03.10.2024, 4431 Zeichen
Linz (OTS) - Wasserstoff soll fossile Gase in der Industrie ersetzen.
Er soll die
Basis für Flugzeug- und Schiffs-Treibstoffe bilden. Die
Wasserstoffproduktion soll ein integraler Bestandteil des
Energiesystems werden, dazu sollen bis 2030 Elektrolyse-Kapazitäten
von 1 Gigawatt aufgebaut werden.
Alle diese Zielvorstellungen sind in der Österreichischen
Wasserstoffstrategie enthalten, zu der die Bundesregierung im
September den jüngsten Umsetzungsbericht vorgelegt hat. Doch als
Grundlage für Investitionen der Netzbetreiber in ein künftiges
Wasserstoffnetz sind die Vorgaben noch zu wenig konkret. „Wir
brauchen klare Rahmenbedingungen, denn die Zeit drängt, wenn wir bis
2030 die Ziele erreichen wollen“, sagte der Geschäftsführer von Linz
Netz, Johannes Zimmerberger, beim Energiepolitischen
Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 3. Oktober
2024.
Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer,
verwies auf die Bedeutung von Wasserstoff für das Gesamtsystem: „Es
geht nicht nur um die Versorgung der Industrie mit klimaneutralem
Gas, sondern auch um die saisonale Speicherung von erneuerbarem
Strom. Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die erfolgreiche
Umsetzung der Energiewende.“
Zwtl.: EU-weiter Ausbau
Zimmerberger ließ dazu mit ehrgeizig klingenden Zahlen
aufhorchen. Noch 2022 deckte Wasserstoff weniger als 2% des EU-weiten
Energieverbrauchs ab und wurde überdies fast zur Gänze aus fossilem
Erdgas gewonnen. Bis 2030 sollen jedoch jährlich 10 Millionen Tonnen
an erneuerbarem, klimaneutralem Wasserstoff produziert werden, was
immerhin 14% des Strombedarfs aller EU-Staaten entspricht. Dazu ist
unter anderem eine Elektrolysekapazität von mindestens 40 Gigawatt
erforderlich.
Im Rahmen des European Hydrogen Backbone soll bis 2030 ein
Wasserstoffnetz mit einer Länge von 32.600 Kilometern errichtet
werden, die Hälfte davon sollen umgestellte ehemalige Erdgas-
Leitungen sein. Das übergeordnete Netz soll es in der Zukunft möglich
machen, Wasserstoff aus klimatisch begünstigten Regionen wie
Zentralspanien, Sizilien und Nordafrika zu importieren.
Zwtl.: Handlungsbedarf in Österreich
Damit Österreich hier im Ausbau nicht zurückfällt, müssen die
nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen rasch geschaffen werden,
fordert Zimmerberger: „Da geht es vordringlich einmal um das
Gaswirtschaftsgesetz (GWG). Es muss um die gesamte Wasserstoff-
Materie ergänzt werden.“ Konkret muss eine Systematik für die
Festsetzung der Netznutzungsentgelte geschaffen werden. Weiters
braucht es Regeln für die Anerkennung von Kosten für den Betrieb des
Netzes und die Festlegung eines Marktmodells. Zimmerberger bringt
überdies die Idee staatlicher Garantien für Investitionen in
Wasserstoffnetze ins Spiel. In Deutschland gibt es solche Garantien
bereits, berichtet Zimmerberger: „In der Anfangsphase des
Wasserstoffnetzausbaus werden die Einnahmen durch Netzentgelte noch
gering sein, da es zunächst wenige Nutzer geben wird. Als regulierte
Unternehmen können Netzbetreiber aber nicht mit Verlusten arbeiten.
Dieses Dilemma könnten Investitionsgarantien auflösen.“
Im Hinblick auf den Wasserstoff sind auch Anpassungen im
Erneuerbare-Gase-Gesetz nötig, das vom Ministerrat bereits
beschlossen wurde, aber im Nationalrat die nötige Zweidrittelmehrheit
nicht erreichen konnte.
Ein wichtiger Hebel zur Beschleunigung des Wasserstoff-Ausbaus
könnten die Investitionszuschüsse sein, die im Erneuerbaren-Ausbau-
Gesetz (EAG) vorgesehen sind. Allerdings sind die Bedingungen dafür
zu eng gefasst, kritisiert Zimmerberger: „Erstens gilt die Förderung
derzeit nur für Elektrolyse-Anlagen, nicht für die Netzinfrastruktur.
Zweitens ist Wasserstoff, der aus Biomasse hergestellt wird,
ausdrücklich ausgeschlossen, was das Hochfahren der Versorgung
unnötig bremst.“
Zwtl.: Sicht der Verbraucher
Linz Netz hat auf der Basis von Kundenbefragungen in seinem
Netzbereich mit der Planung eines Startnetzes begonnen, berichtet
Zimmerberger: „Wir planen das im Hinblick auf die Bedürfnisse der
Großkunden, ausgehend von den Kopplungspunkten im vorgelagerten Netz.
Das H2-Startnetz in Linz wird rund 31 Millionen Euro kosten, diese
Kosten sollten von der Regulierungsbehörde anerkannt werden, aber
derzeit gibt es für Wasserstoff noch keine Regulierungssystematik.“
Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von
fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich,
Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.
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