04.11.2024, 3216 Zeichen
Wien (OTS) - Der deutsche Politiker und profunde Europa-Kenner Armin
Laschet war
der erste Gast der neuen Veranstaltungsreihe âSalon Stubenringâ der
Wirtschaftskammer Wien. Ins Leben gerufen wurde das neue Format, das
in den historischen Räumlichkeiten der Kammer am Stubenring über die
Bühne geht, vom Wiener Wirtschaftskreis, dem Think Tank der WK Wien.
âMit der neuen Veranstaltungsreihe knüpfen wir an unsere Historie an.
Der Salon Stubenring soll Raum für groÃes Denken und neue Ideen auch
abseits des tagesaktuellen Geschehens bietenâ, sagt Walter Ruck,
Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Im Haus am Stubenring hätten
bereits Nobelpreisträger gewirkt und es war auch ein zentraler Ort
der Ãsterreichischen Schule der Nationalökonomie.
âEuropa unter Druckâ lautete der Titel der Premiere. Den gibt es
aktuell von vielen Seiten. Zum einen droht die Union ihre
wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China zu
verlieren. Zum anderen ist Europa durch die Kriege in unmittelbarer
Nähe sicherheitspolitisch in Gefahr. Dazu kommen noch
innereuropäische Konflikte, da sich die EU durch unterschiedliche
Ansichten, etwa hinsichtlich Migrationspolitik oder Klimawandel,
spalten lässt. âWir tun jetzt alles, um irgendwie den Ist-Zustand
aufrecht zu erhalten und es ist kein Platz mehr da für Visionen oder
die Frage, wo wir mit der EU eigentlich hinwollenâ, bedauerte
Laschet.
Neues zulassen
Damit entsteht der Eindruck einer Perspektivenlosigkeit, die für
den profunden EU-Kenner Laschet in Wahrheit nicht gegeben ist.
âGerade in einer Krise ist es gut, wenn man definiert, wo man
eigentlich steht und sieht, wie man besser werden kannâ, so Laschet.
Darauf kann man aufbauen. âUnd das wird bei der Wettbewerbsfähigkeit
genauso seinâ, ist Laschet überzeugt. Klare Forderungen formulierte
er im Zuge dessen an die Politik, allen voran den EU-Institutionen:
âIch erwarte ich mir von der nächsten Kommission, dass sie
Vorschriften abbaut und nicht neue erfindetâ, betont Laschet. Denn
was früher eine Erleichterung bedeutete - nämlich einheitliche
Richtlinien und Standards im EU-Binnenraum ohne Abweichungen in
einzelnen Ländern - wird heute zum Hemmschuh für die Unternehmen.
Innovationen werde dadurch im Keim erstickt, so Laschet: âMan muss
Neues erst einmal zulassen und ausprobieren. Dann kann man auch
wieder an die Spitze kommen.â
Starker Markt
Auch WK Wien-Präsident Ruck betont den Wunsch nach weniger
Dirigismus: âRahmenbedingungen vorzugeben ist ja okay, aber wir
müssen weg von dieser individuellen Vorschriftsebeneâ, forderte Ruck.
Grund zu verzweifeln, sieht er allerdings nicht. âIch glaube an
diesen Kontinent und dessen Wirtschaft. Es ist ein extrem starker
Markt mit resilienten Menschen, die gut ausgebildet sind. Wenn wir
uns auf unsere Stärken besinnen, können wir die aktuellen
Herausforderungen schaffenâ, ist Ruck überzeugt. Für den
Wirtschaftsstandort Wien hat die EU jedenfalls enorme Bedeutung.
Ruck: âRund 70 Prozent des Wiener Exportvolumens gehen in andere EU-
Staaten. Unter den gröÃten zehn Exportmärkten Wiens befinden sich
acht EU-Länder. Deutschland selbst ist der gröÃte Handelspartner der
Wiener Unternehmen.â
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