Die Bawag hat nun wieder eine Woche mit 5 Minustagen in Folge hinter sich. In Summe ist es bisher gar nicht rund gelaufen. Doch eines nach dem anderen.
Nicht vorwerfen möchte ich der Bawag, dass ihr Emissions-Timing der börslich viel präsenteren AT&S (völlig regelwerkskonform und natürlich ohne Absicht) den ATX-Platz, den RHI freigemacht hat, weggenommen hat (Bawag wäre sowieso in den ATX gekommen, dann wären es mit AT&S 21 Werte gewesen). Nein, das hier war natürlich scherzhaft gemeint. Das nächste wirklich auch mit Hand aufs Herz: Denn nicht beschweren tu ich mich auch darüber, wenn ich als Freund des österreichischen Kapitalmarkts und der notierten Unternehmen mit Aktien verliere. Ich bin mit meiner Privatkohle bei IPOs einfach gerne mit Vorschusslorbeeren durch Zeichnung dabei. Das ist mein Risiko, das ist meine Chance, meine Art des Hallo. Wenn eine Aktie wie die Bawag in den ersten Tagen markant abstürzt, dann halte ich das aus (bei der FACC oder AMAG war es viel schlimmer und jetzt sind sie top). Kursgewinne verkrafte ich ja auch und es zwingt mich niemand zu irgendwas als Selbstentscheider. Ich glaube, dass viele österreichische Privatanleger so denken.
Kritischer bin ich beim Zugang für meinen Job. Es war leider nicht möglich, mit der Bawag (und ich kenne ja dort Leute) Kontakt aufzunehmen. Im Rahmen eines kommerziellen Angebots versteh ich das irgendwie. Redaktionell kapiere ich das aber überhaupt nicht und auch auf die Einladung einer Free-Teilnahme bei Sberbank-Roadshow gab es keine Antwort. Nun ist es so, dass es den Kollegen in anderen Medien auch nicht besser ergangen ist, ich habe einige Kommentare über die vertane Chance bei so einem großen IPO gelesen. Und es hat zum Auftakt des Prozederes nicht einmal eine Pressekonferenz gegeben. Das ist schade. Man stelle sich mal vor, Franco Foda lässt für sein erstes Spiel als Teamchef die Journalisten nicht ins Stadion. Kann man sich nicht vorstellen.
Alle müssen zusammenhalten. Ich finde: An einem kleinen und von der Aktienkultur her weit unterentwickelten Markt wie Wien (sagt selbst die Wiener Börse) müssen wirklich alle, die sich für die Sache einsetzen, an einem Strang ziehen. Ich würde mir in diesem Zusammenhang wünschen, Bawag-CEO Anas Abuzaakouk auf dem Cover des nächsten Börse Social Magazine präsentieren zu dürfen. Denn going public, das ist wichtig, aber being public ist mindestens ebenso wichtig.
Quo vadis, Bawag-Aktie? In einem Kommentar im Trend wird IVA-Boss Rasinger zitiert, dass er froh ist, dass den Privatanlegern die Bawag erspart geblieben ist und die Aktie kaum angeboten wurde (ich war in einer Filiale, dort konnten sie mir gar nichts sagen). Was heißt das im Umkehrschluss? Dass diesmal die Institutionellen die Verlierer sind? Aus heutiger Sicht hat Rasinger recht, man hört, dass rund 50 Prozent bei Hedge Funds liegen und die schmeißen gerne zum Jahresende Problempositionen raus. Immerhin hat die Fast-Entry-Aufnahme in den ATX für Zusatz-Volumen gesorgt, sodass der Börsegang geklappt hat. Beim Greenshoe sah das schon ein wenig anders aus. In Summe war es für die Emissionsbanken ein heftiger Stabilisierungsjob, der freilich mächtige Handelsvolumina auslöste, 700 Mio. an zwei Handelstagen. Bistu. Und Handelsvolumen tut einem Markt gut, da kann man verdienen. Sei vergönnt.
Die eingehende „Quo vadis, Bawag?“-Frage geht mir mehr in Richtung Kapitalmarktöffentlichkeit. Wird man sich zeigen? Im Rahmen der Kapitalmarktinstitutionen mitarbeiten? Ich hoffe es und wiederhole mich: Sehr gerne hätte ich Abuzaakouk auf dem nächsten Cover. Was die Aktie betrifft, so werde ich - trotz aller oben genannten Bedenken - wohl bald nachkaufen. Das ist völlig unabhängig von allem. Der öffentliche Part meiner Investments wird zB auch im Magazine stets kommuniziert. Und für die Paradise Papers bin ich steuerlich viel zu brav. Die Bawag war das nicht immer, auch nicht leiwand der mediale Paradise-Zusatzdruck jetzt rund um alte Gschichtln. Damit war in der Phase einer der größten europäischen Primärmarkttransaktionen dieses Jahres in den Medien mehr von Paradise Papers und der Trennung von der PSK zu lesen. Es wird besser werden, FACC als bestes Beispiel. Und aufgeben tut man einen Brief.
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