20.03.2025, 6926 Zeichen
Wien (OTS) - Die wirtschaftliche Lage der Gastronomie bleibt
angespannt. Steigende
Kosten für Wareneinsatz und Mitarbeiter belasten die Margen, während
die Umsatzentwicklung seit 2019 stagniert. Besonders kleinere
Betriebe geraten zunehmend unter Druck. Die Österreichische Hotel-
und Tourismusbank (OeHT), Prodinger Tourismusberatung und Kohl >
Partner haben die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Branche
erneut analysiert. Der Fitness-Check Gastronomie 2025 liefert
detaillierte Einblicke in Umsatzentwicklung, Kostenstrukturen und
erstmals auch ESG-Kennzahlen auf Basis der Jahresabschlüsse 2023.
Geringe Umsatzsteigerung pro Sitzplatz - Frequenzrückgang deutet
sich an
Trotz Inflation und steigender Preise bleibt die Umsatzsteigerung
pro Sitzplatz im Vergleich zu 2019 gering. Besonders kleinere
Betriebe mit weniger als 100 Sitzplätzen verzeichnen sogar einen
Rückgang im Vergleich zu 2022, obwohl die Lebensmittelpreise und
Energiekosten spürbar gestiegen sind. Dies deutet darauf hin, dass
trotz höherer Haushaltseinkommen die Gästefrequenz tendenziell
zurückgeht, was den wirtschaftlichen Druck auf viele Betriebe weiter
erhöht.
Allein durch Preissteigerungen lässt sich die Rentabilität nicht
sichern. Die Preissensibilität der Gäste nimmt spürbar zu, was dazu
führt, dass Gastronomen verstärkt auf kostenoptimierte Gerichte
setzen müssen, um ihre Margen zu stabilisieren.
Wareneinsätze steigen weiter - professionelles Controlling
entscheidend
Die Netto-Rohaufschläge variieren stark zwischen den Betrieben.
Das zeigt, dass der Umgang mit Wareneinsätzen ein entscheidender
Faktor für die Rentabilität ist. Effizientes Controlling und eine
umsichtige Küchencrew sind unerlässlich, um Kosten im Griff zu
behalten und Margen zu sichern.
Ein genauer Blick auf die Wareneinsatz-Quoten verdeutlicht, dass
sowohl im Getränkebereich als auch in der Küche spürbare
Kostensteigerungen zu verzeichnen sind. Besonders kritisch ist, dass
die Preisanpassungen bei Speisen insgesamt hinter der Inflation bei
Lebensmitteln und Getränken zurückgeblieben sind - ein Umstand, der
den Margendruck in vielen Betrieben weiter verschärft. Strategien zur
Optimierung des Wareneinsatzes und eine gezielte Preisgestaltung
werden damit immer wichtiger.
Kostenfaktoren steigen rasant - Mitarbeiterplanung wird zum
Erfolgsfaktor
Die Lohnkosten in der Gastronomie steigen rasant - eine besondere
Herausforderung für kleinere Betriebe. Trotz konstanter Produktivität
gemessen an Mitarbeitenden pro Sitzplatz treiben die deutlich höheren
Kosten pro Vollzeitäquivalent (VZÄ) die Mitarbeiteraufwände in die
Höhe. Auffallend ist, dass der Anteil der Mitarbeiterkosten am Umsatz
im Vergleich zum Vorjahr spürbar gestiegen ist. Das bedeutet, dass
diese stärker angestiegen sind als die Umsätze.
Marco Riederer und Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der
Prodinger Tourismusberatung, betonen: „Um wirtschaftlich erfolgreich
zu bleiben, wird eine noch gezieltere Analyse des
Mitarbeitereinsatzes essenziell: Wann und wie viele Mitarbeitende
werden tatsächlich benötigt? Eine flexible Anpassung an den Umsatz
pro Stunde wird damit zum entscheidenden Erfolgsfaktor.“
Wirtschaftliche Rentabilität schwindet - Kleine Betriebe & Fine
Dining zunehmend in der Krise
Betriebe mit einem Umsatz von bis 300.000 Euro sind besonders
stark betroffen. Ihr Ergebnis vor Steuern ist stark rückläufig und
oftmals bereits negativ, vor allem durch gestiegene Kosten und den
Wegfall staatlicher Unterstützungsmaßnahmen.
Stefan Brida, Controlling-Experte von Kohl > Partner, warnt: „Die
klassischen Wirtshäuser geraten zunehmend unter wirtschaftlichen
Druck. Die Margen sind in den letzten Jahren deutlich geschrumpft,
während Kosten für Mitarbeiter und Wareneinsatz weiter steigen. Wenn
Betriebe keine gezielten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergreifen,
wird sich das Wirtshaussterben unaufhaltsam fortsetzen.“
Besonders Fine-Dining-Betriebe und die Haubenküche verzeichnen
hohe GOP-Einbußen, da sie neben den gestiegenen Mitarbeiterkosten
auch mit höheren Wareneinsätzen und eingeschränkter Preisdurchsetzung
zu kämpfen haben.
Ein weiteres zentrales Ergebnis: Die Energiekosten in Prozent des
Umsatzes sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen und mindern
damit zusätzlich das operative Ergebnis.
ESG-Kennzahlen erstmals erfasst - Nachhaltigkeit wird messbarer
Zum ersten Mal wurden ESG-Daten systematisch für die Gastronomie
erhoben. Die Integration von ESG-Kriterien gewinnt für Unternehmen
zunehmend an Bedeutung - nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht,
sondern auch aus ökologischer und sozialer Verantwortung. „Die
Integration von ESG-Kriterien trägt sowohl sozial, ökologisch als
auch wirtschaftlich zur Kostenoptimierung bei und stärkt gleichzeitig
die Wettbewerbsfähigkeit, das Image und die langfristige
Widerstandsfähigkeit der Betriebe“, betont Matthias Matzer,
Geschäftsführer der OeHT.
1. Umwelt: Mehr als 72 % der Betriebe beziehen ihre Lieferanten aus
einem Umkreis von maximal 100 Kilometern, was auf eine starke
regionale Wertschöpfung hinweist. Der Wasserverbrauch pro Sitzplatz
liegt bei jährlich 5,77 m³ in kleinen Gastronomiebetrieben, während
das durchschnittliche Abfallaufkommen pro Sitzplatz bei 85,71 kg pro
Jahr liegt.
2. Soziale Aspekte: Frauen sind in der Branche zunehmend in
Führungsrollen vertreten und stellen inzwischen knapp 50 % der
leitenden Positionen.
3. Governance: Die Fluktuationsrate von 18,47 % in größeren Betrieben
deutet auf eine relativ stabile Beschäftigungssituation innerhalb der
Kernbelegschaft hin.
Gerade in Zeiten steigender Betriebskosten und eines wachsenden
Nachhaltigkeitsbewusstseins der Gäste wird es für Betriebe
essenziell, nachhaltige Maßnahmen nicht als Zusatzaufwand, sondern
als strategischen Vorteil zu begreifen. Unternehmen, die ESG-
Kriterien gezielt in ihre Betriebsführung integrieren, profitieren
langfristig von einer stärkeren Marktposition und einem positiven
Unternehmensimage.
Gewinner und Verlierer driften weiter auseinander
Die Ergebnisse des Fitness-Checks zeigen eine zunehmende
Differenzierung innerhalb der Branche. Während größere Betriebe von
Skaleneffekten, besseren Einkaufskonditionen, optimiertem
Mitarbeitermanagement und einer strategischen Preissetzung
profitieren, geraten kleinere Betriebe zunehmend unter Druck. Die
strukturellen Nachteile - höhere relative Kosten, begrenzte
Preisgestaltungsspielräume und steigender Mitarbeitermangel - lassen
sich für viele nur schwer ausgleichen.
Wer seine betriebswirtschaftlichen Kennzahlen nicht im Griff hat,
wird es in Zukunft noch schwerer haben. Der Fitness-Check liefert
hier eine wertvolle Orientierungshilfe, indem er Transparenz über
Kostenstrukturen, Rentabilität und Erfolgsfaktoren schafft. Mit einer
gezielten Analyse und strategischen Anpassungen können Betriebe ihre
Wettbewerbsfähigkeit stärken und langfristig wirtschaftlich bestehen.
Der Fitnesscheck steht hier zum Download bereit:
https://www.oeht.at/beraten-lassen/know-how-und-ke...
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 80/365: Glauben Sie, dass eine weitere WP-KESt-Erhöhung droht, Christoph Boschan?
Aktien auf dem Radar:Strabag, OMV, Frequentis, Austriacard Holdings AG, Pierer Mobility, Amag, Uniqa, Wienerberger, EVN, ATX, ATX Prime, ATX TR, VIG, voestalpine, FACC, Verbund, Wiener Privatbank, Semperit, Agrana, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Palfinger, Flughafen Wien, Kapsch TrafficCom, Österreichische Post, Telekom Austria.
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