EXAA-Joint-CEO Jürgen Wahl erklärt, was es mit den neuen physischen Location Spreads Österreich/Deutschland auf sich hat und wie sich das auf die Liquidität im Handel auswirkte.
Seit unserer „Power-Nummer“ im Vorjahr sind wir am Themenkreis Energie, Börsen, EXAA dran. Und wie ich höre, ist seit Anfang März eine neue Ordermöglichkeit gegeben: Spreadangebote Deutschland/Österreich. Worum geht es da genau? Und was ist die Ausgangslage?
Jürgen Wahl: Ausgangslage: Bis 30.9. 2018 gab es eine gemeinsame Preiszone für Österreich und Deutschland. Diese wurde mit 1.10. 2018 aufgetrennt in zwei separate Preiszonen und am Übertragungsnetz ein physischer Engpass eingeführt. Damit wurde der grenzüberschreitende Börsehandel unterbunden. Die EXAA hat mit 1.10. 2018 nun statt einer gemeinsamen, zwei getrennte parallele Auktionen abgewickelt, die logischerweise unabhängig voneinander sind und jeweils eine eigene Preisbildung haben. Die Trennung führte Anfang 2019 zu Umsatzrückgängen an der EXAA.
Mit Einführung der Spread Gebote können unsere Händler auf den Preisunterschied eine grenzüberschreitende Wette abschließen.
Unsere Händler haben damit die Möglichkeit, trotz der physischen Trennung der beiden Preiszonen in Österreich und Deutschland die Grenze mit einem Gebot in der einen Zone und einem Gegengebot in der anderen Zone virtuell zu überschreiten. Wenn eine Wette auf die Preisdifferenz ausgeführt wird - d.h. den Zuschlag bekommt, dann wird in der einen Preiszone diese Menge gekauft und in der anderen Preiszone dieselbe Menge verkauft bzw. vice versa - je nach Gebotsabgabe.
Heißt, dass damit ein Liquiditätsrückgang in Österreich abgefedert werden konnte? Wie sind Sie mit den ersten Tagen zufrieden?
Wir sind mit den ersten Handelstagen sehr zufrieden und die Erwartungen haben sich erfüllt - wir haben in den ersten Tagen einen Liquiditätszuwachs von etwa 15 Prozent gehabt.
Bitte um Beispiele, wie Spreadorders aussehen und für welche Marktteilnehmer diese interessant sind.
Spreadorders sind vor allem für jene Händler interessant, die neben der Beschaffung auch auf Arbitragegeschäfte setzen. Das sind eher die internationalen Handelshäuser und die großen Energiekonzerne unter unseren Handelsteilnehmern.
Gibt es dazu eigene Schulungsangebote für Händler mit Berührungsängsten?
Wir bieten nicht nur für Spread Orders sondern generell Händlerschulungen im Rahmen unseres TEEM Schulungsprogrammes an. Dazu wird es Mitte Mai erstmals ein neues Modul mit dem Thema Kurzfristmärkte geben, in dem die Spread Orders auch vorgestellt und diskutiert werden.
Text: Christian Drastil
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