17.07.2024,
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Düsseldorf (ots) - Eine aktuelle Kearney-Studie zeigt: Das Wachstum
der Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010
jährlich um rund neun Prozent. Beinahe sechs Prozent der weltweit
börsennotierten Unternehmen zählen dazu. Die Kapitalmärkte scheinen
allerdings weiterhin unbeeindruckt und Investoren zahlen immense
Preise für die Übernahme untoter Unternehmen, der Mehrwert ist
allerdings meist von kurzer Dauer.
Die Zombie-Invasion geht weiter. Durch die anhaltende Inflation, die
Kreditkosten auf das höchste Niveau seit einem Jahrzehnt getrieben
hat, ist die Anzahl der Unternehmenszombies auch im Jahr 2023
weltweit erneut angestiegen. Gemeint sind Unternehmen, die nicht
genügend Gewinne aus dem operativen Geschäft erzielen, um ihre
finanziellen Schuldenverpflichtungen zu erfüllen - sie machen nun 5,8
Prozent aller börsennotierten Unternehmen weltweit aus. "Allein im
letzten Jahr kamen 827 solcher Unternehmen dazu, was die 534, die
durch verbesserte finanzielle Situationen "wiederbelebt" wurden, und
die 127 Unternehmen, die von der Börse genommen wurden, übertrifft",
erklärt Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney. Die Auswirkungen der
schwierigen Finanzierungs- und Handelsbedingungen begründen den
Anstieg bei diesen Firmen. "Laut unseren Stresstests zu den
Zinssätzen wird der Anstieg der Zombie-Unternehmen ziemlich sicher so
weitergehen - besonders, da sich viele Unternehmen vor Corona zu
niedrigen Zinsen finanziert haben und nun eine Refinanzierung
ansteht." Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen derzeit jährliche
Zinszahlungen von einer Million Dollar hat, würde eine 1,5-fache
Zinserhöhung die jährliche Zahlung auf 1,5 Millionen Dollar erhöhen -
und vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Veränderungen in der
Ertragslage - würde dies 6,6 Prozent der weltweit börsennotierten
Unternehmen in Zombies verwandeln. Eine Verdoppelung der Zinssätze
könnte diese Zahl auf 7,7 Prozent ansteigen lassen - unwahrscheinlich
sei das laut dem Experten nicht. Denn wenn die Zinsen vor Corona noch
bei 1,5 Prozent standen, müssen Unternehmen aktuell häufig Zinssätze
von sechs Prozent tragen, was sogar einer Vervierfachung entspricht.
Zombies nehmen bei Firmen aller Größen zu, wobei der bedeutendste
Anstieg im letzten Jahr bei mittelgroßen Unternehmen zu verzeichnen
war. Nach wie vor sind allerdings solche mit einem Jahresumsatz von
500 Millionen Dollar oder weniger am meisten betroffen.
Spekulation auf die Untoten: Warum sich so viele Investoren
verschätzen
Falls das nicht schon beängstigend genug ist, kommt für Kuhlwein noch
hinzu: "Die Kapitalmärkte zeigen sich zurzeit noch blind gegenüber
dieser Entwicklung. Eine solche Entkoppelung der Wirtschaft von den
Börsen hat auch in der Finanzkrise 2008 stattgefunden. Investoren
sollten diese Dynamik daher genau beobachten." Doch das Gegenteil sei
der Fall. Das gestiegene Interesse an Zombies als Investitionen ist
nicht nur ungebrochen, es werden auch immense Preise für sie bezahlt.
"Zombies werden im Schnitt mit einem Transaktionswert von viermal dem
Umsatz gekauft, während gesunde Unternehmen mit 2,5mal dem Umsatz
bewertet werden. Strategische Investoren scheinen hier also ein
enormes Wertsteigerungspotenzial zu sehen", so Kuhlwein. Für die
Studie wurden insgesamt 7.710 Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse
untersucht. Laut Kuhlwein gibt es allerdings klare Hinweise darauf,
dass viele Käufer nicht in der Lage sind, die maroden Unternehmen zu
integrieren oder erfolgreich zu sanieren: "Rund ein Fünftel der
akquirierten Zombies landen schnell wieder auf dem Markt, so dass sie
ein weiteres Mal übernommen werden, vier Prozent sogar mehr als
zweimal." Trotz des oft geringeren Unternehmenswertes im Vergleich
zur Schuldenhöhe sind Zombie-Unternehmen laut der Studie für
strategische Investoren, die sich geistiges Eigentum und Marktanteile
erkaufen oder Größenvorteile sichern wollen, äußerst attraktiv. Diese
machen 81 Prozent der Zombie-bezogenen Fusionen und Übernahmen aus.
"Ein klassisches Beispiel sind Pharmaunternehmen, die
Biotech-Startups kaufen, die in einer Frühphase aufgrund von
erheblichen Forschungskosten noch rote Zahlen schreiben, und so zu
guten Übernahmekandidaten werden", weiß Kuhlwein. Obwohl die Käufer
anfangs eine attraktive Rendite auf ihre Investition erhalten,
bestätigen die Daten, dass die Übernahmen nur kurzfristigen Wert
bieten. Während Zombie-Unternehmen ein Jahr nach der Übernahme den
Total Shareholder Return (TSR) um 15 Prozent steigern, liegt dieser
bei "normalen" Unternehmen bei lediglich sechs Prozent. Nach den
ersten zwölf Monaten schwinde der Vorteil laut Kuhlwein und die Werte
für den TSR gleichen sich mit der Zeit an. Die Akquisition von
Zombies zahlt sich also aus - für alle die es schaffen, die positiven
Entwicklungen der Phase direkt nach dem Kauf optimal zu nutzen.
Asien und Australien: Zombie-Unternehmen im Vergleich zu Europa
zehnmal höherer Anstieg
Globale Wirtschaftstrends verliefen im letzten Jahr weltweit sehr
unterschiedlich, und so auch die Entwicklung der Zombies. In einigen
Regionen und Ländern war ein starker Anstieg untoter Unternehmen zu
verzeichnen, während in anderen die Zombie-Population zurückging.
Während Asien mit zehn Prozent und Australien mit 14 Prozent viele
neue solcher Unternehmen registrierte, gab es in Normamerika sechs
Prozent und in Europa nur ein Prozent Zuwachs. Zwei Kontinente
registrierten Rückgänge: Südamerika mit fünf Prozent und Afrika (drei
Prozent). Und auch in Europa gab es positive Entwicklungen, weiß
Christian Feldmann, ebenfalls Partner bei Kearney: "Die Schweiz
verzeichnete mit 30 Prozent den größten proportionalen Rückgang an
Zombies aller Länder, die wir untersucht haben. Der Anteil sank dort
von 5,1 Prozent im Jahr 2022 auf 3,6 Prozent." Der hohe Prozentsatz
insolvenzgefährdeter Unternehmen in Asien könne eine Folge der
schwierigen Zeiten in der Immobilienbranche einiger Länder der Region
sein. China war von einem Abschwung im Immobiliensektor besonders
stark betroffen, was zu einer Vermehrung der Zombies um 27 Prozent
führte. Dies brachte den gesamten Anteil der schwächelnden
Unternehmen auf 3,4 Prozent, was allerdings immer noch deutlich unter
dem globalen Durchschnitt von 5,8 Prozent liegt. Deutschland
verzeichnete mit 24 Prozent ein ähnlich signifikantes Wachstum an
Zombie-Unternehmen, wodurch deren Quote unter allen börsennotierten
Unternehmen auf 6,7 Prozent anstieg. "Zurückzuführen ist diese
Entwicklung vermutlich auf das langsame Wirtschaftswachstum
hierzulande, die Inflation und die rückläufigen Exporte im letzten
Jahr", erklärt Feldmann. Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen,
wie unterschiedliche Geldpolitik und verschiedene
Finanzierungslösungen Unternehmen in bestimmten Regionen anfälliger
für finanzielle Schwierigkeiten machen.
Zombies gefährden die gesamte Wertschöpfungskette
Blickt man auf die am stärksten betroffenen Sektoren, stieg die Zahl
der Zombie-Unternehmen im Immobiliensektor von 8,9 Prozent im Jahr
2022 auf 11,0 Prozent im Jahr 2023 stark an. Sollten die Zinsen
weiter steigen, steigt auch die Zahl der Zombies, wie Kearneys
Stresstests zeigen. Bei einer Erhöhung um das 1,5-fache könnte der
Anteil auf 13,3 Prozent steigen, und bei einer Verdopplung sogar auf
16,2 Prozent, was eine der höchsten Raten unter allen untersuchten
Branchen wäre. Feldmann warnt: "Ein hoher Anteil an Zombies bei
Immobilienunternehmen hat das Potenzial einer hohen Folgewirkung auf
etwa Bauunternehmen, Handwerker und die Baustoffindustrie." Das zeige
zum einen die Verkettung der Sektoren, aber auch die Gefahr, die von
Zombies ausgeht. Denn, wenn diese doch einmal unkontrolliert
umkippen, gefährden sie schnell die gesamte Wertschöpfungskette.
Zur Studie:
https://www.kearney.com/service/mergers-acquisitions/a...
uyers-beware
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