14.11.2024, 2899 Zeichen
Wien (OTS) - „Ein Aufschub der EU-Entwaldungsverordnung ist ein
erster,
alternativloser Schritt. Jetzt müssen aber weitreichende
Nachbesserungen speziell für unsere vielen Klein- und Mittelbetriebe
folgen. Der Beschluss des EU-Parlaments, wonach das Dossier neuerlich
in Trilogverhandlungen aufgeschnürt wird, gibt uns Zuversicht, dass
substanzielle Änderungen zum Vorteil der KMU gelingen werden“, sagt
Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und
Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Sie verweist auf
das deklarierte Ziel der EU-Kommission, Bürokratie zu reduzieren.
Dieses wird durch die EU-Entwaldungsverordnung völlig konterkariert.
Diese betrifft auch viele Betriebe im Handwerk und Gewerbe in
Österreich, die entsprechende Waren weiterverarbeiten - vom Fleischer
bis zum Futtermittelhersteller, vom Chocolatier bis zur Konditorei,
vom Tischler bis zum KFZ-Betrieb (Kautschuk-Produkte). Bisher war es
in der EU üblich, dass Dokumentationspflichten beim Erst-Import von
Waren anfallen. Alle nachgelagerten Stufen können sich dann auf diese
durch den „Erstinverkehrbringer“ erfolgte Prüfung verlassen. Bei der
EU-Entwaldungsverordnung wird unverständlicherweise von dieser ebenso
sinnvollen wie effizienten Regelung abgegangen. Stattdessen soll -
ähnlich wie beim Lieferkettengesetz - jedes einzelne Unternehmen
innerhalb der Produktions- und Vermarktungskette die Dokumentation
der Ursprungs- und Herkunftszeugnisse wieder und wieder weiterführen.
„Unsere Klein- und Mittelbetriebe haben keinen Einfluss auf die
Produktionskette. Sie werden aber mit überbordenden
Dokumentationspflichten gequält“, sagt Scheichelbauer-Schuster: „Es
ist absurd, wenn für jede einzelne Praline die Referenznummer der
verwendeten Kakaobohnen oder für jede Sessellehne jene des
verarbeiteten Holzstückes mitnotiert werden soll. Mit noch mehr
Papierflut und teuren Datenbanken lassen sich weder Wälder retten
noch die Welt verbessern.“
Zudem sei es unverständlich, dass Produkte aus Österreich nicht
schon längst als risikolos kategorisiert wurden: In Österreich gibt
es kein Entwaldungsproblem, sondern im Gegenteil einen stetigen
Zuwachs an Waldfläche. Trotzdem würden Nachweispflichten der
Entwaldungsfreiheit auch für Rohstoffe heimischen Ursprungs anfallen
- eine „absolut verzichtbare Bürokratieflut“, so Scheichelbauer-
Schuster.
Laut einer Umfrage von KMU Forschung Austria beklagen 71 Prozent
der Betriebe im Gewerbe und Handwerk in Österreich, dass die
Belastungen durch Bürokratie in den vergangenen drei Jahren
zugenommen hätten. Der durch bürokratische Auflagen verursachte
Aufwand ist schon jetzt gewaltig: Die Gesamtkosten für das Gewerbe
und Handwerk belaufen sich auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr. Es
müssen dafür jedes Jahr rund 70 Millionen Arbeitsstunden aufgewendet
werden. Das entspricht 42.190 Vollzeit-Arbeitsstellen oder 6,6
Prozent der gesamten Personalkapazität. (PWK415/HSP)
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