Aus innerster Überzeugung widmet sich Susanne Lederer-Pabst mit ihrer dragonfly.finance seit einigen Jahren den Themen „nachhaltiges Investieren” und „responsible Investments“. Im Interview gibt sie uns einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Bereich „Impact Investing“. Fazit: Institutionelle wollen etwas bewegen. Es gibt allerdings noch Hürden.
Susanne, das Anliegen von dragonfly.finance ist es, Institutionelle für Investments mit „Social- oder Environmental Impact“ zu begeistern. Muss man noch überzeugen oder steht das bei den meisten Investoren sowieso schon auf der Agenda?
Susanne Lederer-Pabst: Auf der Agenda haben sie es jedenfalls und Impact Investing, mit dem Ziel, signifikante positive ökologische und soziale Ergebnisse zu erzielen, wird zum Mainstream, so sieht es zumindest aus. Es folgt hier allerdings noch ein „Aber“, das ich gleich erklären werde. Der Impact Investing-Markt gewinnt an Fahrt, wie die fast täglichen Ankündigungen neuer Produkte und Marktteilnehmer belegen, darunter nicht zuletzt Temaseks 500-Mio. Dollar-Investition in LeapFrog, diesen März. Temasek mit Sitz in Singapur gehört zu den weltweit größten Staatsfonds. Erst kürzlich ist Temasek eine strategische Partnerschaft mit der Impact-Investment-Gruppe LeapFrog eingegangen, um die kritischen sozialen und ökologischen Herausforderungen, mit denen die Welt konfrontiert ist, anzugehen. Jetzt das „Aber“: Ungeachtet des katalytischen Schritts von Temasek bleibt zumindest in Europa die begrenzte Beteiligung anderer großer institutioneller Investoren die Herausforderung, um Impact Investing in den Mainstream zu bringen.
Die Corona-Pandemie hat die Entwicklungen im Bereich Impact Investing nochmals beschleunigt. In welchem Ausmaß?
Ja, die Pandemie hat die Entwicklungen im Impact Investing beschleunigt, denn zum „Wiederaufbau“ der Wirtschaft nach den Lock-Downs wurden und werden beträchtliche Summen bereitgestellt und diese vielfach gekoppelt an nachhaltige Investitionen im Sinne des Green Deals.
Und nun zum Ausmaß: Im Jahr 2020 verzeichnete Impact Investing unter allen nachhaltigen Anlageansätzen die höchste Wachstumsrate. Gleichzeitig stimmten 60 globale Investoren zu, die Operating Principles for Impact Management – einen neuen Marktstandard – zu übernehmen. Daneben sind gleich über 20 wirkungsbezogene Marktstandards in Vorbereitung, darunter die kürzlich eingeführten Principles for Responsible Banking, die von 230 Unterzeichnern, die 40 Prozent der Bankenbranche repräsentieren, unterzeichnet wurden. Ich bin ja davon überzeugt, dass dem Finanzsektor, allen voran langfristigen Investoren, eine wichtige Rolle bei dieser Finanzierung zukommt.
Auf regulatorischer Ebene hat sich zuletzt viel Positives getan. Siehst du als Impact-Pionierin dennoch weiteres Verbesserungspotenzial?
Ja, absolut! Denn so sehr Impact Investing eine beispiellose Chance für Investoren und gleichzeitig für eine weltweit nachhaltige Entwicklung darstellt, so zahlreich sind auch die Herausforderungen. Dazu gehört der Mangel an Transparenz etwa, der darauf zurückzuführen ist, dass es noch keine klaren Regeln für die wirkungsbezogene Offenlegung und Bewertung gibt. Dann gibt es einen Mangel an Rechenschaftspflicht aufgrund einer unzureichenden Überwachung von Finanzintermediären und Unternehmen im Zusammenhang mit nichtfinanziellen Erträgen und auch einen Mangel an Kohärenz, der auf das Fehlen klarer politischer Anreize und fragmentierter Vorschriften zurückzuführen ist. Hier können wir beispielsweise auch wieder den Bogen spannen zu den institutionellen Investoren, für die es genau deswegen auch noch schwierig ist, im großen Ausmaß in diese Bereiche zu investieren.
Was braucht es, damit Impact Washing oder Green Washing nicht mehr durchgeht?
Transparenz! Wir müssen hier in Richtung transparenter Impactmessung kommen und das ist herausfordernd, da sehr umfangreich und komplex und in Wahrheit jedes Projekt, das finanziert wird bzw. in das veranlagt wird, komplett unterschiedliche Spezifika aufweist, die zu unterschiedlichen KPIs (Anm.: Key Performance Indicators) führen.
Die SFDR und die EU-Taxonomie zielen darauf ab, das Greenwashing zu reduzieren. Die SFDR basiert hauptsächlich auf quantitativen Daten, die den Märkten noch nicht vollständig zur Verfügung stehen. Die Verpflichtung, nachhaltige Ziele und die entsprechenden KPIs darzulegen und darüber detailliert zu berichten, reduziert das Risiko des Green Washings deutlich, wenn diese Vorgaben sinnvoll gewählt sind. Nur ein oder zwei quantitative Indikatoren können jedoch nicht das vollständige Bild einer Investition bzw. die vollständigen Auswirkungen einer wirtschaftlichen Aktivität abdecken. Die gesamte Arbeit auf nur wenige quantitative Indikatoren zu übertragen, greift daher viel zu kurz. Die Nachhaltigkeitsbestrebungen der EU sollten sich ja nicht auf eine trügerische „Ankreuz-Übung“ irgendwelcher Indikatoren und Kennzahlen beschränken. Andererseits ist der zeitliche Druck enorm hoch, also wie sorgfältig sinnvolle Vorgaben erarbeiten? Zur Erinnerung: Bis 2030 müssen für die Finanzierung des europäischen Programms für nachhaltige Entwicklung, also des EU-Green Deals, Mittel in Höhe von knapp 180 Mrd. Euro pro Jahr aufgebracht werden. Passend dazu liest man gerade auf den Internetseiten der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA) und der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA), dass die Europäische Kommission die Verschiebung des Starts der technischen Regulierungsstandards (RTS) plant, welche die Vorgaben der EU-Offenlegungsverordnung präzisieren sollen. Die geplante Verschiebung um sechs Monate auf den 1. Juli 2022 ist darauf zurückzuführen, dass die Präzisierungen zur EU-Offenlegungsverordnung eben langwierig und technisch detailliert sind. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die EU-Offenlegungsverordnung ist ja bereits am 10. März 2021 in Kraft getreten. Da die finalen RTS aber noch fehlen, können die betroffenen Finanzmarktteilnehmer ihren Pflichten nur auf Grundlage der allgemeinen Regeln in der EU-Verordnung nachkommen, was aber wiederum Greenwashing – von manchen Akteuren vielleicht bewusst und gewollt, von allen aber sicher nicht – fördert. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass vielleicht auch grüngewaschen wird, ohne es zu wollen, da eben ausreichend detaillierte und klare Vorgaben noch fehlen.
Text: Christine Petzwinkler
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