Wie geht der Fondsmanager eines großen Zielportfolios mit Geldzuflüssen um? Unter anderem darüber sprechen wir in dieser Ausgabe des Cheftalks mit Own360.
Lieber Thomas, 2020 ist vorbei, das ist stets ein guter Zeitpunkt für Rückblick und Ausblick, ich stelle das Wichtigste nach vorne: Euer Standortfonds Österreich hat 2020 fast auf All-time-High geschlossen. Happy?
Thomas Niss: Ja, sehr happy. Vor allem, weil so viele unserer Kunden den Kursrückgang im März genutzt haben, um zusätzliche Anteile zu kaufen. Aktuell zeigen rund 95% aller aktiven Depots positive Performance. Der Median der wertgewichteten Renditen liegt über 10%. Auch im aktuellen Jahr wird die durchschnittliche Rendite unserer Anleger höher sein als die Fondsrendite. Weil unsere Community gerade bei Kursrückgängen zukauft und freilich auch, weil viele unserer Anleger über unser Vorteilsprogramm kostenlose Fondsanteile bekommen haben. Zusammen haben unsere Anleger heute um mehrere Millionen mehr Vermögen als sie ohne uns hätten. Daran messe ich den Erfolg unserer Arbeit. Und daher bin ich auch happy.
Du sagtest mir, dass Du selbst der Fondsmanager bist. Wusste ich nicht. Du hast jetzt zudem wiederholt, dass Ihr in Schwäche-Phasen viel zusätzlichen Inflow zu den Sparplänen habt. Das ist natürlich der Traum eines Fondsmanagers. Wie geht man mit einem so großen Universum um, wenn Geld reinkommt. Man wird ja nicht eine Sammelorder für einen Basket aller Titel aufgeben können ...
Um in Hinblick auf die Käufe im März noch konkreter zu werden. Der Zufluss im März war um mehr als viermal höher als in einem „normalen“ Monat. Ich konnte praktisch jeden Tag neue Unternehmensanteile für unsere Anleger kaufen. Dabei orientiere ich mich nach einem Zielportfolio, das ich eimal im Jahr erstelle und dann quartalsweise rebalanciere. Wenn Zuflüsse kommen, dann vergleiche ich das Ist-Portfolio des Fonds mit dem aktuellen Zielportfolio. Bei der Allokation achte ich darauf, dass die Sektor- und Ländergewichtung des Ist-Portfolios nach der Allokation möglichst nahe am Zielportfolio liegt. Um die Transaktionskosten gering zu halten, verwende ich eine Mindesttransaktionsgröße. Ich kaufe daher, wie Du in Deiner Frage schon richtig annimmst, nicht immer alle Aktien, sondern nur eine Auswahl. Diese wird so ausgewählt, dass das Exposure-Profil des Ist-Portfolios so nahe wie möglich am Zielportfolio liegt.
Es gibt ja auch spannende Zahlen dazu. Für 2019 hast Du auf LinkedIn 90.000 individuelle Kauf/Verkaufsorders via Own360-App kommuniziert, das seien ohne Fonds 22,5 Mio. Trades. Wie sieht das für 2020 aus?
Danke, dass Du unsere Arbeit so aufmerksam verfolgst. Ja, im Kalenderjahr 2019 waren es rund 90.000 individuelle Orders von unseren Investoren. Und 2020 waren es rund 160.000. Im Kalenderjahr 2020 haben die damit verbundenen Zu- und Abflüsse in unsere Fonds zu insgesamt nur etwas mehr als 300 Transaktionen in den Fonds geführt. In dem von Dir erwähnten Artikel auf LinkedIn erkläre ich, wie das möglich ist. Denn darin liegt einer der wesentlichen Vorteile von Fonds. Die Reduktion der mit einer breit gestreuten Anlage verbundenen Transaktionskosten.
Letzte Frage für diesmal: Du sagst, dass Investmentfonds effizienter als ETFs sind. Letztendlich kann ich als Selbstentscheider aber doch auch einen ETF-Sparplan bei tiefem Niveau verstärken. Bitte erklär kurz die Vorteile aus Deiner Sicht.
ETFs sind ja Investmentfonds, nur eben solche, die über eine Börse gehandelt werden. Und darin liegt ihr Vorteil und ihr Nachteil. Der Vorteil besteht darin, dass man sofort ein Preisfeedback bekommt, während traditionelle Investmentfonds nur einmal am Tag bewertet werden und damit einen Preis erhalten. Der Nachteil von ETFs besteht darin, dass für den Transfer der Einheit, also des ETF-Anteils, eine Handelsplattform eingeschaltet werden muss. Und diese Plattform und die dort tätigen Market Maker machen das nicht gratis. Daher haben ETFs wie Aktien einen Bid/Ask-Spread. Der ist bei hoch liquiden ETFs gering, bei weniger liquiden Produkten aber oft riesig. Da geht viel an Effizienz verloren. Traditionelle Fonds handeln zum Nettoinventarwert ohne Spread. Und da wir auch keinen Ausgabeaufschlag verrechnen, fallen beim Kauf und Verkauf für den Kunden überhaupt keine Transaktionskosten an. Das geht mit ETFs nicht. Auch wenn dort die Transaktion nichts kostet, zahlt man immer den Spread. Um auf Deine Frage vorhin nochmals zurückzukommen: Würden wir ETFs verwenden, wäre 2020 rund 160.000 mal ein Spread angefallen. Da wir unsere Fonds verwenden, nur etwas öfter als 300 mal. Den Vergleich mit Einzelaktien lasse ich an dieser Stelle sein. Ich denke, Deinen Lesern ist bewusst, dass man ohne ein großes Vermögen kein Portfolio mit 300 Einzeltiteln sinnvoll führen kann.
Fragen: Christian Drastil
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