Österreich ist nach wie vor ein Land der Sparbücher, durch die Niedrigzinspolitik verliert man aber real an Vermögen. Ein Umdenken in Richtung Aktiensparen, vor allem bei Jungen, ist wesentlich.
Der eine ist durch den familiären Backround mit Aktieninvestments in Berührung gekommen, den anderen hat die Begeisterung nach einem mitreißenden Vortrag eines Aktienhändlers gepackt, oder es kann auch eine Begegnung mit interessanten Leuten dafür sorgen, dass man sich mit bestimmten Themen oder Branchen intensiv auseinandersetzt und schließlich investiert. So war es zumindest bei den Podiums-Teilnehmern beim ersten Event der neuen IVA-Initiative „Young Shareholders Austria“. Thema des Abends: Wie kann man junge Leute von Sparern zu Anlegern machen, damit sie Vermögen aufbauen und für das Alter vorsorgen. Die Diskutanten Rupert Heinrich Staller (GF Staller Investments), voestalpine-CFO Robert Ottel und Erste Bank-Vorstand Thomas Schaufler waren sich einig: Neben besseren Rahmenbedingungen müssen junge Leute vor allem mit dem nötigen Wissen rund um Geldanlage ausgestattet werden. Allerdings: Keiner der Gentlemen ist in der Schule darauf vorbereitet worden und auch im heutigen Schulsystem findet der Umgang mit Geld und die Möglichkeiten der Geldanlage keine Berücksichtigung. „Dass man in der Schule kaum etwas über Investments erklärt bekommt, ist eine Verfehlung. Die Jugendlichen sollen wissen, was sie mit ihrem Geld machen und wie sie selbst vorsorgen können“, kritisiert etwa Schaufler.
Irrglaube. Angesichts der mangelnden Finanz-Kenntnisse dürfe es niemanden wundern, dass die Scheu vor Aktieninvestments groß ist und damit sofort ein möglicher Totalverlust assoziiert wird, oder der Irrglaube vorherrscht, dass man über hohe Investitionssummen verfügen muss, um an der Börse aktiv zu werden. Die Kapitalmarkt-Experten kontern. Ottel weist auf die langfristig positive Performance hin: „Betrachtet man etwa den MSCI Index, dann sieht man, dass es sich in den letzten 50 Jahren nur in wenigen Jahren nicht ausgezahlt hat, zu investieren.“ Schaufler macht auf die Sparmöglichkeiten mit Fonds aufmerksam: „Ein Fondssparplan macht schon ab 50 Euro im Monat Sinn. Zum Beispiel haben wir für technologie-affine Anleger, was junge Investoren zumeist sind, den TechnoStock-Fonds aufgelegt. Wer in den letzten zehn Jahren jeweils monatlich 100 Euro in den Fonds investiert hat, steht jetzt bei einem Vermögen von ca. 30.000 Euro. Essenziell beim Investieren ist die Langfristigkeit, denn je mehr Zeit ich habe, desto mehr Risiko kann ich nehmen und etwaige Verluste wieder aufholen.“ Und eine Art Warren Buffett-Tipp gibt es von Staller: „Beim Fonds- oder Aktiensparen kann man viele Themen und Märkte abbilden, das ist sicher ein guter Einstieg. Mein ganz spezieller Rat ist, nur dort zu investieren, wo man die Informationen gut bekommt und sich auch auskennt - zB am Heimatmarkt.“
Aktionärsquote. Dass es einen Zusammenhang zwischen Finanzbildung und Aktionärsquote gibt, kann man an den Beispielen USA oder Schweden, wo die Finanzbildung einen höheren Stellenwert hat, erkennen. Während in Österreich die Aktionärsquote im niedriegen einstelligen Bereich liegt, sind es in den USA und in Schweden zweistellige Prozentzahlen. Elizaveta Lindström, die Generalsekretärin der World Federation of Young Investors, hielt bei dem Young Sharholders-Auftakt-Event eine Keynote und erklärte am Beispiel Schweden: „Schweden hat eine lange Tradition von Unternehmer- und Aktionärstum, auch die Finanzbildung bei jungen Leuten ist hoch. Wir haben auch eine lange Geschichte der „Equality“ - jeder sollte ein Kapitalist sein und eigene Aktien haben. Es gab auch sogenannte Volksaktien. Und auch das Steuersystem ermutigte die Menschen aktiv zu investieren.“
Steuerliche Anreize. Während in anderen Ländern also Investments gefördert werden, wird man in Österreich mit höheren Steuern „bestraft“. Seitens der Politik gebe es kein Bekenntnis zum Aktienmarkt, kritisieren die Experten. Für Belebung des Marktes sorgen könnten neben einer Angleichung der Kapitalertragssteuer (KESt) von 27,5 auf 25 Prozent auch wieder die Einführung einer KESt-Steuerfreistellung bei einer gewissen Behaltefrist. Staller: „Mit null Prozent Zinsen können junge Leute kein Vermögen aufbauen, kann man für keine Pflege vorsorgen und nicht privat vorsorgen. Das muss von der Politik angesprochen und es müssen entsprechende Initiativen gesetzt werden. Schaufler untermauert: „Aktien sind real assets. Kein Politiker kann dagegen sein, dass man etwas für die Volkswirtschaft tut. Und dazu kommt, wenn ich mein versteuertes Kapital investiere, dann sollte die Rendite auch mir gehören.“
Einschränkung. Aber auch die Regulatorien machen Investments zunehmend schwieriger. Seit MiFiD ist es schwieriger und aufwendiger, Aktien zu kaufen. „Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, konvenient Aktien zu kaufen“, so Schaufler.
Laufend Events. Der IVA bleibt jedenfalls an der Jugend dran. IVA-Vorstand Florian Beckermann kündigt an: „Für junge Leute planen wir neben fachlichen Aktionen rund um Aktien und Veranstaltungen für mehr Finanzbildung auch weitergehende, regelmäßige Podiumsdiskussion im gleichen Format.“
Text: Christine Petzwinkler
Stellungnahme des Interessenverband für Anleger (IVA) zum Thema MiFiD II
2018 wurde von den nationalen Gesetzgebern MiFID II umgesetzt. Zielsetzung war eine Verbesserung des Anlegerschutzes, Sicherstellung einer unabhängigen Anlageberatung und Erhöhung der Transparenz insbesondere betreffend Kosten. Nach einem Jahr Praxiserfahrung sind die Ergebnisse zwiespältig. Der Ruf nach Änderungen ist nicht nur in Österreich unüberhörbar.
Problembereiche: Viele Kunden, die bereits über Erfahrungen im Wertpapiergeschäft verfügen, fühlen sich entmündigt. Sie werden einerseits mit viel Bürokratie konfrontiert, andrerseits werden Ihnen viele Anlagemöglichkeiten wie Hybridanleihen vorenthalten. Es findet kaum mehr Beratung über Einzeltitel statt. Es werden neben den unattraktiven Sparprodukten nur mehr Fondsanteile angeboten. Der Zugang zu professionellen Analysen ist erschwert bzw. nicht mehr gegeben. Dies betrifft in erster Linie KMU. Dies liegt daran, dass sich die Ausarbeitung von Analysen vor allem für KMU nicht mehr wirtschaftlich rechtfertigen lassen.
Lösungsvorschläge: Es geht nicht darum, MiFID II als Ganzes in Frage zu stellen, sondern dringend notwendige Anpassungen vorzunehmen. Es sollte – wie in der Schweiz – eine Opting Out-Möglichkeit für erfahrene Anleger mit einem Wertpapiervermögen von mindestens 1 Mio. Euro und nachgewiesenen Erfahrungen geben. Der Status eines „professionellen Kunden“ ist auf Kreditinstitute, Wertpapierfirmen, Investment- und Pensionsfonds und institutionelle Kunden beschränkt. Es gibt konkrete Überlegungen, die Erstellung von Analysen von börsennotierten KMU zu unterstützen. Es ist verständlich, dass nach den Anlegerskandalen wie Meinl European Land der Gesetzgeber reagiert hat. Einige Regelungen sind überschießend und erschweren Veranlagungen in regionale Unternehmen, begünstigen aber wegen der erhöhten Kosten internationale Großkonzerne.
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(Oktober 2019)
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