Während die europäische Politik aktuell an einer Taxonomie für Green Bonds arbeitet und Österreich überlegt, wann und wie auch wir (endlich) eine „staatliche“ grüne Anleihe begeben und wie sie ausgestaltet sein könnte, prescht die Mitarbeitervorsorgekasse fair-finance vor und denkt mit ihrem SEF, dem Social Entrepreneurship Fund, einen Schritt weiter.
Doch was ist ein „Social Entrepreneur“, was ein soziales Unternehmen und ist es möglich mit solchen Investments Geld zu verdienen?
Worin wird investiert? Soziale Unternehmer, auch Social Entrepreneurs genannt, sind Unternehmer, die die Lösung einer sozialen Herausforderung zum Gegenstand ihres Geschäftsmodells gemacht haben. Im Zuge der Unternehmenstätigkeit soll daher ein sozialer sowie ein finanzieller Impact erreicht werden.
Vollpension, Shades Tours und Discovering Hands. Ein Beispiel für ein soziales Unternehmen ist die „Vollpension“ in Wien, in der von Alters-Einsamkeit gefährdete SeniorInnen backen und kochen. Die genialen Kreationen können in einem gemütlichen Lokal, das auch zum generationenübergreifenden Dialog einlädt, konsumiert werden. Wir waren dort, haben „Omas“ Kuchen genossen und waren begeistert.
Ein weiteres Beispiel ist „Shades Tours“. Das Unternehmen bietet Stadtführungen in Wien und Graz zu den Themen Armut & Obdachlosigkeit, Flucht & Integration sowie Sucht & Drogen an. Das Besondere: „Shades Touren“ werden von (ehemals) betroffenen Personen selbst geführt und jeder Teilnehmer erhält einen authentischen Blick hinter die Kulissen der Stadt. Wichtigste Kunden sind übrigens engagierte Lehrer, die Kinder auf diesem Weg für die Schwächeren der Gesellschaft sensibilisieren möchten.
Unser drittes Unternehmensbeispiel bietet Brustkrebsvorsorge durch sehbehinderte Frauen an. Hinter „Discovering Hands“ steht ein geniales Konzept: Blinde Menschen haben einen vielfach besseren Tastsinn und können kleinere Knötchen im Brustgewebe schneller erkennen. Gleichzeitig erhalten sie so Zugang zu einem medizinischen Beruf, der sonst kaum möglich ist.
Alle diese Unternehmen haben neben dem sozialen Auftrag ein klares Ziel: Gewinn zu erwirtschaften, damit die geleistete Arbeit auch entsprechend entlohnt werden kann.
Einreichungen beim SEF ab sofort möglich. Der SE-Fonds (voraussichtlich eine AIF-, also Spezialfonds-Konstruktion), den die fair-finance gemeinsam mit dem Senat der Wirtschaft gestartet hat, wird in solche sozialen Unternehmen investieren und ist ab sofort offen für Projekteinreichungen. Ob sich ein Unternehmen qualifiziert, hängt davon ab, ob das Konzept vom SEF Impact-Beirat gutgeheißen wird und bereits einen „Proof of Concept“ erbracht hat, sprich bereits zeigt, dass ihr Konzept in der Realität auch funktioniert. Schließlich verwaltet die fair-finance als Mitarbeiter-Vorsorgekasse treuhändisch Gelder und muss Gewinne erwirtschaften.
Mindestens 15 Beteiligungen sollen beim Fondsstart (geplant Q2 2020, mit 5 Mio. Euro) erfolgen, das sind zwischen 200.000 und 500.000 Euro je Portfoliounternehmen. Eine Aufstockung auf 10 - 20 Mio. ist angedacht. Die Laufzeit wird bei einer Renditeerwartung von 3,5% sechs bis acht Jahre betragen. Um nach Laufzeitendekeine möglicher-weise unzeitgemäßen Exit Notwendigkeiten zu riskieren, wird bereits der Nachfolgefonds SEF II geplant.
Aktuell sind zwei Projekte in der Pipeline, aber die Bewerbungsfrist hat ja auch erst begonnen. Und wer sich nur ein wenig im Social Impact Umfeld bewegt, der weiß: Ideen und Projekte gibt es mehr als genug!
zu den Autorinnen
Susanne Lederer-Pabst. Die Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige für den Bank- und Börsebereich will nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus Institutioneller Investoren rücken. ´
Alexandra Bolena betreut seit 2001 Institutionelle Kunden zum Thema ‚Alternative Investments‘. In den letzten Jahren steht „Impact Investing“ im Fokus; Lobbying für ‚Nachhaltige Investments‘, Wissenstranfer zu ESG/SRI und konkrete Investmentstrukturierung und –vermittlung.
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