28.11.2024, 4726 Zeichen
Wien (OTS) - Photovoltaik (PV) ist zentraler Bestandteil des
künftigen
Stromsystems in Österreich. Gleichzeitig bringt der PV-Boom die Netze
aber an ihre Grenzen. Im Rahmen des Oesterreichs Energie Trendforums
Ende November diskutierte die Energiewirtschaft über die
Möglichkeiten und Herausforderungen von Photovoltaik in Österreich.
Dabei ging es neben dem Netzausbau um netzdienliches Verhalten, das
Potenzial von Speichern und das Neu-Denken von Förderungen.
Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie,
startete das letzte Trendforum 2024 mit einem Aufruf: „Die
Regierungsverhandlungen sind gestartet. Jetzt ist die Zeit sich
einzubringen. Wir müssen zeigen, dass sowohl die Transformation des
Energiesystems als auch die Stärkung des Wirtschaftsstandorts möglich
sind. Bei der Integration der Erneuerbaren ins Netz müssen wir
möglichst intelligent vorgehen, um die Kosten möglichst gering zu
halten.“ Eine lösungsorientierte Diskussion stand auch im Mittelpunkt
des Trendforums, das sich mit dem Zusammenspiel von PV-Ausbau und
Netzintegration beschäftigte.
Allein heuer betrug der Zubau bei Photovoltaik (PV) weltweit 450
Gigawatt - das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch in
Deutschland. Noch vor wenigen Jahren hätten viele diesen Zuwachs für
unmöglich gehalten, sagte Franz Angerer, Geschäftsführer der
Österreichischen Energieagentur, der im Rahmen seiner Keynote
Vorschläge präsentierte, wie diese enormen Strommengen besser in die
Netze integriert werden können.
Netzdienlichkeit muss mit Ausbau Hand in Hand gehen
Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie, sprach sich
für eine ganzheitliche Betrachtung aus: „Wir kommen aus einer
Situation, in der aufgrund einer Preiskrise eine unglaubliche
Motivation entstanden ist, PV auf den eigenen Hausdächern zu
installieren - was grundsätzlich positiv ist. Jetzt müssen wir mit
einem holistischen Ansatz auf das System sehen. Es macht keinen Sinn,
die Netze für drei Tage im Jahr auszubauen, es muss sich auch
volkswirtschaftlich rechnen.“
„Wir müssen über alle Möglichkeiten nachdenken, um die
Leistungsspitzen der PV-Erzeugung zu reduzieren“, betonte auch
Angerer und nannte den Ausbau von dezentralen Energiespeichern,
dynamische Leistungsregelungen oder ein Bonus-Malus-System für
verringerte Netzanschlussleistungen in diesem Zusammenhang als
mögliche Maßnahmen.
Neue Potenziale in die Rechnung einbeziehen
Das Ausbaupotenzial von Photovoltaik ist in den vergangenen
Jahren durch große Technologiesprünge und geringere Kosten stark
gestiegen. Um dieses Potenzial gut zu nutzen, braucht es
Speichermöglichkeiten, sagte Hubert Fechner, Obmann der
Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik: „PV-Spitzen haben
im Netz nichts verloren. Wir müssen hingegen mehr auf die Entwicklung
bei Speichern achten. Wir gehen davon aus, dass diese in Zukunft
deutlich günstiger und größer werden. Das eröffnet uns neue
Möglichkeiten die Photovoltaik besser in unser Stromsystem zu
integrieren, ohne die Kosten für den Netzausbau hochzutreiben.“
Vera Immitzer, Geschäftsführerin Photovoltaic Austria, begrüßte
die Studien und Vorschläge zum PV-Ausbau, bedauerte aber, dass diese
nicht in in die Vorbereitung des Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG
) einfließen konnten. Zudem kritisierte sie den bislang ausständigen
Beschluss des Gesetzes. „Damit hätten wir bereits jetzt mehr
Möglichkeiten, PV sinnvoll in das bestehende Netz zu integrieren.“
Eine Kappung der Erzeugungsspitzen lehnte die Branchenvertreterin
zwar nicht kategorisch ab - diese müsse aber dynamisch und angepasst
an die tatsächlichen Netzbedingungen erfolgen können.
Unternehmen und Private mitnehmen
Die Sinnhaftigkeit von Förderungen betonten auch Fechner und
Angerer. Sie sprachen sich im Sinne der Systemdienlichkeit für eine
zunehmende Verlagerung hin zu Speichern aus. Die Kund:innen-Sicht auf
Photovoltaik brachte Andreas Thöni, Leiter Konzernstrategie, Digital
& Innovation bei der Österreichischen Post AG, ein. Denn klar ist: Am
Ende muss sich die Investition in Photovoltaik-Anlagen für
Privatpersonen und Unternehmen rechnen. Einheitliche, stabile und
unbürokratische Rahmenbedingungen tragen maßgeblich dazu bei,
Business Cases zu entwickeln, die skalierbar und übertragbar sind.
Klares Bekenntnis zur Dekarbonisierung gefordert
Bezüglich der notwendigen politischen Rahmenbedingungen waren
sich alle Podiumsteilnehmer:innen einig: Es braucht ein klares
Bekenntnis zur Dekarbonisierung und einen stabilen
Transformationspfad. Dazu zählen auch die rasche Umsetzung des noch
ausständigen Elektrizitätswirtschaftsgesetzes als legistische
Grundlage sowie klare Rahmenbedingungen für mehr Planungssicherheit
und mehr Geschwindigkeit bei der Digitalisierung der Netze und des
gesamten Systems.
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