Mit der Berufung von Christine Lagarde zur Präsidentin der Europäischen Zentralbank dürfte sich an der lockeren Ausrichtung der Geldpolitik in der Eurozone auf absehbare Zeit nicht viel ändern. Auch „Super-Mario“ (Draghi) hat es kurz vor Ende seine Amtszeit noch einmal deutlich gemacht: die Zinsen werden, wenn nötig, noch weiter in den negativen Bereich sinken. Auf der anderen Seite hat zwar auch die US-Notenbank Ende Juli an der Zinsschraube nach unten gedreht, dennoch sind die Zinssätze in den USA deutlich höher als die in der Eurozone.
Genau von dieser Differenz werden die Finanzierungskosten abgeleitet, die man als Käufer oder Verkäufer eines CFDs auf das Währungspaar Euro/US-Dollar berücksichtigen muss, wenn man eine Position über Nacht hält. Die so genannten Haltekosten werden anhand des TomNext-Satzes (Tomorrow to next day) berechnet und können bei CMC Markets in der NextGeneration Handelsplattform für jedes handelbare Produkt als jährlicher Zinssatz aufgerufen werden. Wie der Name schon sagt, entstehen in der Regel „Kosten“ für das „Halten“ einer Position. Es ist aber auch möglich, dass man für das „Halten“ einer Position Gutschriften bekommt.
Schauen wir uns das Ganze am Währungspaar EUR/USD an. Die höher verzinste Währung ist in diesem Fall der US-Dollar. Kauft ein Anleger nun den CFD auf EUR/USD, kauft er die geringer verzinste Währung gegen die Währung mit dem höheren Zins, er muss also Haltekosten bezahlen. Und zwar in Höhe von rund vier Prozent pro Jahr, wie in der Übersicht in der Plattform angezeigt (Bild 1). Verkauft er aber nun den CFD auf EUR/USD, kommt er in den Genuss von Haltekostengutschriften, und zwar von 1,73 Prozent pro Jahr.
Ein Beispiel: Der Anleger geht eine Short-Position über 50.000 Euro im CFD auf EUR/USD ein. Er verkauft also in diesem Fall 50.000 Euro und kauft im Gegenzug rund 55.300 US-Dollar (Kurs am 01.08.2019: 1,1060 EUR/USD). Er hält die Position vier Wochen lang, also 28 Tage. Die jährlichen „Haltekosten“ betragen ca. 1,73 Prozent, dem Konto werden somit täglich ca. 2,66 US-Dollar gutgeschrieben, für die 28 Tage insgesamt 74,40 US-Dollar, also rund 67,30 Euro.
Es gibt aber auch exotische Währungspaare, bei denen die Haltekosten höher ausfallen, wie zum Beispiel beim CFD auf EUR/TRY, der den Euro gegenüber der türkischen Lira abbildet. Da die Zinsen in der Türkei deutlich höher sind als in der Eurozone, beträgt die Zinsdifferenz hier rund 35,3 Prozent. Geht ein Anleger nun von einem fallenden Euro gegenüber der Lira aus, also einem Anstieg der türkischen Währung, geht er short im CFD auf EUR/TRY. In diesem Fall erhält er rund 15,5 Prozent pro Jahr als Haltekosten auf seinem Handelskonto gutgeschrieben.
Egal ob tatsächliche Kosten oder Gutschriften, man darf bei dieser Thematik aber nicht außen vor lassen, dass sich Währungspaare bewegen und das Kursrisiko jede Bestrebung, allein Gewinne aus dem Halten einer Position zunichte machen kann.
Steigt in beiden Beispielen der Euro gegenüber Dollar und türkischer Lira um einen höheren Prozentsatz als man mit den Haltekosten verdient, bewegt sich die Position in der Gesamtbetrachtung in den Verlust. Geht die Spekulation allerdings auf, und fällt der Euro tatsächlich, würde die Rendite in Kombination mit den Haltekosten noch höher ausfallen.
Der Trader mit der Short-Position im Euro sollte also darauf hoffen, dass Frau Lagarde genau da weiter macht, wo Herr Draghi im September höchstwahrscheinlich aufhört und damit die Hoffnung, die Zinsen in der Eurozone würden in absehbarer Zeit auch mal wieder steigen, begräbt.
zum Autor
Gabor Mehringer blickt auf eine Finanzmarkterfahrung von 17 Jahren zurück, und er ist ausgebildeter Trader. Bei CMC Markets ist er als Senior Relationship Manager für CMC Markets Österreich verantwortlich und hat seinen Sitz in der Wiener Niederlassung.
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