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Addiko: Dividenden-Titel mit Startup-Mentalität

BSM #65

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Die Chancen stehen gut, dass sich das umstrittene Schweizer Franken-Thema in Slowenien bald erledigt hat. Auch gut steht es um die Wachstumsaussichten im Bereich der Konsumenten- und KMU-Kredite, auf die sich die Spezialbank Addiko fokussiert, wie uns CEO Herbert Juranek im Interview erzählt.

Herr Juranek, Sie sind vor circa einem Jahr vom Aufsichtsrat in das Management bei Addiko gewechselt. Können Sie uns die Beweggründe sowie die Eindrücke des ersten Jahres schildern?

Herbert Juranek: Wie Sie schon erwähnt haben, war ich Aufsichtsratsmitglied der Bank und es war eigentlich nicht mein Ziel, noch einmal eine operative Rolle einzunehmen. Mit dem Ausstieg von Advent (Anm.: Private Equity-Haus, welches das Balkangeschäft der Hypo Alpe Adria im Jahr 2015 erworben und als Addiko weitergeführt hat)  gab es auch einen Veränderungsprozess im Management. Die Eigentümer haben mich gefragt, ich habe dann das Team kennengelernt und den Vorteil gegenüber einer Großbank, wo ich ja meine Wurzeln habe (Anm.: Erste Group) schätzen gelernt. Nämlich: Es ist ein anderer Drive zu spüren. Jeder Einzelne bei Addiko ist daran interessiert, gemeinsam erfolgreich zu sein und die Ziele zu erreichen, es ist ein Mindset wie bei einem  Startup.

Sie haben die gemeinsamen Ziele erwähnt, welche sind das?

Zusammengefasst kann man sagen, dass wir unsere Kunden dabei unterstützen möchten, ihre Ziele zu erreichen und natürlich wollen wir auch unsere Ertragskraft steigern.

Um das zu erreichen, haben wir im Vorjahr drei strategische Schwerpunkte festgelegt, nämlich die Geschäftsausrichtung neu zu definieren und auf Wachstum auszurichten, mit der Einleitung eines Restrukturierungsprogrammes die Kostenstruktur zu verbessern und der dritte Schwerpunkt ist das Risikomanagement. Mittlerweile sind die meisten Mitarbeiter in diesem Bereich tätig. 

Während wir uns in 2021 auf das Kostenmanagement fokussiert haben, ist es in diesem Jahr die Geschäftsseite. Unterstützt durch die Neupositionierung unserer Marke und die neue Werbekampagne wollen wir die führende Spezial- und Digitalbank für unbesicherte Kredite in unserer Kernregion, das sind die Länder Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Serbien sein. In Österreich haben wir derzeit kein Bankgeschäft, sondern ausschließlich ein Einlagengeschäft. Das kann sich aber ändern. In zwei bis drei Jahren wollen wir ein abgesichertes und funktionierendes Geschäft vorfinden und können uns dann auch vorstellen, in andere nahe Märkte zu gehen.

Sie haben die Kampagne angesprochen. Worauf zielt diese ab?

Wie eingangs erwähnt, möchten wir unsere Kunden dabei unterstützen, ihre Ziele zu finanzieren, sei es einen Gebrauchtwagen, Elektrogeräte oder Wohnungseinrichtung. Wir arbeiten mittler­weile mit mehr als 100 Partnern, wie zB  Gebrauchtwagenfirmen oder Elektrofachgeschäften, zusammen. In Slowenien und Kroatien kooperieren wir zudem mit einem Fintech, das sich auf das Thema „Buy now pay later“ spezialisiert. Wir wollen nicht der günstigste Anbieter sein, sondern einen Mehrwert bieten. ZB ist uns eine rasche Reaktion auf Kundenanfragen enorm wichtig. Wir wollen den Kunden innerhalb von 15 Minuten mitteilen, ob sie die Kreditzusage bekommen, oder nicht.

Wie sind die Wachstumsaussichten im Bereich der Konsumenten- und KMU-Kredite?

Wir finden exzellente Wachstumschancen in unserer Region vor. Die Kaufkraft ist nicht mit der in Österreich vergleichbar. In der Nische, in der wir uns positionieren, nämlich Konsumentenkredite und Kredite für KMU - immer mehr auch im Mikro-KMU-Bereich - gibt es attraktive Margen und gute Ertragschancen. Wir haben im erwähnten Mikro-Bereich seit 2020 ein Wachstum von 40 Prozent gesehen. Die Kreditnachfrage reißt nicht ab, es gibt auf der Konsumentenseite, so wie auch von Seiten der KMU, genügend Nachfrage. Der Markt gibt uns damit genug Raum, stärker zu wachsen und dabei die Non Performing Loan-Quote stabil zu halten. Speziell bei Konsumentenkrediten verhält es sich nämlich so,  dass Kunden im Laufe ihres Lebens diese öfter in Anspruch nehmen müssen oder wollen und daher die Zahlungs-Disziplin auch  als sehr hoch einzuschätzen ist.

Sie wurden vor wenigen Monaten mit einem Gesetzesvorschlag in Slowenien konfrontiert, wonach das Schweizer Franken-Währungsrisiko zwischen Gläubigern und Kreditnehmern aufgeteilt werden soll. Wie ist hier der Stand der Dinge? 

Wir haben Grund zu hoffen,  dass der Gesetzesvorschlag gekippt wird. Der aktuelle Status ist jener, dass der Verfassungsgerichtshof der Beschwerde, die von uns und anderen Banken gekommen ist, stattgegeben hat. Das Thema soll seitens des Verfassungsgerichtshofes nun schnell,  in drei bis neun Monaten, behandelt werden. Wir rechnen damit, dass es noch heuer ein Ergebnis geben wird. Was wir von Rechtsberatern hören und wenn nach Gesetzeslage entschieden wird, dann gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich, dass das Gesetz zum Parlament zurückgeht.

Dieser Umstand hat dazu geführt, dass Addiko aus Vorsicht die Dividende für 2021 ausgesetzt hat. Soll die hohe Ausschüttungsquote, für die Addiko bekannt ist, weiter beibehalten werden?

Es ist ganz klar unsere Absicht, weiter Dividenden zu zahlen. Wir erzielen Gewinne und wollen, wie bereits erwähnt, die Ertragskraft stärken. Das nicht benötigte Kapital werden wir weiterhin den Aktionären zur Verfügung stellen. Derzeit schütten wir 60 Prozent des Gewinnes aus. Wenn wir uns unsere Kapitalbasis ansehen, glauben wir, dass wir sogar noch zusätzliches Potenzial hätten.

Abschließend: Sie notieren seit 2019 an der Wiener Börse, aktiv ist die Bank aber in den Balkan-Ländern. Ist eine Zweitnotiz an einer Balkan-Börse denkbar?

Nein, dahingehend gibt es keine Pläne. Wir haben eine sehr stabile Aktionärsstruktur und einen regen Austausch mit unseren Aktionären. Für uns ist der Aktienkurs nur einer von mehreren Indikatoren, weil der Kurs den fundamentalen Wert eines Unternehmens nicht immer widerspiegelt, speziell in Anbetracht eines geringen täglichen Handelsvolumens an der Börse. Viel wichtiger ist den Aktionären unsere fokussierte Geschäftsstrategie und natürlich auch die Dividendenfähigkeit. ϑ

Text: Christine Petzwinkler

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Aus dem Börse Social Magazine #65
(Mai 2022)





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