07.07.2024,
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Wien (OTS) - Die heimische Industrie befindet sich bereits im zweiten
Jahr der Rezession. „In den letzten Jahren musste eine
Herausforderung nach der anderen bewältigt werden. Dies erfordert von
uns als Gesellschaft und Wirtschaft eine Anpassung an stärkere
Volatilitäten. Ein fundamentaler Wandel hin zu mehr Resilienz ist
notwendig", betont IV-Präsident Georg Knill im Rahmen der
ORF-Pressestunde: „In den letzten Jahren wurde bei kleinsten
Problemen sofort nach einem Pflaster gerufen – das muss sich ändern,
denn die Pflaster sind aufgebraucht. Ein Mindset-Wechsel ist daher
unerlässlich und wir dürfen uns nicht scheuen, notwendige und mutige
Schritte zu setzen. Die kommende Bundesregierung wird schwierige und
oft auch unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, sei es in Bezug
auf die Lohnnebenkosten oder bei strukturellen Themen wie den
Pensionen. Es wird Mut, Kraft und einen starken Willen brauchen,
diese Punkte anzugehen und eben auch vermeintlich unpopuläre
Maßnahmen umzusetzen."
Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wieder stärken
Ziel all dieser Maßnahmen muss es sein die Attraktivität des
Standortes wieder herzustellen, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis
für Österreich gerät ins Wanken, das zeigen auch zahlreiche
internationale Rankings: „Österreich hat auf der Leistungsseite viel
zu bieten, wie beispielsweise die Forschungsförderung, ausgebildete
Fachkräfte und auch eine hohe Lebensqualität – diese Punkte sind in
den vergangenen Jahren stabil geblieben. Die Preiskomponente hat sich
jedoch drastisch verschärft, sei es bei den Kosten für Energie,
Bürokratie und auch Arbeit. Dieses Gleichgewicht muss
wiederhergestellt werden, damit das Preis-Leistungs-Verhältnis für
Österreich wieder stimmt“, betont Knill.
Dazu braucht es aus Sicht der Industrie folgende Maßnahmen:
Lohnnebenkosten senken
So müssen alle Potenziale für eine Senkung der Lohnnebenkosten
auch tatsächlich genutzt werden, um den Arbeitsstandort zu entlasten,
ohne die hohen sozialen Standards in Österreich zu berühren.
Potenzial gäbe es hier beispielsweise beim
Arbeitslosenversicherungsbeitrag, der mit 5,9% mehr als doppelt so
hoch wie in Deutschland ist, oder durch eine Senkung des Beitrages
zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), der von Seiten der
Unternehmen 3,7% beträgt. Eine langfristige Erhöhung des
Arbeitslosengeldes würde hingegen Inaktivität fördern.
Arbeitsvolumen erhöhen
Angesichts des sich weiter zuspitzenden Arbeits- und
Fachkräftemangels und der steigenden Kosten für den Sozialstaat ist
es auch angebracht das Arbeitsvolumen zu erhöhen. Dafür kann an
unterschiedlichen Schrauben gedreht werden, im Rahmen des „Leistung
muss sich (wieder) lohnen“-Pakets hat die Industrie bereits
zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen, wie Anreize für längeres
Arbeiten, sowie steuerliche Begünstigungen für Überstunden, einige
der Maßnahmen hat die Bundesregierung bereits umgesetzt. Angesichts
des sich weiter zuspitzenden Fachkräftemangels wird es jedoch auch
weitere Maßnahmen brauchen, dabei können ein Wechsel von einer
Teilzeit- auf eine Vollzeittätigkeit oder die Anhebung der
Vollzeitarbeitszeit auf 41 Stunden mögliche Schritte sein. Der
ebenfalls im „Leistung muss sich wieder lohnen“-Paket vorgeschlagene
steuerliche Freibetrag für einen Wechsel von einer Teilzeit- auf eine
Vollzeitbeschäftigung in der Höhe von 5.000 Euro sollte dabei
mitgedacht werden. Grundsätzlich gilt, Vereinbarungen zur Arbeitszeit
und die entsprechenden Entlohnungsmodelle liegen im Ermessen der
Sozialpartnerverhandlungen.
Pensionsreform dringend notwendig
Das aktuelle Pensionssystem ist unfair und verbaut den nächsten
Generationen die Zukunft. Bis 2050 wird unser Pensionssystem das
Budget kumuliert mit einer Billion Euro belasten, wenn wir keine
weiteren Reformen durchführen – eine Billion Euro, die wir in
Bildung, Infrastruktur und unsere Innovationskraft investieren
könnten. Das Pensions- und Abgabensystem muss also mit geeigneten
Anreizen den längeren Verbleib älterer Menschen im Erwerbsleben
belohnen und das Pensionssystem die gestiegene Lebenserwartung
abbilden. Auch die OECD empfiehlt Österreich Reformen im
Pensionssystem wie die Vermeidung vorzeitiger Pensionierungen sowie
wirksame Mechanismen zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit.
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