08.07.2024,
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Innsbruck (OTS) - Ohne professionelle Kommunikation lassen sich große
Bau- und Infrastrukturprojekte nicht mehr erfolgreich umsetzen.
Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Universität
Hohenheim in Stuttgart und des Beratungsunternehmens clavis.
Die Kommunikationswissenschaftler:innen der deutschen Uni und
die Expert:innen des österreichischen
Kommunikationsberatungs-unternehmens haben im März und April 2024
Projektverantwortliche von 224 Bauvorhaben in Deutschland,
Österreich und Südtirol befragt, darunter Projekte wie der SuedLink
oder der Brenner-Basistunnel. Das Investitionsvolumen der
Projekte liegt insgesamt bei 426 Milliarden Euro. Aus Österreich
waren 55 Projekte mit einem Volumen von 40 Milliarden dabei, aus
Südtirol 14 Projekte mit 6,5 Milliarden. Eines der zentralen
Ergebnisse: Fast alle Befragten setzten bei ihren Projekten auf
freiwillige Kommunikation – 87 Prozent mit dem Ziel der
Information, 72 Prozent mit dem Ziel des Dialoges. Nur zwei Prozent
gaben an, ohne Kommunikation ausgekommen zu sein.
„Eine ähnliche Befragung haben wir bereits 2018 gemeinsam
durchgeführt. Nun sind die Ergebnisse noch eindeutiger: Kommunikation
und Beteiligung sind nicht nur gesellschaftlich sinnvoll, sie
zahlen sich auch für die Projektwerber aus“, sagt Studienleiter
Prof. Dr. Frank Brettschneider vom Institut für
Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.
Zwtl.: Nutzen höher als Kosten
Das zeige sich nicht nur an dem Umstand, dass nahezu zwei
Drittel der Befragten den Nutzen der Kommunikation höher einschätzen
als die Kosten. Sondern auch daran, dass 72 Prozent der
Projektwerber:innen der Meinung seien, dass die Kommunikation ihr
Projekt positiv beeinflusst hat. Nur vier Prozent berichten vom
umgekehrten Effekt. Die übrigen sehen keinen Einfluss der
Kommunikation auf ihr Projekt oder können das noch nicht sagen.
„Früher hat es oft geheißen, man kommuniziere nicht, um keine
ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. Heute wissen die
Projektwerber:innen, dass die Schweinwerfer oft schon sehr früh
auf sie gerichtet sind, und gestalten ihre Kommunikation
dementsprechend vorausschauend“, analysiert
clavis-Geschäftsführer Ulrich Müller. Mit aktiver Kommunikation könne
man nämlich die Wahrnehmung bei den Stakeholdern und in der
Öffentlichkeit steuern, während bei mangelnder eigener
Kommunikation oft Projektgegner:innen, etwa aus
Bürgerinitiativen, NGOs oder anderen Interessengruppen, den
Deutungsrahmen vorgeben.
Zwtl.: Fehlende politische Unterstützung als Minuspunkt
Zu wenig, zu späte oder zu wenig professionelle Kommunikation
sind daher Gründe für mangelnden Projekterfolg, gaben die
Projektverantwortlichen an. Andere Gründe seien die fehlende
politische Unterstützung, bürokratische Hürden, emotionale
Bürgerinitiativen und Fake-News.
Beim Großteil der befragten Unternehmen ist die Akzeptanz für das
Projekt mit der Kommunikation gestiegen, nur bei neun Projekten
hat sich die Akzeptanz verschlechtert. Eingesetzt wurden etwa
Medienarbeit, Informationsveranstaltungen, Projektwebsites und
Visualisierungen (u. a. Virtual Reality und 3D). Relativ neu sind
sogenannte Bürgerräte, also Dialogveranstaltungen mit zufällig
ausgewählten Bürger:innen. Sie wurden bislang nur von wenigen
Projektverantwortlichen durchgeführt, aber diejenigen, die dieses
Instrument verwendet haben, beurteilen es als ganz besonders
wertvoll. Social Media hingegen werden eher nicht als nützlich
wahrgenommen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen lassen sich in der
Strategie und/oder in der Umsetzung von externen Agenturen beraten.
Zwtl.: Kommunikation macht Planung nachvollziehbar
Den größten Gewinn sehen die Projektwerber:innen in der
gewonnenen Transparenz. Der Aussage „Der Einsatz von Kommunikation
hat unsere Planungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar
gemacht“ stimmen 83 Prozent der Befragten zu. 80 Prozent sagen,
die Kommunikation habe ein kooperatives Miteinander mit den
Stakeholdern gefördert, 45 Prozent meinen, die Kommunikation habe
Proteste reduziert oder verhindert.
„Kommunikation ermöglicht gesellschaftlich tragfähige Lösungen
auch bei strittigen Projekten. Das sehen wir jetzt auf einer sehr
breiten Basis – es handelt sich um die größte länderübergreifende
Studie zum Thema Projektkommunikation im deutschsprachigen Raum.
Projekterfolg erfordert Dialog mit der Bürgerschaft, der Politik
und der Verwaltung. Immer mehr Unternehmen in Deutschland,
Österreich und Südtirol wissen das und handeln entsprechend“,
bilanziert Studienleiter Frank Brettschneider.
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