mit Samthandschuhen angefasst. Und so gibt es plötzliche ein hippes Geldeinsammeln namens Crowdfunding oder meist durchaus vernünftige Postings via Facebook, weil man ja im Gegensatz zu den hasserfüllten Foren der Qualitätsmedien mit Real Name agiert. Und die Kraft der Masse, der Crowd, hat etwas Sympathisches, das bisher von den Medien noch nicht genutzt wurde. Social Trading Plattformen wie wikifolio kommen an neue Anlegergenerationen heran. Vor Jahren habe ich wirtschaftsblatt.at, später boerse-express.com in den Markt gesetzt, beide waren bei ihrem Launch "unique" und haben rasch die Online-Börsianer ihrer Zeit für sich gewinnen können. Mittlerweile ist das alles immer noch gut, daher auch x-fach-kopiert. Mit boerse-social.com starten wir im Jänner etwas Neues. Mit der Kraft der Crowd.
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