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Virus-Hirnwichser sind gut beraten

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Rückwirkend betrachtet werden sich wohl die meisten Anleger heuer über verpasste Chancen ärgern. Allerdings war/ist die Pandemie auch ein wandlungsfähiger Gauner. Was gegen Jahresende ­sonnenklar erscheint, musste man sich im Jahresverlauf auch erst einmal trauen. Ein Bericht über Krisengewinn(l)er an der Börse.

Ich bin jetzt schon seit fast 35 Jahren an der Börse aktiv, und nur einmal hat es einen Favoriten-Shift gegeben, der mit dem, was wir heuer gesehen haben, annähernd vergleichbar war. Ich meine das Jahr 1999, als man nur noch New Economy wollte. Damals konnte man bizarre Businesspläne und auch solche, die so dummdreist waren, dass sie schon wieder als genial durchgehen konnten, den Anlegern unterjubeln. So richtig Scheiße war es damals, wenn man ein Portfolio aus Brick-&-Mortar-Werten hatte. Dieser Shift hat sich rasch wieder umgekehrt, die heiße Luft ist aus den Businessplänen entwichen, und die New Economy Bubble zerplatzte. Brick & Mortar war wieder da. Davor hätte man mit den New-Economy-Gewinnlern viel Geld machen können. Oben verkaufen ist ja nicht verboten.

Auch heuer war das klassische Halten von traditionellen Werten rückwirkend betrachtet ziemlich schmerzhaft. Wer ein Depot aus Finanzwerten, Büro-
immobilientiteln, ein bissel Öl und Industrie hatte, sah sich zeitweilig um bis zu 50 Prozent unter Wasser. Und solche Depots kennen die Österreicher sehr gut, es ist ziemlich genau das, was dem ATX entspricht. Wer allerdings ein bisschen FAANG beigemischt hat, konnte schon
etwas durchatmen, das Akronym steht für Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google. Wer noch Tesla dazugenommen hat, darf fast schon lachen. Das Ganze ist also ähnlich wie 1999, nur dass die FAANGs und Tesla ziemlich sicher bleiben werden. 

Der Hauptunterschied ist aber, dass wir anders als 1999 keine Spekulationsblase, sondern eine Pandemie haben. „Stay At Home“ ist da Devise. Klar, dass das Lieferdienste wie den DAX-Aufsteiger Delivery Hero freut. Und auch den Onlinehandel, so sagt auch die von der breiten Bevölkerung immer kritischer gesehene Amazon-­Aktie Danke. Dazu natürlich die Selbstbeschäftigungs-Klassiker wie Apple, Walt Disney, Netflix. Und nein, ein Pornhub-Papier gibt es (leider) nicht an der Börse. Aber mit ein bissel Hirnwichserei hätte man schon auf eine Verstärkung der zuvor genannten Aktien kommen können. Wenn man sich getraut hat, denn die sind ja sofort mächtig gestiegen.

Und nun zum Shift in teilweise völlig neue Namen: Ein echter Gewinner (ich sage nicht wie für 1999 Gewinnler, denn anders wie heute war damals vieles halbseiden) sind Konferenzplattformen wie Zoom, Slack, TeamViewer & Co. Also die „Work from Home“-Aktien, wie sie „finanzen.net“ nannte. Da gehören natürlich auch Microsoft oder wieder Apple dazu.

Weiters gab es zusätzlichen Rückenwind für Bargeld-Verwünscher, frei nach dem Motto: „Iiih, es könnten ja Viren drauf sein!“. Digitales Bezahlen (z. B. Visa, PayPal) ist logischerweise im Trend. Das sieht man auch an der Supermarktkasse, und damit bin ich auch schon beim Handel gelandet. Gekauft wurden sehr stark Präventionsprodukte, wie sie z. B. Henkel, Procter & Gamble, Unilever oder Colgate-Palmolive haben. Dazu natürlich alles im Zusammenhang mit Atemschutzmasken, Handschuhen und ähnlichem, also beispielsweise 3M. 

Die großen Wetten spielen sich letztlich bei jenen Unternehmen ab, die um den Impfstoff mitfighten. Da wird man am Ende sehen, wie es sich mit Pfizer/BioNTech, Moderna oder AstraZeneca verhält. Ein Mega-Milliarden-Monster-Markt, jedenfalls. Aber auch einen Schnelltest-Hersteller im Portfolio zu haben, war kein Fehler, Desinfektionsmittel hingegen schon eher die Bezirksliga. Und klassische Pharma und Biotech-­Papiere zählten nach dem Motto „Was, ihr habt keine Covid-Produktidee?“ gerne auch zu den Verlierern. 

Bottom Line muss man zugeben, dass der Verlauf der Pandemie vielleicht doch ein wenig abschätzbarer war als landläufig bekannt, sprich: Auf einige Wetten hätte man schon setzen können. Der Autor dieser Zeilen gibt zu, dass er da heuer ein bissel geschwächelt hat. Und letztendlich ist Gesundbleiben eh wichtiger als alle andere. Eines haben die internationalen Börsen heuer auf jeden Fall gezeigt: Nichts macht Gewinner und Verlierer klarer sichtbar als ein transparenter Börsenkurs. Und Fakten sind immer besser als groß reden. ×

Ein nachträglicher Input ins WIENER-Orginallayout gepickt: Denn diesmal hat mir der WIENER-Chefredakteur ordentlich Aufgaben umgehängt. Aber hab ich gern gemacht. Dafür ist mein Name auf dem Cover erwähnt. Fein. Und „Weil ich kein Mädchen bin“ gilt natürlich nicht für diese, meine Strecken im WIENER. Die sind auch für Mädchen.  (DRA)

Text: Christian Drastil

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(November 2020)





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