Markus Schafferer ist Eigentümer und CEO der PEMA Holding, die u.a. das legendäre Headquarter der Creditanstalt zum "Haus am Schottentor“ revitalisiert hat und Eigentümer des Porr-Towers war. Mit einer Anleihe für eine Projektgesellschaft war man an der Wiener Börse gelistet. Christian Drastil hat mit dem Juristen über Early Years als Kunsthändler sowie seine Anfänge als Projektentwickleru sowie die weitere Strategie und auch über das Thema Börse gesprochen.
Christian Drastil: Sie haben die PEMA im Alter von 27 Jahren gegründet. Davor haben Sie Jura studiert und waren Kunsthändler. Lassen Sie uns über diese Zeit als Kunsthändler sprechen.
Markus Schafferer: Genau, ich habe Jura in Innsbruck studiert und währenddessen im Kunsthandel gearbeitet, um mir das Studium zu finanzieren. Das hat mir echt geholfen, über die Jahre wertvolle Kontakte und Erfahrungen zu sammeln. Das Spektrum im Kunsthandel war dabei ziemlich breit: Von Tiroler Künstlern wie Egger-Lienz und Defregger bis hin zu ikonischen Vertretern der Pop Art wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein. Die Werke lagen meistens im hochpreisigen Bereich ab einer Million Schilling aufwärts und hatten dadurch natürlich eine ganz eigene Faszination. Mein Interesse an Kunst hat mich auch privat immer begleitet und ist bis heute ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich sammle nach wie vor und finde immer wieder neue, spannende Werke.
Christian Drastil: Dann haben Sie im jungen Alter von 27 Jahren die PEMA gegründet. Können Sie uns bitte die PEMA kurz vorstellen? Und auch erklären, warum Sie sich für das Immobiliengeschäft entschieden haben?
Markus Schafferer: Die PEMA ist ein österreichweit tätiges Immobilienentwicklungsunternehmen, das sich vorwiegend auf den Büro- und Wohnungsbau spezialisiert hat. Darüber hinaus haben wir uns auch auf die Revitalisierung von Immobilien fokussiert, wie das bereits erwähnte „Haus am Schottentor“ in Wien. Mein Weg ins Immobiliengeschäft war dabei eher zufällig. Während meiner Zeit im Kunsthandel konnte ich interessante Persönlichkeiten, besonders aus Südtirol, kennenlernen, darunter die Familie Rubner. Mit ihrer Unterstützung ergaben sich erste Projekte, zunächst in Ostdeutschland in Städten wie Leipzig, Magdeburg und Dresden, und später auch in Osteuropa.
Christian Drastil: Die Referenz-Projekte auf der PEMA-Website sind vor allem in Österreich, zB das erste Hochhaus in Innsbruck seit den olympischen Spielen 1976. Als Sportfan, der so ziemlich alle Rennen damals verfolgt hat, werde ich da hellhörig. Bitte ein paar Worte zu diesem Projekt. Und mit welchen Herausforderungen waren Sie dabei konfrontiert?
Markus Schafferer: Unser erstes Großprojekt war das Hochhaus PEMA 1 direkt am Innsbrucker Bahnhof – ein wichtiger Meilenstein. Dort haben wir über 23.000 Quadratmeter errichtet und dabei eine bunte Mischung an Nutzungen geschaffen, vom Bezirksgericht Innsbruck über ein Fitnessstudio und ein Hotel bis hin zur Tiroler Tageszeitung, eine der führenden Mediengruppen Österreichs. Der Bau des Hochhauses war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung, vor allem, weil die Altbauten in der Gegend optisch nicht gerade attraktiv waren. Die Bedenken der Stadt und die Skepsis gegenüber einem jungen Entwickler waren groß. Doch letztlich konnte das Projekt zur positiven Stadtentwicklung beitragen, und ich glaube, dass Innsbruck insgesamt von der Entwicklung rund um den Bahnhof profitiert hat.
Christian Drastil: Sie haben auch noch weitere Projekte in Innsbruck umgesetzt, das spricht für Zufriedenheit seitens der Stadt.
Markus Schafferer: Absolut. Die weiteren Projekte, die wir in Innsbruck realisiert haben, zeigen das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde. PEMA 2 beispielsweise umfasst über 20.000 Quadratmeter und beherbergt unter anderem die Stadtbibliothek, einen wichtigen Treffpunkt für Jung und Alt. Auch PEMA 3, welches das Motel One beherbergt, ist eine Bereicherung für die Tourismusstadt Innsbruck.
Christian Drastil: Auf eurer Website findet man auch ein Projekt am Brenner. Wir bleiben also im Westen.
Markus Schafferer: Unser erstes Projekt war tatsächlich das Brenner Designer-Outlet, welches in enger Zusammenarbeit mit der Familie Rubner entstanden ist. Das war ein toller Start, und für mich persönlich war es besonders wertvoll, da ich schon immer eine starke Verbindung zu Südtirol hatte.
Christian Drastil: Die Objekte sind für mich subjektiv sehr ästhetisch. Wie geht ihr da hinsichtlich Designs vor? Wie werden die Objekte so, wie sie nach Fertigstellung dastehen?
Markus Schafferer: Wir haben bei unseren Projekten auf eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtplanung Innsbruck gesetzt und führten Architekturwettbewerbe durch, um die überzeugendsten Konzepte zu realisieren.
Christian Drastil: Das Unternehmen wurde 2005 gegründet und 2008 kam die Lehman Krise. Wie habt ihr das in der PEMA erlebt?
Markus Schafferer: Als Jungunternehmer ist man sehr optimistisch und hat immer das Positive im Kopf. Meiner Meinung nach ist es in jedem Beruf wichtig, Ausdauer zu haben und motiviert zu sein. Das trägt einen durch solche Krisen hindurch.
Christian Drastil: Ich komme ins Jahr 2014 und da finde ich etwas spannendes auf eurer Website, die PEMA wurde Eigentümer des Porr Towers. Wie ist es dazu gekommen?
Markus Schafferer: Der Kauf des Porr Towers war eine außergewöhnliche Gelegenheit, die wir nutzen konnten. Das hat mich besonders gefreut, weil ich den CEO Karl-Heinz Strauß persönlich sehr schätze. Der Tower ist inzwischen an einen koreanischen Fonds gegangen, aber das war für uns ein toller Erfolg.
Christian Drastil: Kommen wir zu einem anderen Projekt in Zusammenhang mit dem österreichischen Kapitalmarkt. Die Creditanstalt (CA) war am Schottentor angesiedelt. Und die PEMA hat das Gebäude revitalisiert und zum ‚Haus am Schottentor‘ gemacht. Ich gehe davon aus, dass das eine Challenge war.
Markus Schafferer: Das „Haus am Schottentor“ zu revitalisieren, war eine unglaubliche Chance ein historisches Erbe neu zu interpretieren und es in den modernen Kontext zu integrieren. Das Gebäude geht bis auf die Rothschilds zurück, was das Projekt für uns besonders spannend und anspruchsvoll gemacht hat. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt war entscheidend und verlief sehr professionell – an dieser Stelle ein großer Dank an alle Beteiligten. Das Projekt ist wirklich außergewöhnlich geworden. Eine der größten Herausforderungen war die Schaffung einer einheitlichen Fläche für den Lebensmittelmarkt, die gleichzeitig den hohen Standards des Bundesdenkmalamts gerecht wurde. Mit über 4000 qm ist eine solche Fläche in der Innenstadt nahezu einzigartig. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und erfüllt höchste Ansprüche.
Christian Drastil: Aktuell erlebt die Immobilien-Branche turbulente Zeiten, mit vielen Risken aber auch Chancen. Wie sehen Sie die Situation in Zeiten einer Signa-Pleite und vielen weiteren Themen, die es am Markt gibt? Sehen Sie auch Chancen?
Markus Schafferer: Die aktuelle Marktsituation ist zweifellos herausfordernd. Die Insolvenz von Signa und das Aus anderer Entwickler haben viel Unsicherheit mit sich gebracht. Hinzu kommen der Zinsanstieg und die politischen Spannungen, insbesondere durch den Russland-Ukraine-Konflikt, die die Lage noch komplizierter machen. Ich denke, wir müssen mit ein bis zwei Jahren rechnen, bis sich die Dinge wieder normalisieren. Dabei ist es wichtig, die Märkte in Deutschland und Österreich unterschiedlich zu betrachten: Während der deutsche Markt von starker Volatilität geprägt ist, zeigt der österreichische Markt eher eine seitwärtige Bewegung, da die Anleger zurückhaltender sind. Zu Ihrer Frage bezüglich Chancen: Die größten Chancen sehe ich gerade im Bereich Refurbishment, also der Modernisierung bestehender Gebäude. Gerade Gebäude, die etwa zwanzig Jahre alt sind, lassen sich gut erneuern und ESG-konform gestalten. Besonders in Wien, wo der Leerstand im Bürosektor niedrig ist, gibt es eine spannende Nische.
Christian Drastil: Was kann man als Unternehmer, als Eigentümer in Ihrem Bereich tun, um sich bei ESG-Themen zu spezialisieren und sich von den anderen Developern abzuheben?
Markus Schafferer: Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch für Investoren. Es gibt sowohl nationale als auch internationale Zertifizierungen, wie etwa die der ÖGNI sowie BREEAM und LEED, und zahlreiche Möglichkeiten, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Für institutionelle Investoren wird Nachhaltigkeit immer entscheidender, und Gebäude, die ESG-Kriterien erfüllen, erfahren dabei besondere Aufmerksamkeit.
Christian Drastil: Mit dem Stichwort Institutionelle sind wir nun bereits am Kapitalmarkt angekommen. PREMA hat schon einmal eine Anleihe begeben, die von Institutionellen gezeichnet wurde und ein Volumen von über 50 Mio. Euro hatte. Das war ein spezialisiertes Projekt.
Markus Schafferer: Die Anleihe für PEMA 1 war für uns ein spannendes Projekt, das viel Neues brachte. Wir hatten engen Kontakt zur FMA und konnten dabei viel über die Abläufe an den Kapitalmärkten lernen
Christian Drastil: Sie haben erwähnt, dass sie noch als Kunstsammler aktiv sind. Wie sieht es mit anderen Assetklassen am Kapitalmarkt aus? Aktien, Anleihen etc.?
Markus Schafferer: Die Kunst bleibt meine große Leidenschaft, aber was Kapitalmärkte angeht, interessieren mich vor allem Aktien.
Christian Drastil: Wo kann es mit der PEMA in den nächsten Monaten hingehen? Was ist die Strategie?
Markus Schafferer: Unsere Strategie ist es, in Tirol weiterhin im Wohnbau aktiv zu bleiben, da wir hier mit einer schnelleren Markterholung rechnen. In Wien konzentrieren wir uns vor allem auf das Refurbishment von Bürogebäuden.
Christian Drastil: Wenn jetzt ein Hörer, eine Hörerin aus der Branche ein Objekt zu revitalisieren hat und euch einladen möchte. Kann man euch diesbezüglich einfach kontaktieren?
Markus Schafferer: Ja, wir sind immer offen für neue Projekte und spannende Möglichkeiten. Interessierte können sich gern bei uns melden.
Christian Drastil: Was gefällt Ihnen an Ihrem Geschäft am besten?
Markus Schafferer: Am meisten Freude bereitet mir die Möglichkeit, in diesem Geschäft kreativ zu sein und immer wieder eigene Ideen einbringen zu können.
Christian Drastil: Wie gehen Sie bei der Projektauswahl vor?
Markus Schafferer: Uns war immer wichtig, gezielt Projekte auszuwählen, statt auf Masse zu setzen. Ich denke, das spiegelt sich in der Qualität unserer Arbeit wider, was uns in der Branche auszeichnet.
Christian Drastil: Wir haben bereits über die Anleihe gesprochen. gibt es Überlegungen, wieder einmal als Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv zu werden?
Markus Schafferer: Einzelne Kapitalmarktinstrumente sind für uns nach wie vor sehr spannend, und wir werden in Zukunft sicher wieder solche Möglichkeiten in Betracht ziehen.
Christian Drastil: Zum Schluss: Kunst sammeln, Immobilien entwickeln und refurbishen, geht sich daneben noch ein Hobby aus. Ich kann mir vorstellen, dass man als Tiroler gerne in den Bergen ist.
Markus Schafferer: Neben meiner Arbeit liebe ich es, in der Natur unterwegs zu sein, und hier in Wien spiele ich sehr gerne Tennis, was mir großen Spaß macht.
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