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Interview mit Stefan Szyszkowitz, Vorstandssprecher der EVN (Transkript boersenradio)

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boersenradio.at: … und das ist ein Energieversorger und die stehen ja sowieso seit einiger Zeit im Fokus, Stichwort „Energiewende“. Das letzte Interview mit EVN – ich hatte gerade geschaut – ist etwas her: 2013. Wenn man sich jetzt die Aktienentwicklung anschaut, dann sieht man, die Aktie steht aktuell auf Mehrjahreshoch, fast schon Zehnjahreshoch - hatte ich vorhin geschaut - rund 15 Euro. Zu Beginn des Jahres waren es noch unter 11 Euro. Woher kommt dieser Schwung?

Szyszkowitz: Einerseits aus der Tatsache, dass die Wiener Börse sich sehr erfolgreich entwickelt hat in diesem Zeitraum. Andererseits aber auch, dass die Industrie die Energiewirtschaft als solche wieder stärkeren Zuspruch gewonnen hat und davon profitiert auch die EVN als Energie- und Umweltdienstleister.

Es gibt auch Themen, von denen Sie profitieren, wo Sie gar keinen Einfluss darauf haben, zum Beispiel das Wetter. Ich hatte gesehen, die Umsätze sind gut: 8,3 Prozent plus beim Umsatz auf 2,2 Milliarden Euro und das wird unter anderem mit dem Wetter begründet. Welche Rolle spielt das?

Ja wir in der Energiewirtschaft unterliegen sehr stark natürlich auch der Entwicklung des Wetters und wenn es in Zeiten von einem sehr kalten Winter, kommt es dann zu entsprechenden Absatzentwicklungen, insbesondere im Energiebereich aber auch im Netzbereich. Und wenn es im Sommer umgekehrt sehr heiß ist, dann gibt es auch eine sehr starke Nachfrage nach Wasser aber eben auch nach Strom für Klimatisierung, insbesondere in Südosteuropa.

Wo kommen die Umsätze her? Osteuropa hatten Sie jetzt genannt, in Österreich sind Sie auch tätig … wie ist regional gerade Ihr Umsatz verteilt?

Also mit einer Daumenregel kann man sagen, dass wir von unserem Umsatz um die Hälfte in unserem Heimmarkt in Niederösterreich machen und die andere Hälfte in den anderen Geschäftsbereichen außerhalb von Niederösterreich.

Vor allen Dingen erneuerbare Energie und Wärmekraftwerke haben aktuell zur Steigerung der Stromproduktion beigetragen. Wie ist denn da gerade die Lage? Ich hatte vorhin das Stichwort „Energiewende“ schon genannt …

Ja, wir haben begonnen, in den vergangenen Jahren intensiv in den Ausbau der Winderzeugung zu investieren, stehen derzeit bei rund 268 Megawatt, werden im laufenden Jahr rund 300 Megawatt installierte Leistung ausweisen und unser mittelfristiges Ziel ist es, dass wir auf 500 Megawatt kommen. Damit gehören wir zu den führenden Anbietern von Windenergie in Österreich. Auf der anderen Seite im Wärmebereich setzen wir Biomasse ein und sind derzeit auch der Marktführer bei der Nutzung von Biomasse für Wärmeerzeugung in Österreich.

Und diese Wärmekraftwerke spielen – nochmal das Stichwort „Energiewende“ auch eine andere wichtige Rolle, nämlich bei der Netzstabilität. Sie bringen ja Ihre Wärmekraftwerke zur Netzstabilisierung in Österreich und Deutschland ins Spiel. Was erwarten Sie für den Winter 2017/18?

Die Energiewende setzt voraus, dass die volatile Erzeugung aus den erneuerbaren Energieformen auch sozusagen abgesichert werden mit der Erzeugung und der Zuverfügungstellung von Leistung aus den traditionellen thermischen Kraftwerken. Wir sind derzeit in einer Übergangsperiode im Rahmen der Energiewende und vor diesem Hintergrund erzeugen wir auf Abruf auch Energie um die deutsche Netzstabilität – hier ist unser Vertragspartner die deENet oder in Österreich die APG – die Versorgungssicherheit entsprechend abzusichern. Das hat in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage erfahren. Im zu Ende gegangen im Geschäftsjahr sind wir an 163 Tagen mit den Kraftwerken abgerufen worden und auch im laufenden Geschäftsjahr ist bereits an 40 Tagen so ein Abruf erfolgt. Das zeigt, das diese Transformation der Energiewende auch noch für eine Übergangszeit thermische Kraftwerkskapazitäten zwingend notwendig macht.

Jetzt ist Ihr Geschäft immer auch ein politisches Thema. Sie hatten 2017 zusätzlich noch einige Rechtsthemen zu klären. Es gab einige Wahlen im Geschäftsjahr. Wie ist denn gerade generell die Lage so von politscher und rechtlicher Seite zu beurteilen?

Ja wir sehen langfristig natürlich sich verändernde Rahmenbedingungen. Ich darf nur über die Diskussion über das Winterpaket der EU erinnern oder an das Klimaschutzabkommen in Paris und vor dem Hintergrund werden auch die Rahmen-Richtlinien für unsere Branche sich verändern und das ist eine Herausforderung, der wir uns auch stellen. Im zu Ende gegangenen Geschäftsjahr haben wir zwei Entscheidungen rechtlicher Natur auch zu verzeichnen gehabt. Einerseits ist es uns gelungen, einen Streit in Bulgarien außergerichtlich mit der dortig staatlichen Gesellschaft NEC beizulegen, das einen außerordentlichen Ergebnis-Effekt in dem zu Ende gegangenen Geschäftsjahr gezeigt hat und darüber hinaus hat es zu Ende 2016, im November 2016 einen Schiedsgerichtsspruch mit unserem Kraftwerk Walsum gegeben, der zu einer entsprechenden Reduktion der Investitionskosten geführt hat.

Wir sprechen über die Jahreszahlen. Eine Zahl habe ich noch gar nicht genannt, die möchte ich natürlich noch ergänzen, nämlich den Gewinn. Der wurde nämlich deutlich gesteigert. Anstieg, das Konzernergebnis: 60,4 Prozent plus auf 251 Millionen Euro. Wie war ein solcher Sprung möglich?

Ja, vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen energiewirtschaftlichen Situation – wir sprechen hier in Niederösterreich über den zweitkältesten Winter seit 20 Jahren und eben diesen außerordentlichen Entscheidungen im Hinblick auf die Frage der Beilegung des Rechtsstreits in Bulgarien und eben auch dem Schiedsgerichtsspruch aus Walsum ist dieses gute Ergebnis möglich geworden.

Aber hauptsächlich klingt das, als wären es schon Sondereffekte … man kann in Zukunft mit solchen Sprüngen nicht mehr rechnen?

Wir gehen in unserer Planung immer von normalisierten Temperaturwerten aus. Jeder Bilanzstichtag hat auch einen Nachfolgestichtag. Und solange das Jahr sozusagen im Laufen ist, wird es uns schwerfallen, hier bereits eine Erwartung zu geben. Das heißt, wir glauben, dass auf Basis sozusagen normalisierter Werte wir irgendwo zwischen dem Konzernergebnis zwischen 15-16 und 16-17 liegen werden. Das ist ein erwartetes Ergebnisniveau für die Zukunft.

Und das ist natürlich für die Aktionäre besonders interessant, denn davon hängt ja auch ab, was für eine Dividende gezahlt wird. Die soll jetzt bei 44 Cent liegen plus 0,03 Euro, also drei Cent Bonusdividende je Aktie. In den vergangenen Jahren wurden eigentlich immer 42 Cent gezahlt. Sie steigern die Auszahlung also, die Basisdividende. Ein Gewinnsprung von 60 Prozent plus hätte aber eigentlich auch mehr zugelassen. Wir begründen Sie die aktuelle Dividendenzahlung?

Wir als Infrastrukturdienstleister haben eine langfristige Investitionspolitik. Wir sind in diesen Jahren dabei, nachhaltig zu investieren und vor dem Hintergrund kombinieren wir die operative Tätigkeit mit einer attraktiven und stabilen Dividendenpolitik und nach einigen Jahren, wo wir 42 Cent bezahlt haben, haben wir diese sozusagen Ausschüttung für dieses Jahr angehoben auf 44 Cent plus den drei Cent als Bonus. Immerhin eine Dividendensteigerung von zwölf Prozent.

Die 42 Cent, die davor gezahlt wurden, die wurden über mehrere Jahre lang gehalten. Wenn Sie ähnliche Ergebnisse erzielen wie jetzt, bleibt dann auch die Dividende für die Zukunft vorerst gleich?

Ja, wir zielen darauf, dass wir eine attraktive, stabile Dividendenpolitik unseren Aktionären anbieten können und so wie wir in der Vergangenheit 42 Cent gezahlt haben, streben wir danach in den nächsten Jahren 44 Cent zu zahlen - das ist die Basis. Außerordentliche Faktoren können aber außerordentliche Bonuszahlungen möglich machen.

Einen Punkt habe ich noch auf der Agenda, nämlich die Investitionen, Sie hatten das schon angedeutet. Darüber könnten wir natürlich ein komplettes eigenes Interview von bestimmt mindestens einer halben Stunde machen. Ich möchte nur mal die wichtigsten Stichpunkte oder Investitionsziele nennen: Netzinfrastruktur, Windkraft, Umweltdienstleistungen und, und, und. Also wie gesagt, wir könnten da ganz lange weiter drüber sprechen. Ich frage einfach mal so: Wo ist denn Ihr Fokus? Wo wollen Sie investieren?

Wir haben als Energie- und Infrastrukturdienstleister natürlich unseren Fokus in unseren Heimmärkten. Das ist vor allem in Niederösterreich, das heißt, von den rund 400 Millionen Euro, die wir in den nächsten Jahren im Schnitt investieren möchten, wird Dreiviertel in Niederösterreich investiert in Netze erneuerbarer Erzeugung und Trinkwasser. Hier haben wir einiges an Potenzial für organisches Wachstum.

Und dann schauen wir über die Jahresgrenze hinaus: Ihr neues Geschäftsjahr hat bereits begonnen, aber Sie hatten ja schon angedeutet, da ist jetzt noch überhaupt nichts spruchreif. Schauen wir trotzdem mal, was Sie erwarten? Wie wird das neue Jahr? Wir wird 2017/18?

Der Winter hat begonnen. Bereits an 40 Tagen sind unsere Kraftwerke abgerufen worden zur Netzstabilisierung. Das ist ein guter Wert, das heißt wir sind diesbezüglich optimistisch. Und was unsere Stärke ist, dass wir den Großteil unseres EBITDA aus regulierten, aus stabilen Geschäftsfeldern gewinnen. Im vergangenen Jahr waren das rund 82 Prozent und auf dieser Basis denken wir, dass wir eine gute Grundlage auch für das laufende Geschäftsjahr 17/18 haben.

Dann wünsche ich dabei viel Erfolg, Herr Szyszkowitz. Vielen Dank!

Vielen Dank.

Hinweis: Audio unter http://www.wienerborse.at (barrierefrei, Österreich) bzw. http://www.boersenradio.at (Login, Komplett-Feed).



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Beitrag von boersenradio.at



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