Wolftank hat die vergangenen Monate einige neue Kooperationen abgeschlossen. Man hat den Eindruck, es tut sich gerade sehr viel bei Ihnen.
Peter Werth: Es tut sich definitiv gerade sehr viel. Wir haben eine große Anzahl an Anfragen, speziell im Bereich LNG und Wasserstoff-Anlagen und haben zuletzt Kooperationen mit der italienischen Snam, mit der deutschen SFC Energy oder mit Molgas abgeschlossen. Jede dieser Kooperationen eröffnet uns Potenzial. LNG und Wasserstoff sind definitiv die Wachstumstreiber der nächsten Jahre. Und wir können in dem Bereich schon auf Erfahrungen aus 20 Jahren Wasserstoff-Technologie verweisen - von der Produktion, bis zum Transport und der Betankung. Wir errichten Wasserstoff-Tankstellen jeder Art und Größe, von stationär bis mobil.
Viele Betriebe stellen ihre LKW-oder Bus-Flotte aktuell auf Wasserstoff-Fahrzeuge um, um von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden. Dazu kommt, dass immer mehr OEMs Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge anbieten. Es kommen also immer mehr Wasserstofffahrzeuge in den Markt, und die müssen alle betankt werde. Aktuell gibt es in der EU aber nur ca. 38 Wasserstofftankstellen für Trucks und Busse mit 350 bar. Die Wasserstoffwirtschaft wird man also die nächsten Jahre noch ordentlich durchstarten sehen.
Können Sie uns einen Anhaltspunkt geben, wie sich diese starke Nachfragesituation in den Zahlen widerspiegeln wird?
Analystenschätzungen gehen dahin, dass wir Ende nächstes Jahres die 100 Mio. Euro-Umsatzmarke (2021: 44,6 Mio. Euro) erreichen können. Man muss aber bedenken, dass viele Unternehmen, wie etwa Verkehrsbetriebe, Abfallunternehmen oder aber auch Feuerwehren, und selbst Behörden noch kaum Erfahrungen mit Wasserstoff haben. Das führt zu Verzögerungen aufgrund der fehlenden Erfahrung, aufgrund von Förderansuchen, aufgrund von ausständigen behördlichen Genehmigungen usw. Hinzu kommen auch Lieferverzögerungen, es können die einen oder anderen Bauteile nicht rechtzeitig verbaut werden. Das geht so weit, dass von der Ausschreibung bis zum Bau der Anlage Monate, wenn nicht sogar ein bis zwei Jahre vergehen. Das heißt, dass auch die Umsätze zeitlich verzögert generiert werden. Aber grundsätzlich erwarten wir ein starkes Wachstum.
Wie läuft ihr traditionelles Geschäftsmodell, die Tank- und Bodensanierung?
Es gibt in der EU ca 300 Mio. Diesel- und Benzin-Fahrzeuge, die werden auch in den nächsten Jahren noch auf der Straße sein. Es werden zwar keine neuen Tankstellen für Diesel und Benzin errichtet, aber die bestehende Infrastruktur benötigt eine lebensverlängernde Sanierung. Der Bedarf bleibt, das ist nach wie vor ein zukunftsfähiges Geschäft. Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben mit Q8, die 3.000 Tankstellen in Europa betreiben, ein Joint Venture. Da gibt es für uns immer etwas zu tun und das bringt uns Umsätze von ca. 20 Mio Euro pro Jahr ein. Sollte einmal eine Tankstelle abgebaut werden müssen, dann erledigen wir das und sorgen gleichzeitig dafür, dass im Sinne der Kreislaufwirtschaft viele Materialien wieder in den Zyklus kommen. Mit unserer Recyclinganlage in Rimini können wir die ganze Wertschöpfungskette im Recycling gut bedienen. Aber es ist schon so, dass wir mit unserem traditionellen Geschäft die Firma nicht vervielfachen können, das geht nur mit LNG und Wasserstoff.
Wo werden die meisten Wasserstofftankstellen benötigt?
Wie schon erwähnt, gibt es in der EU aktuell nur ca. 38 Wasserstofftankstellen für Busse und LKW mit 350 bar. Es wird sehr schnell Infrastruktur gebraucht. Wir haben die meisten Anfragen für Deutschland, aber wenn man sich die Wasserstoff-Tankstellen-Verteilung in Europa ansieht, dann merkt man, dass es vor allem in den östlicheren Ländern Europas, wie zB Rumänien, Bulgarien, noch so gut wie gar keine Wasserstoff-Infrastruktur gibt. Diese benötigte Infrastruktur wollen wir bauen. Die Anfragenpipeline ist jedenfalls enorm.
Sie sind die vergangenen Jahre konstant auch über Zukäufe gewachsen. Wie sieht der optimale Übernahmekandidat für Wolftank aus?
Wir haben zuletzt beinahe jedes Jahr Übernahmen durchgeführt und es gibt weiterhin laufend Gespräche. Die Unternehmen, die wir uns genauer ansehen, müssen ein Know how mitbringen, über das wir nicht verfügen. Wir wollen mit Akquisitionen auch die Wertschöpfungstiefe erhöhen und mitunter auch Kapazitäten erweitern. Das potenzielle Akquisitionsziel sollte nicht verschuldet sein. Etwaige Probleme sollten innerhalb unserer Gruppe gelöst werden können, etwa durch den Zugang zu Märkten oder zu Kapital. Es muss ganz einfach zu uns passen und sollte im besten Fall in der DACH Region angesiedelt sein.
Es steht im kommenden Jahr also eine Umsatzverdoppelung im Raum. Was sind die Aussichten für den Kapitalmarkt und dürfen Investoren bald mit einer Dividende rechnen?
Im Moment geht es darum, die enormen Wasserstoffinteressen in konkrete Aufträge zu transferieren und diese abzuarbeiten. Der Anspruch ist es, am Kapitalmarkt noch mehr als Wasserstoffanlagenbauer wahrgenommen zu werden. Denn das sind wir. Von der Umsatzgröße und der Branche vergleichbare Unternehmen, wie etwa Ballard, Nel oder Hexagon, haben Börsenkapitalisierungen von einem Vielfachen des Umsatzes - da gibt es auch für uns noch jede Menge Spielraum. Unser Ziel ist es auch, die Sichtbarkeit bei Investoren u.a. auch in Frankreich, Italien oder UK zu erhöhen. Natürlich möchten wir auch eine solide Dividende zahlen, die hoch genug sein soll, um einen Anreiz für ein langfristiges Investment zu schaffen. Das wird aus heutiger Sicht aber mindestens noch zwei Jahre benötigen.
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