08.10.2024, 8249 Zeichen
Wien (OTS) - Am 4. Oktober lud die VOLKSBANK WIEN AG gemeinsam mit
dem Verein
ganznormal.at und der SPARDA-BANK zum Business-Frühstück in den
Flughafentower in Schwechat. Ein hochkarätig besetztes Podium
diskutierte über die Herausforderung psychischer Erkrankungen und
mögliche Lösungsansätze.
5,8 Millionen Krankenstandstage wurden in Österreich im Jahr 2023
mit der Diagnose „Psychische Erkrankung“ gezählt. Grund für die
VOLKSBANK WIEN AG, gemeinsam mit dem Verein ganznormal.at und der
SPARDA-BANK ein Business-Frühstück zu veranstalten, um mit
Expertinnen und Experten Lösungsansätze zu diskutieren.
Pressesprecher Peter Kleemann begrüßte in Vertretung von Flughafen-
Vorstand Julian Jäger die geladenen Gäste aus der Wirtschaft, Markus
Pohanka (Austro Control und ehemaliger ORF-Moderator) moderierte die
Diskussion. Die Veranstaltung fand direkt im Tower statt, dem
höchsten Flughafen-Tower in Europa.
Alexander Biach, Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt
der Selbständigen , ist im Verein ganznormal aktiv, um die
Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren: „Die Betreuung
psychischer Krankheiten muss selbstverständlich werden. Der Weg zur
Behandlung soll aus allen Organisationen heraus erleichtert werden.“
Zwtl.: Psychische Belastungen führen zu langem Krankenstand
Bereits 10,23 Prozent aller Krankenstandstage entfielen im
vergangenen Jahr auf die Diagnose „Psychische Erkrankungen“. Die
durchschnittliche Dauer eines solchen Krankenstandes liegt bei 37,2
Tagen. Alarmierend ist vor allem die Tatsache, dass der prozentuelle
Anteil psychischer Erkrankungen seit 1994 massiv gestiegen ist. Vor
30 Jahren lag er nur bei 2,6 Prozent. „Natürlich liegt der Anstieg an
psychischen Krankheiten auch daran, dass wir heute anders damit
umgehen. Beispielsweise war Burnout in den 1990ern noch kein Thema.
Das heißt aber nicht, dass es diese Erkrankungen damals nicht gab.
Zum Glück steigt die Erkenntnis, wie sehr sich ungesunde
Arbeitsbedingungen körperlich und psychisch auswirken. In vielen
Fällen ist der Arbeitsplatz der Patient, wodurch sich die Bedeutung
der Prävention zeigt“, sagte Johanna Klösch, Arbeits- und
Organisationspsychologin bei der AK Wien.
Dass der erste Schritt das Bewusstmachen ist, bestätigte auch Eva
Pinkelnig, Skispringerin, Sportlerin des Jahres und ausgebildete
Erzieherin. Sie wies darauf hin, dass Menschen, die in der
Öffentlichkeit stehen, eine besondere Vorbildwirkung haben und
deshalb viel beitragen können: „Wenn junge Menschen sehen, dass ihre
Idole offen mit psychischen Belastungen umgehen, trauen sie sich das
auch. Es hilft auch zu sehen, dass selbst Profisportler und Stars,
die vermeintlich ein sorgenfreies Leben führen, nicht vor psychischen
Erkrankungen gefeit sind. Jedes Auto braucht manchmal ein Service,
genauso braucht jeder Mensch zeitweise mentale Hilfe. Viele Menschen
erwarten von sich selbst einen Perfektionismus, den es so gar nicht
geben kann“, betonte die Profisportlerin. Selbstwertschätzung,
Bewegung und der persönliche Kontakt mit anderen Menschen seien viel
wertvoller als soziale Medien.
Zwtl.: Die Pandemie und ihre Folgen
Der absolute Höhepunkt beim Anteil der Krankenstandstage wurde
während der Pandemie in den Jahren 2020/2021 verzeichnet. Vor allem
junge Menschen hatten damals verstärkt mit Depressionen zu kämpfen.
In den Pandemie-Jahren waren laut der OECD-Studie „Health at a Glance
- Europe 2022” 41,3 Prozent der jungen Menschen von Depressionen
betroffen. Im Vergleich dazu lag der Anteil in der Gesamtbevölkerung
damals bei 23,7 Prozent. Das Thema psychischer Erkrankungen zieht
sich allerdings durch alle Altersgruppen. Das zeigen die Zahlen der
Frühpensionierungen: Im Jahr 2023 entfielen rund 32 Prozent aller
Frühpensionierungen auf die Diagnose „Psychische Erkrankungen und
Verhaltensstörungen“. Bei Frauen waren es sogar fast 43 Prozent.
„Diese Zahlen sind besorgniserregend, besonders auch die psychischen
Probleme vieler junger Menschen, die erst ins Arbeitsleben eintreten.
Da kommt erst eine Welle auf uns zu. Die Pandemie hat uns vor große
Herausforderungen gestellt und gleichzeitig unseren Arbeitsalltag
verändert. Remote-Work oder Homeoffice sind heute ganz normal“, sagte
Christian Horak, Partner EY Parthenon. Der Strategieberater empfiehlt
Unternehmen, das Thema schon frühzeitig anzugehen, nicht erst, wenn
die Mitarbeitenden im Beruf sind. Dazu gehört ein Denken für die
„Community“, jedes Unternehmen muss glaubhaft etwas für die
Gesellschaft machen. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einmal
im Unternehmen sind, dürfe man die Verantwortung der Führungskräfte
nicht unterschätzen. Bestätigung bekam er von Johanna Klösch, die
allerdings darauf hinwies, dass das Homeoffice nicht nur Vorteile
böte: „Gerade das Homeoffice birgt auch Gefahren psychischer
Belastung. Arbeits- und Freizeit können leichter verschwimmen, der
unmittelbare Kontakt zu den Arbeitskollegen fehlt und auch die
Feedbackkultur ist noch nicht ganz im Remote-Modus angekommen“,
warnte die Expertin. Laut ihr reiche es nicht aus, neue
Arbeitszeitmodelle anzubieten. „Wir stehen beim Thema New Work noch
ganz am Anfang und müssen gemeinsam lernen, mit Chancen und Risiken
umzugehen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, sagte
Klösch.
Alexander Biach, Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt
der Selbständigen, betonte, dass man bei allen diskutierten Maßnahmen
oft die Selbständigen vergäße. „Für selbständige Unternehmerinnen und
Unternehmer ist das Arbeiten alleine oft ganz normal. Wir erreichen
sie nicht über interne Mentoring-Programme oder Kampagnen. In
Gesunden- und Vorsorgeuntersuchungen müssen deshalb auch psychische
Erkrankungen endlich den nötigen Stellenwert bekommen, um präventiv
handeln zu können“, so Biach. Für Unternehmer und Führungskräfte
werde Empathie eine zentrale Aufgabenstellung in der Zukunft. „Um
dies zu können, müsse man vorerst einmal sich selbst wertschätzen“
schließt Biach.
Zwtl.: Volkswirtschaftliche Kosten und Lösungsansätze
Welche Auswirkungen psychische Erkrankungen auf die
Volkswirtschaft haben, versuchte die OECD bereits im Jahr 2018 in
ihrer Studie „Health at a Glance“ zu dokumentieren. Laut Studie
beliefen sich die Gesamtkosten mentaler Erkrankungen für alle 28 EU-
Staaten auf die Summe von 607 Milliarden Euro - oder 4,10 Prozent des
BIP. Für Österreich wurden damals Gesamtkosten von 14,93 Milliarden
Euro (4,33 Prozent des BIP 2015) ermittelt. Diese bestehen aus
direkten Kosten für das Gesundheits- und das Sozialsystem sowie
indirekten Kosten für den Arbeitsmarkt.
Um die Auswirkungen für Betroffene und die Wirtschaft zu
reduzieren, empfahlen die Expertinnen und Experten am Podium, vor
allem Bewusstsein zu schaffen. Unternehmen sollten offen mit dem
Thema umgehen, gemeinsam mit den Mitarbeitenden auf präventive
Maßnahmen setzen. Beratungsformate wie Supervision oder Coaching
seien ein wichtiger Schritt, um das Stressmanagement und die Work-
Life-Balance gezielt zu verbessern. Mit internen Programmen alleine
sei es aber nicht getan. Der Gesetzgeber sei dazu aufgerufen,
psychische Belastungen mit physischen Erkrankungen gleichzusetzen.
Vor allem aber stand für die Diskussionsteilnehmenden der offene
Umgang und die Entstigmatisierung im Vordergrund. Denn nur, wenn wir
als Gesellschaft offen mit dem Thema „Psychische Erkrankungen“
umgehen, nehmen wir erste Anzeichen bewusst wahr und können schneller
und effektiver im Sinne und zum Wohle der Betroffenen handeln.
VOLKSBANK WIEN AG
Die VOLKSBANK WIEN AG ist mit 1.282 Mitarbeitenden (
Vollzeitäquivalente Konzern) und 54 Vertriebsstellen in den Regionen
Wien, Burgenland, Weinviertel, Waldviertel und Industrieviertel sowie
der österreichweiten Marke SPARDA-BANK die größte der
österreichischen Volksbanken. Neben dem eigenen Retailgeschäft
erfüllt die VOLKSBANK WIEN AG seit Juli 2015 als Zentralorganisation
auch übergeordnete Aufgaben für den Volksbanken-Verbund (Stand
30.06.2024). Weitere Informationen auf www.volksbankwien.at bzw.
www.volksbank.at/nachhaltigkeit.
Hinweis: Der Volksbanken-Verbund legt großen Wert auf Diversität
und die Gleichberechtigung aller Geschlechter. Aus Gründen der
besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher,
weiblicher und diverser Sprachformen verzichtet. Sämtliche
Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
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