08.10.2024, 4829 Zeichen
Wien, St. Pölten (OTS) - Organspende rettet Leben. Doch die Anzahl
der transplantierten
Spenderorgane war im Jahr 2023 auf einem historischen Tiefstand
verglichen mit den letzten dreißig Jahren. Neben der Lebendspende von
Organen (zum Beispiel Nierenspende) stammt der Großteil der
transplantierten Organe von auf der Intensivstation am Hirntodsyndrom
verstorbenen Patienten, bei denen nach der Todesfeststellung eine
Organentnahme mit nachfolgender Transplantation möglich ist. Die
geringe Anzahl an Organspenden und damit verbunden an
Transplantationen führt dazu, dass ein immer größerer Teil der für
eine Organtransplantation gelisteten Patienten stirbt, ohne
transplantiert worden zu sein. In den vergangenen Jahren waren das 50
bis 60 Patienten pro Jahr.
Trotzdem zögern viele Menschen in Österreich, sich mit dem Thema
Organspende auseinanderzusetzen. In Österreich ist die
Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz verankert. Diese besagt,
dass eine Organentnahme bei einer potenziellen Spenderin oder einem
potenziellen Spender nach Feststellung des Todes zulässig ist, sofern
die/der Verstorbene nicht schon zu Lebzeiten einer Organspende
widersprochen hat. Dieser Widerspruch kann einerseits durch
Eintragung in das Widerspruchsregister, das von der Gesundheit
Österreich GmbH geführt wird, dokumentiert werden, des Weiteren durch
einen entsprechenden Eintrag in einer Patientenverfügung oder aber
auch durch eine im Personalausweis mitgeführte Notiz. Liegt kein
Eintrag in das Widerspruchregister oder sonstiger Hinweis auf einen
Widerspruch vor, wird vom Intensivteam gemeinsam mit den Angehörigen
des verstorbenen Patienten versucht, den mutmaßlichen Patientenwillen
im Hinblick auf eine Organspende zu ermitteln und auf dieser Basis
die Entscheidung für oder gegen eine Organentnahme zu treffen.
Zwtl.: Intensivmediziner sind in diesem Kommunikationsprozess
besonders gefordert
Nach Übermittelung der Todesnachricht ist der Augenblick, wo
Ärzte und medizinisches Personal der Intensivstation gemeinsam mit
den Angehörigen den mutmaßlichen Willen im Hinblick auf eine
Organspende ermitteln müssen. Ein schwieriger Moment, wo sich die
Trauer über den Verlust des Angehörigen mit diesem Ansinnen jemanden
Dritten durch diese Organspende zu neuem Leben verhelfen zu können
vermischt. Die Vorstellung, dass nach dem Tod durch eine Organspende
Leben anderer gerettet werden können, kann vielen Angehörigen in
dieser Situation Trost spenden. »Für viele Hinterbliebene ist dies
ein tröstlicher Gedanke,« so Univ.-Prof. Dr. Christoph Hörmann,
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie,
Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Leiter der klinischen
Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum
St. Pölten und Transplantationsreferent der Region Ost (
Niederösterreich und Burgenland). »Diese Aspekte sollten in der
Kommunikation berücksichtigt werden, um den positiven Einfluss der
Organspende auf das Leben von Empfängern zu verdeutlichen.«
Zwtl.: Schulungen und Unterstützung für medizinisches Personal sind
wesentlich
Um das medizinische Personal zu unterstützen, werden in
Österreich Fortbildungsseminare und Schulungen von der Gesundheit
Österreich GmbH (GÖG) angeboten. Gerade Intensivmediziner sind in
dieser emotional herausfordernden Situation gefragt, eine klare und
einfühlsame Kommunikation zu führen, da die Organentnahme und die
nachfolgende Transplantation logistisch sehr aufwendig sein kann und
Zeit dann oft ein kritischer Faktor ist. „Ein Herz muss innerhalb von
vier Stunden, eine Lunge innerhalb von zehn und eine Leber innerhalb
von 16 Stunden transplantiert werden. Nieren können bis zu 36 Stunden
lang auf Eis liegen,“ betont Professor Hörmann und verweist auf die
Dringlichkeit der Thematik.
Zwtl.: Mit Gesprächen in den Familien zur Selbstbestimmung des
Einzelnen
Professor Dr. Christoph Hörmann betont, dass die
Auseinandersetzung mit der Organspende bereits zu Lebzeiten eine
große Hilfe sein kann. »Offene Gespräche innerhalb der Familie oder
des Freundeskreises tragen dazu bei, Klarheit zu schaffen und den
Angehörigen im Ernstfall eine schwere Entscheidungsfindung über den
mutmaßlichen Patientenwillen im Hinblick auf eine Organspende zu
erleichtern.« Ein solches Gespräch kann nicht nur emotional
entlastend sein, sondern bietet auch die Möglichkeit, den eigenen
Willen eindeutig zu formulieren. So wird vermieden, dass
medizinisches Personal in einer ohnehin schwierigen Situation die
Angehörigen zusätzlich mit der Frage nach dem mutmaßlichen
Patientenwillen belasten muss.
Appell an die Bevölkerung: Der ÖGARI-Präsident appelliert daher
an alle Österreicher, sich rechtzeitig mit dem Thema Organspende
auseinanderzusetzen und das Gespräch darüber zu suchen. Denn auch in
Österreich sind Organe Mangelware, und die Notwendigkeit, diesen
wertvollen Beitrag zur Medizin zu leisten, wächst täglich.
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