16.12.2024, 3093 Zeichen
Wien (OTS) - Der österreichische Versicherungsmarkt war 2024
weiterhin von der
Zinswende, den Folgen des Klimawandels und dem zunehmenden Einsatz
neuer digitaler Technologien geprägt. Das zeigt der jährliche Bericht
der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) zur Lage der
Versicherungswirtschaft, dessen Ausgabe für 2024 heute veröffentlicht
wurde.
Die Zinserhöhungen der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation
seit 2022 und große Katastrophen-Schäden - rund Ꞓ 700 Mio. alleine
wegen der Unwetter in Österreich und den Nachbarländern im September
- haben das Liquiditätsrisiko der Versicherungsunternehmen stärker in
den Aufsichtsfokus gerückt. Während des Niedrigzinsumfelds waren
illiquidere Veranlagungen für die Erwirtschaftung der garantierten
Renditen in der Lebensversicherung attraktiv. Insbesondere Immobilien
spielen für die österreichischen Versicherungen mit rund 10% des
Gesamtvermögens eine im europäischen Vergleich sehr große Rolle.
Zur Analyse der makroprudenziellen Risiken und Verwundbarkeiten
beteiligte sich die FMA heuer an dem von der European Insurance and
Occupational Pensions Authority (EIOPA) koordinierten Stresstest für
europäische Versicherungsgruppen. Das Szenario testete einen
plötzlichen Anstieg von Zinsen und Inflation bei gleichzeitigen
Massenstorni. Aus Österreich nahm die Vienna Insurance Group (VIG) an
diesem Stresstest teil. Zusätzlich dazu berechnete die FMA auf Basis
des europäischen Szenarios einen vereinfachten Stresstest für den
heimischen Versicherungsmarkt. Die Resultate bestätigen die solide
Kapitalausstattung der österreichischen Versicherungen.
Ein zweiter Stresstest wurde im zu Ende gehenden Jahr zu einem
anderen Thema durchgeführt: Die europäischen Aufsichtsbehörden
analysierten erstmals die Folgen der von der Europäischen Union (EU)
angestrebten Transformation der Wirtschaft auf kohlenstoffärmere
Produktion („Fitfor55“) für die Finanzbranche. Die FMA rechnet
bereits regelmäßig seit 2019 einen Klimastresstest und legte diesem
im Jahr 2024 ebenfalls das FitFor55-Szenario zugrunde, um die
Verwundbarkeit der Versicherungsportfolien gegenüber den in diesem
Paket vorgesehenen Maßnahmen evaluieren zu können.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Umsetzung des Maßnahmenpakets
der EU zur Realisierung des European Green Deal von der
österreichischen Versicherungswirtschaft verkraftbar ist und keine
Gefahr für die Finanzstabilität darstellt. Sollte die Umsetzung des
FitFor55-Pakets allerdings Zweitrundeneffekte nach sich ziehen,
können Verluste von 16% der aktivseitigen Bestände eintreten - ein
ähnlicher Betrag wie auf der europäischen Ebene. Dies verdeutlicht
die Bedeutung der Integration von Klima- und Transitionsrisiken in
das Risikomanagement.
Die Resilienz der Versicherungsunternehmen gegenüber Cyberrisiken
war ein weiteres Thema für die FMA, auch in Vorbereitung der ab 2025
geltenden Vorgaben der EU-Verordnung DORA (Digital Operational
Resilience Act) zum IKT- Risikomanagement.
Der vollständige Bericht ist auf der Website der FMA unter
https://www.fma.gv.at/versicherungen/offenlegung/lag...
versicherungswirtschaft/ abrufbar.
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