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Ten years after

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Personelle Nachhaltigkeit: Fünf Erste-Manager, die 2010 wie 2020 im Konzern managen, sind unser Börsegeschichte-Bildhit im Web. Wir baten zum Talk. Die Inputs von Vorstand Stefan Dörfler gibt es im Editorial dieser Ausgabe, ein digitales „Cafè BG“ mit den vier Wertpapier-Chefs hier auf den Folgeseiten. Also, Ten Years After: Was hat sich verändert? Alles bis auf den ATX-Stand. 

Digitales Cafè BG Nr. 1.:
Erste Group

• FM: Fritz Mostböck, Head of Group Research

• BZS: Brigitte Zeitlberger-Schmid, Head of 
  Institutional Equity Sales

• GA: Günther Artner. Head of Equity &
  Corporate Capital Markets

• HE: Henning Eßkuchen, Head of
  CEE Equity Research

• CD: Christian Drastil, Fragensteller für
  das Magazine

Im September 2010 notierte der ATX bei 2400 Punkten, aktuell knapp über 2200 Punkten. Kann man sagen, dass es ein verlorenes Jahrzehnt war? An den Weltbörsen ist es ja durchaus bottom line deutlich nach oben gegangen ... 

FM: Das hat vielfach andere Gründe: Zykliker-lastig, Mangel IT/Technologie/Digi-Sektoren, Liquidität.

BZS: So gesehen ja. Der ATX war in der Zeit seit 2010 schon viel höher und wurde durch Covid-19 stark eingebremst. Gründe dafür sind das Fehlen von innovativen Technologietiteln, die Zusammensetzung des Index und die oft fehlende Liquidität für institutionelle Investoren. Aktuell hat der ATX sicher Aufholpotential.

GA: Es ist eher selten, dass man über 10 Jahre keine deutlich positive Performance mit Aktien erzielt. Zumindest kamen die Dividenden noch dazu. Langfristig rechne ich aber auch in Wien mit einer wieder deutlich besseren Performance. Die prominenten Value-Sektoren in Wien stehen aktuell (noch) nicht in der Gunst der Anleger, das wird sich auch wieder ändern.

HE: Es gibt durchaus gute Dividendenzahler, die das Bild ein bisschen aufhellen konnten. Zudem mag auch die Zusammensetzung des Index dazu beigetragen haben. Damit ist aber auch mögliches Potential definiert.

Die Erste Group und auch die RCB bieten immer noch das Komplettangebot rund um den Wiener Markt an, also von Sales, Handel über Research/Konferenzen bis hin zu Emissionen und Liquiditätsbereitstellung/Market Making. Das habt Ihr auch vor 10 Jahren getan. Welcher Bereich hat sich am stärksten verändert und warum? 

FM: Im Research sind wir leider viel kleiner geworden und haben Adaptierungen vorgenommen…

BZS: Veränderungen hat es in allen Bereichen gegeben. Die Margen sind geringer, der Handel und die Abwicklung in weiten Teilen automatisiert und die regulatorischen Vorgaben sind, vor allem durch MIFID, deutlich umfangreicher geworden. Wichtig für uns bleibt unverändert der persönliche Kontakt zu Investoren und Unternehmen.

GA: Ich denke, es hat in allen Bereichen deutliche Veränderungen gegeben. Im ECM-Bereich ist zum Beispiel die Bedeutung der Privatanleger massiv zurückgegangen. Man kann sagen, dass Privatanleger für IPOs derzeit keine wesentliche Rolle mehr spielen. Das ist schade, aber durch die immer weiter verschärften regulatorischen Auflagen und fehlender steuerlicher Anreize auch kein Wunder.

HE: Insbesondere Mifid II hat für den Bereich Research einiges an Änderungen gebracht. Plötzlich hatte Research nicht nur einen Wert, sondern auch einen Preis.

Osteuropa ist bei Euch nach wie vor ein großes Thema. Bitte auch hier ein paar Worte dazu, es gibt ja auch da viele Facetten. 

FM: Interessante Region mit Vielfalt, weiterem Aufholpotential, unterschiedlichen Volkswirtschaften und damit in sich Diversifikation für dort agierende Unternehmen.

BZS: Zentraleuropa ist unser Heimmarkt und Osteuropa ist nach wie vor eine der am stärksten wachsenden Region in Europa. Wir sind in vielen Bereichen Marktführer in Osteuropa,  mit Experten vor Ort und betreuen lokale Investoren und Unternehmen.

GA: Wir sehen im Emissionsbereich, speziell in Tschechien und Polen, neben Österreich starke Aktivität, aber auch Ungarn und Serbien versuchen die Kapitalmärkte über geförderte Bondprogramme zu beleben. Die breite Präsenz in der CEE-Region ermöglicht es uns schwierige Emissionsjahre in dem einen oder anderen Land in Summe auszugleichen.

HE: Die Region ist ein bisschen Opfer des eigenen Erfolgs geworden – den Emerging Markets entwachsen, in den entwickelten Märkten noch nicht richtig angekommen. Interessante Themen finden sich aber weiterhin.

ESG-Investing: Gab es das 2010 schon? Wie wichtig ist es 2020 für Euch?

FM: Ich hatte in der EFFAS 2007 die „Commission on ESG“ gegründet. Da war praktisch Null. Wir hatten alle wesentlichen Vertreter aus Europa zusammen und unsere Hauptaufgabe war ESG Mainstream zu machen…

BZS: ESG steckte 2010 noch in den Kinderschuhen – heute ist es ein wichtiger Teilaspekt der Investmententscheidung von vielen Kunden und dementsprechend auch in unserem Haus stets ein Thema.

GA: ESG wird nun auch im Emissionsbereich ein starkes Thema. Green Bonds gibt es ja schon länger, auch für IPOs spielt ein ESG-Reporting mittlerweile eine wichtige Rolle. 2010 war das bei Emissionen meines Wissens noch kein Thema. 

HE: ESG ist für 2020 und die Zukunft so definitiv ein starkes Thema, wie es das 2010 nicht war.

2020 ist natürlich das Covid-Jahr: Was hat sich in Eurem Tagesablauf komplett verändert, was kaum? Und gibt es Dinge, die besser wurden? Erste Lessons Learned?

FM: Wir im Research sind dank unserer Datenbank voll funktionsfähig, heißt: die Research-Pipeline ist uneingeschränkt machbar. Nur die vielfachen persönlichen Kundenkontakte (Konferenzen, Roadshows, One-on-ones, etc.) sind leider nicht möglich.

BZS: Wir arbeiten nach wie vor eng zusammen – die Form unserer Zusammenarbeit ist in den vergangenen Monaten auch durch Home Office noch flexibler und digitaler geworden. Für mich persönlich war es vor allem beeindruckend, wie schnell sich sie die Bank und meine Kollegen an die sich stätig veränderten Rahmenbedingungen anpassen konnten und wie gut die Zusammenarbeit trotz aller Hürden weiterhin funktioniert. Derzeit gibt es kaum persönliche Treffen mit Kunden, keine Dienstreisen und keine Konferenzen. Die Zukunft wird für uns digitaler, aber der persönliche Kontakt zum Kunden, inkl. Konferenzen und Meetings, bleibt wichtig.

GA: Covid hat hier eine wesentliche Veränderung gebracht. Viele Meetings hätten schon früher digital und ohne langwierige Dienstreise ablaufen können. Dennoch waren physische Roadshows, Konferenzen oder auch Projektmeetings absoluter Marktstandard. Das hat sich komplett verändert. Jedes Meeting erfolgt mittlerweile digital, ev. kombiniert mit einer physischen Präsenz. Das wird sich nicht mehr komplett umdrehen und das ist gut so.

HE: Der Tagesablauf hat sich gar nicht so sehr geändert, wohl aber der Ort, wo er stattfindet. Es war eine interessante Erfahrung zu sehen, wie gut Home Office funktioniert. Auch der Kontakt zum Kunden funktioniert über die virtuelle Schiene recht gut. Es wird interessant sein zu sehen, welche Mischung aus physischen und virtuellen Kontakten sich durchsetzen wird, sobald die Restriktionen durch die Pandemie aufgehoben sind. 

Bei Banken und börsenotierten Unternehmen denke ich natürlich in meiner Bubble zunächst an Research, Market Making, Konferenzen etc.. Aber es gibt ja auch noch die Debt-, M&A-Sicht und vieles mehr. Was ist da komplett anders als früher?

FM: Aus meiner Sicht eigentlich nichts.

BZS: Engere Zusammenarbeit in den verschiedenen Teilbereichen der Bank getrieben sowohl durch Integration unserer Tochterunternehmen als auch Regulierung. Der Kunde und seine Bedürfnisse stehen jetzt noch mehr  im Mittelpunkt und wir koordinieren bankintern unser gesamtes Angebot.

GA: Ich würde sagen, dass aufgrund der deutlich niedrigeren Zinsen der Bond- und Schuldscheinmarkt vs. der Finanzierung über Aktien massiv an Bedeutung gewonnen hat. Wir sehen die Kapitalmarktfinanzierung mittlerweile als integriert und haben das auch organisatorisch bei uns umgesetzt, um die verschiedenen Kapitalmarktprodukte mit Unternehmen objektiv diskutieren zu können. M&A-Aktivität ist für uns als Bank ein wesentliches Finanzierungsthema, allerdings weniger ein Beratungsgeschäft.

Nehmen wir mal das ATX-Universum her und ich spreche hier vor allem Research an: Haben die Unternehmen die Aufgaben gut gemeistert?

FM: Denke ja. Durch MiFID hat sich viel verändert. Dank internationaler Anstrengungen wird MiFID aber überarbeitet.

HE: Die Herausforderungen der letzten Jahre bzw. des letzten Jahrzehnts waren unterschiedliche, die Erholung von der Finanzkrise hat letztlich vielleicht länger gedauert als erwartet. Die Covid-19-Krise hat die Unternehmen noch einmal vor ganz andere Herausforderungen gestellt. Insgesamt gesehen denken wir, dass die meisten Unternehmen ihre Aufgaben sehr gut erfüllt haben und sehr gut positioniert sind, sich auch zukünftigen Herausforderungen stellen zu können.

GA: Diese Beurteilung überlasse ich meinen Ex-Kollegen im Research!

Wie kann es weiter gehen mit dem ATX, welche Favoriten habt Ihr?

FM: Zur Zeit zählen IT/Technologie/Digi-Unternehmen. CEE wird wieder kommen, vor allem wenn sich die Konjunktur aufhellt.

BZS: Bewertungen sind extrem günstig, wir hoffen auf ein Comeback der value Aktien, mittelfristig werden vor allem Unternehmen aus dem Immobilien- und Finanzsektor und zyklische Titel vom höheren Wirtschaftswachstum in Osteuropa profitieren.  

GA: Seit meinem Wechsel vom Research ins ECM habe ich keinerlei Empfehlungen mehr gegeben, daran halte ich mich auch weiter. Ich bin selbst weiter ein interessierter Leser unserer Research-Publikationen.

HE: Aktuell setzen wir auf eine Mischung aus Neuem, und da meinen wir vor allem die Technologieaktien, die im ATX durch die AT&S vertreten sind, und Altbewährtem, und damit eher defensiven Aktien. Daneben glauben wir an eine deutliche Erholung der Immobilienaktien, die in unseren Augen alle deutlich unterbewertet sind. Dabei ist es aber so, dass die „Musik“ von den Schwergewichten des ATX gespielt wird. Das sind zum einen die Banken, die die Konjunkturerwartungen der Region widerspiegeln, und andererseits die Energiewerte.

Und was steht sonst noch auf der Agenda bis Jahresende?

FM: Covid-19 weiter bekämpfen und als Pandemie auslöschen.

BZS: Unsere Kunden weiterhin bestmöglich unterstützen, digitale Konferenzen, regelmässige Corporate updates, und vielleicht auch die eine oder andere Kapitalmarkttransaktion.

GA: Prinzipiell sehen wir aktuell mehr Aktivität in der CEE-Region als in Österreich. Hierzulande haben wir heuer schon drei Kapitalerhöhungen begleitet. Speziell durch Covid würde ich im Laufe der nächsten 12 Monaten durchaus noch die eine oder andere weitere Kapitalerhöhung erwarten. Für IPOs in Österreich sollte das allgemeine Bewertungsniveau zuerst wieder steigen.

HE: ESG als festes Thema auszubauen ist sicherlich einer der Tagesordnungspunkte, nicht nur bis zum Jahresende. Wir geben natürlich weiter unser Bestes unsere Kunden durch die Krise zu begleiten. Zudem hoffe ich, dass die Kollegen im ECM uns weiter mit Transaktionsresearch auf Trab halten. 

Wenn jemand in den Markt einsteigen will. Über welche Finanzinstrumente spielt man das am besten? 

FM: Am besten über Aktien, Unternehmensanleihen oder Fonds (auch natürlich nachhaltige und zukunftsorientierte).

BZS: Gibt’s eine Alternative zu Aktien? Aktien, Fonds und ETFs sind eine solide Basis für eine Veranlagung, letztendlich ist die richtige Mischung und das Timing wichtig .

GA: Ich bin ein großer Fan von Aktien, das ist kein großes Geheimnis. Langfristig ist das die beste Form für Vermögensaufbau bzw. -erhalt. Ich persönlich halte es hier mit einer guten Mischung aus Einzelwerten, Fonds und auch selektiv ETFs – alle als längerfristige Investments. Über eine Wiedereinführung der steuerfreien Spekulationsfrist würde ich mich daher sehr freuen

HE: Nicht nur gemessen an den Alternativen würde ich Aktien weiterhin als das Mittel der Wahl zum langfristigen Vermögensaufbau sehen – wie immer macht es die Mischung. Wenn es die Märkte gerade etwas mit dem Einpreisen jeglicher Erholungsfantasie übertrieben haben, so sollte das nicht die Sicht auf die langfristige Entwicklung verstellen. 

Es fragt Christian Drastil

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(August 2020)





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