Es ist schon erstaunlich, in welcher Frequenz wir jetzt Entspannungssignale aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China bekommen. Es scheint, als würde US-Präsident Donald Trump jetzt alles daransetzen, diesen Konflikt aus den Köpfen der Investoren zu bekommen und die Kurse an der Wall Street weiter in ungeahnte Höhen emporschnellen zu lassen. Da, wo noch vor drei Monaten ein Tweet mit Provokationen gegen Peking den nächsten jagte, sollen jetzt nicht nur neue Strafzölle ausgesetzt, sondern bereits existierende schrittweise zurückgenommen werden. Und Trump kann sich auf einmal sogar vorstellen, auch Autos aus Europa ohne die geplanten Zölle zu importieren. Was ist passiert? Ganz einfach, der Mann im Weißen Haus hat in den Wahlkampfmodus geschaltet. Aber was auf den ersten Blick nach einem Freifahrtschein ohne Risiken für Anleger klingt, könnte unter bestimmten Umständen auch nach hinten losgehen.
Wo ist Peter? Anfang Oktober gab es offenbar ein sehr interessantes Treffen im Weißen Haus. Das Wall Street Journal will erfahren haben, dass sich an diesem Tag Trumps Beraterstab um die Herren Kudlow, Moore und Lindsay im Oval Office versammelte, um ihrem Präsidenten ins Gewissen zu reden. Sie klärten ihn über das Risiko auf, mit einer neuen Eskalation im Handelskonflikt sowohl die US-Wirtschaft als auch den Aktienmarkt, die beide sehr stark liefen, zum Entgleisen zu bringen. Ein solches Szenario wiederum könne seine Wiederwahl im Herbst 2020 gefährden. Ihr Ratschlag war, sich mit China zu einigen, die Strafzölle fallen zu lassen und damit einen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen, woraufhin die Wall Street nach oben ausbrechen könnte. Dies würde die Chancen einer zweiten Amtszeit eben jenes Donald Trump erhöhen, mutmaßten die Berater. Mitten im Treffen soll Trump dann gefragt haben: Wo ist Peter? Gemeint war Peter Navarro, einer der Hardliner im China-Konflikt und einer seiner engsten Berater im Verlauf der vergangenen 18 Monate dieses Konflikts. Navarro erschien dann wohl wenige Minuten später auch im Oval Office und die Diskussion ging weiter. Seither findet interessanterweise in atemberaubendem Tempo eine Annäherung zwischen den beiden Streithähnen statt, ganz ohne impulsive, neue Tweets. Trump hat scheinbar erkannt, dass er auch die Wahlkampfspenden aus der Industrie braucht. Und die würde er nicht bekommen, solange Strafzölle die Geschäfte vermiesen.
Crash-Gefahr? Der Knackpunkt bei der Suche nach einer endgültigen Lösung bleibt aber das so genannte Verteidigungsermächtigungsgesetz, das von den Hardlinern im China-Konflikt in Stellung gebracht wurde. Zu ihnen zählen unter anderem Marco Rubio, der ehemalige Herausforderer von Trump im letzten Wahlkampf und jetzige Senator von Florida, aber auch Chuck Schumer, der Minderheitsführer der Demokraten im US-Senat. Das Gesetz dient der Finanzierung der US-Streitkräfte. Und da stehen neben Huawei und ZTE auch andere chinesische Unternehmen unter Spionageverdacht. Sie stehen nun mal auf der Liste, und sie dort wieder herunter zu bekommen, wird nicht einfach und dürfte nicht im Sinne der China-Hardliner sein. Versuchten allerdings die Demokraten nun, Trumps Versöhnungsversuche mit China zu vereiteln, um seine Wiederwahl zu gefährden, riskierten sie gleichzeitig einen Crash der Wirtschaft und höchstwahrscheinlich folgend auch einen an der Wall Street. Vor diesem Hintergrund und einer so unterschiedlichen Interessenlage im Rennen um das Weiße Haus ist zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose für das Börsenjahr 2020 nahezu unmöglich. Aber eines steht fest: Der Präsidentschaftswahlkampf in den kommenden Monaten dürfte alles bisher Gesehene und Erlebte noch in den Schatten stellen. Für Anleger heißt es deshalb: anschnallen!
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Zum Autor
Jochen Stanzl ist seit fast 20 Jahren Börsianer und Trader aus Leidenschaft. Nach seinem beruflichen Start bei BoerseGo ist er seit 2015 Chef-Marktanalyst für CMC Markets Deutschland und Österreich und hat seinen Sitz in der Niederlassung Frankfurt.
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Die Knaus Tabbert AG ist ein führender Hersteller von Freizeitfahrzeugen in Europa mit Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. Weitere Standorte sind Mottgers, Hessen, Schlüsselfeld sowie Nagyoroszi in Ungarn. Das Unternehmen ist seit September 2020 im Segment Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.
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