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Interview mit Herrn Gerald Grohmann, CEO SBO (Transkript boersenradio)

Gerald Grohmann, Vorstand SBO (16. Oktober), finanzmarktfoto.at wünscht alles Gute!

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boersenradio.at: Und wir sprechen ganz häufig über den Ölpreis. Klar, jeder weiß warum. Jeder weiß auch, wie sich der Ölpreis entwickelt hat - ganz aktuell - muss man sagen. Diese Ölkrise, über die wir immer mal gesprochen haben, die scheint sich gerade etwas zu drehen. Der Ölpreis ist ordentlich gestiegen. Begründungen dafür sind allerdings nicht so schön: Wir haben die Lage im Iran, wir haben die Lage in Kurdistan, das trägt zumindest mit dazu bei. Oder musste diese Ölpreiserhöhung auch ohne diese unschönen Treiber irgendwann kommen?

Grohmann: Ja, denn es ist eigentlich das Drehen sozusagen aus dieser Krise heraus schon voriges Jahr eingeleitet worden und wenn Sie schauen - auch in unseren Zahlen reflektiert, eigentlich seit Mitte vergangenem Jahr - geht es schrittweise bergauf. Aber natürlich, der Ölpreis hat jetzt in den letzten Wochen noch einmal zu einem neuerlichen Schub geführt.

Sie hatten das ja auch angekündigt. Also, wir hatten ja schon in älteren Interviews … und wir reden ja immer über den Ölpreis, wie schon gesagt … ja, und da sind schon Bergriffe, wie „Talsohle“ und ähnliches gefallen. Ist der Ölpreis jetzt eigentlich wieder auf einem Niveau, wo Sie sagen: ,Okay, damit kann ich gut leben‘?

Ich denke schon, zumindest, was die Nordamerika-Aktivitäten betrifft. International wird’s wahrscheinlich noch ein bisschen mehr brauchen, wobei es nicht nur um den Ölpreis alleine geht. Es geht auch darum, wie die Industrie die Nachhaltigkeit des Ölpreises einschätzt. Denn Sie dürfen nicht vergessen im internationalen Bereich: Die Investitionen, die heute getätigt werden, die kann man in drei, vier Jahren sozusagen erst über das Öl wieder verdienen und da muss Vertrauen in die Nachhaltigkeit gegeben sein. Aber in den USA und in Kanada, da ist die Aktivität schon wieder auf sehr hohem Niveau und da profitieren wir auch davon.

Ja, Nordamerika als ganz wichtiger Treiber – auch nicht erst seit jetzt. Das ist ja schon das ganze Jahr über so, dass wir da viel über Nordmerika sprechen, da scheint es gut zu laufen. Aber jetzt gab es eine Meldung bei Ihnen: Es gibt einen nicht cash-wirksamen Aufwand von 90 Millionen Euro, der sich in der Bilanz zeigen wird. Ja, bevor jetzt alle in Panik verfallen, Sie haben auch in der Meldung ganz klargemacht: Erfolgswarnung, nicht Gewinnwarnung. Was genau ist da zu leisten, wie hat man das zu verstehen?

Das ist der Tribut, den wir zu leisten haben für den Erfolg. Und der Hintergrund ist ganz einfach erzählt: Wir haben eine sehr erfolgreiche Akquisition getätigt. Am Tiefpunkt der Krise, im April 2016. Und es ist wirklich dann ab dem zweiten Halbjahr 2016 wieder bergauf gegangen; wir haben also das Timing richtig erwischt. Wir haben damals schon das Unternehmen sehr gut eingeschätzt, aber dieses Unternehmen hat bei weitem unsere Erwartungen übertroffen. Nun ist es aber so, dass wir bewusst nicht 100 Prozent gekauft haben, sondern nur 68, und an 32 ist das Management beteiligt. Und diese Beteiligung hat jetzt einfach einen höheren Wert bekommen, musste höher bewertet werden, natürlich haben auch unsere zwei Drittel einen höheren Wert bekommen, das reflektiert sich aber nicht eins zu eins in der Bilanz und wir mussten hier 90 Millionen in der Gewinn- und Verlustrechnung an Vorsorge einstellen für den Fall, dass entweder wir 100 Prozent kaufen oder die ihre Anteile verkaufen. Das heißt, das ist eigentlich durchaus ein positives Ereignis, was zwar jetzt zu einem Minus von 90 Millionen geführt hat, aber operativ war was dritte Quartal sehr stark.

Ja genau, das ist der entscheidende Faktor. Das ist ein reiner bilanztechnischer, buchhalterischer Faktor, nicht operativ. Über operative Zahlen können wir so viel noch gar nicht sprechen, weil die ja noch gar nicht veröffentlicht sind, die kommen erst noch. Schauen wir trotzdem mal, welchen Effekt dieser reine Bilanzwert, der sich ja in der Bilanz widerspiegelt, haben wird. Sehen wir wieder Verlust in diesem Jahr?

Also ich darf ergänzend sagen: Wir dürfen schon über die Q3-Zahlen sprechen, weil wir das zum Anlass genommen haben, vorläufige Q3-Zahlen zu veröffentlichen, und die sehen so aus: Das wir den Umsatz gegenüber dem Vorjahres-Q3 verdoppelt haben. Von 45 Millionen auf rund 90 Millionen und dass wir seit langem wieder eine EBITDA-Marge im sehr erfreulichen Bereich haben von 28 Prozent. Um auf Ihre Frage zurück zu kommen: Die Auswirkung dieser 90 Millionen sehen wir jetzt im Finanzergebnis. Das heißt, das EBIT ist positiv, das Vorsteuerergebnis ist damit negativ. Aber trotzdem erwarten wir hier auch operativ ein positives Ergebnis. Aber der Ausweis ist jetzt eben einmal negativ mit minus 86 Millionen – vorläufige Zahlen.

Ja sprechen wir doch noch gleich über operative Themen: Bleiben wir in den USA, beziehungsweise Nordamerika. Wie läuft’s da gerade?

Anhaltend stark, erfreulich gut. Das ist auch der Grund, warum wir durchaus hier zuversichtlich in die Zukunft blicken. Der Recount hat sich ein bisschen abgeflacht, aber wir sind ja nicht nur im Bohren tätig, wir sind auch im Komplettieren tätig. Auch hier gibt es eine große Anzahl von sogenannten DUCs, das sind keine Enten das heißt „drilled but uncompleted wells“. Das heißt, hier ist ein Bestand sozusagen da, von dem wir profitieren werden, weil wir ja in den letzten zwei Jahren in das Komplettierungs-Geschäft eingestiegen sind.

Jetzt hatte ich vorhin schon ein Thema angesprochen, ein Problemthema sozusagen im Ölbereich: Wir haben in Kurdistan, diese Region um Kirkuk, große Ölfelder dort und wir haben die Lage im Iran, die unklare Lage im Iran, vor allen Dingen das unklare Verhältnis der USA zum Iran. Könnte sich das in irgendeiner Form auswirken? A auf den Ölpreis, das sehen wir schon, aber b auf Ihr Geschäft?

Nun ja natürlich, alles was geopolitisch passiert, hat irgendwo Auswirkungen. Manchmal ist es schwer zu erkennen, ob positiv oder negativ. Ich sag‘ mal, wir können damit ganz gut umgehen und was wir bewiesen haben über Jahrzehnte jetzt schon, dass wir uns sehr rasch auf Einflüsse von außen einstellen können. Um beim Beispiel Iran zu bleiben: natürlich würde es uns treffen, weil wir doch hier begonnen haben, Geschäftsbeziehungen zum Iran aufzubauen und wir in Zukunft den Iran als wichtigen Kunden sehen. Das könnte – wenn die Sanktionen wieder greifen – wegfallen. Auf der anderen Seite, falls diese Sanktionen greifen, dann werden ein paar Millionen Barrel Öl vom Markt verschwinden müssen, weil niemand das Öl mehr kaufen darf. Das wird wieder unterstützend für den Ölpreis wirken. Also, es ist immer ein Auf und Ab und wir müssen in der gegebenen Situation die Auswirkungen richtig erkennen, richtig einschätzen und die richtigen Entscheidungen treffen.

Noch wissen wir ja gar keine Ergebnisse, das ist sowieso alles nur Spekulation, was wir hier gerade betreiben. Man muss eben dann mit den Ergebnissen arbeiten, die da sind. Apropos Ergebnisse: Warum wir Journalisten uns ganz besonders auf die Berichts-Saison dieses Mal gefreut haben - zumindest die Journalisten im Euro-Raum - ist die Frage: Wie sehr hat sich denn dieser gestiegene Euro auf die Zahlen ausgewirkt? Währungseffekte. Wir haben ja doch eine deutliche Euro-Dollar-Bewegung gesehen. Und gerade wenn jemand viel USA-Geschäft hat, ist das besonders spannend. Also wie wirkt sich der Euro bei Ihnen aus?

Ja, natürlich ist es so, dass hier uns ein starker Dollar hilft, weil doch sehr viel in den Dollarraum exportieren, beziehungsweise in Dollar fakturieren. Aber wir sind noch in einem Bereich, der absolut verträglich ist. Wir haben schon ganz andere Verhältnisse gesehen vor fünf, sechs Jahren, wenn ich in Erinnerung rufen darf und haben das auch ganz gut abgefedert. Wir hedgen einen Teil unserer Dollarerlöse, so dass es uns nicht kalt erwischen kann.

Ja, Sie haben sowieso auch so immer ein recht gutes finanzielles Polster. Auch das ist ja eigentlich immer mal schon mal Thema bei uns seit Jahren in unseren Interviews. Deshalb waren ja auch solche Zukäufe, der den wir eingangs besprochenen haben, möglich. Ich hab‘ mich dann gefragt: In der Marktlage jetzt, schauen Sie sich dann überhaupt noch nach Zukäufen um? Sie hatten mir ja mal erklärt: Eigentlich ist so eine Krisenlage das, wenn alle verzweifelt sind, dann greifen sie zu. Die Lage ist ja nicht mehr so.

Ja das stimmt. Aber trotzdem gehört es einfach zum Handwerk dazu, sich am Markt umzusehen. Oft gibt es Unternehmen, die eine ganz spezifische Situation haben, wo es Sinn macht zuzukaufen von unserer Sicht und wo es für den Verkäufer Sinn macht, zu verkaufen. Also es ist nicht so, dass wir hier die Akquisitions-Ordner zugeklappt haben, sondern wir schauen weiterhin, haben die Radarschirme weit offen, was gibt’s für Möglichkeiten? Und wenn wir was finden sind wir bereit auch hier eben auch zuzuschlagen.

Auch über die Aktie möchte ich noch sprechen. Die ist ja auch wieder angesprungen, zusammen mit dem Ölpreis. Auch darüber hatten wir ja in diesem Jahr vor allen Dingen im vergangenen Jahr schon gesprochen, dass da eine gewisse, ja fast schon Korrelation zum Ölpreis zu sehen ist. Das immer der Ölpreis steigt, die Aktie steigt, der Ölpreis fällt, die Aktie fällt. Ja jetzt ist der Ölpreis gestiegen, die Zahlen sehen gut aus. Alles deutet eigentlich auf eine gute Zukunft hin und das sieht man in der Aktie im Jahresvergleich: Zweistelliges Wachstum hatte ich gesehen … ja was preist denn der Markt da gerade ein? War das der Ölpreis oder war das Ihre gute operative Entwicklung?

Also ich glaube, wir hatten insofern bisschen Rückenwind, weil wir ziemlich zeitgleich mit vorläufigen Zahlen für Q3 herausgekommen sind, die über den Erwartungen des Marktes gelegen sind und gleichzeitig ist der Ölpreis gestiegen. Das heißt, da haben wir etwas Rückenwind bekommen. Das nehmen wir so mit, wie es ist. Es kann auch mal wieder anders sein. Die Kapitalmärkte sind für uns wichtig, aber nicht für unsere Handlungen, was die Unternehmensführung betrifft und ich glaube, Öl und Gas ist sicher ein Thema, das langfristig hier gut ist, drin investiert zu sein. Es gibt viele Investoren, die sagen: Ich möchte diesmal beim Aufschwung bei der SPO mit dabei sein. Weil sie vielleicht die letzten zwei Mal zu spät dran waren. Also da gibt‘s sicher viele Entscheidungsgrundlagen, die ich wahrscheinlich alle gar nicht kenne.

Aber jetzt mussten Aktionäre in den letzten zwei Jahren doch mehr oder weniger tapfer sein, weil es doch recht volatil zugegangen ist. Geht das so weiter?

Also erstes, sie waren tapfer und wenn Sie den Vergleich anstellen zu anderen Unternehmen, dann hat unser Kurs weniger gelitten als in unserer Peergroup. Wie es weiter geht, das bestimmen viele Faktoren. Sie selbst haben einige genannt: Geopolitischer Natur, die natürlich außerhalb unseres Kenntnisstands und Einflussbereiches liegen. Mittel- und langfristig bin ich sehr positiv, was unsere Industrie betrifft. Denn die stark zurück geschnittenen Investitionen, die sogenannten ENP-spendings, Explorations- und Produktionsausgaben der letzten zwei Jahre. Das haben wir in der Vergangenheit in der Form noch nie erlebt und noch nie gesehen. Und hier sind viele Barrel of Oils sozugagen - das heißt, die Investitionen dafür sind nicht freigegeben worden. Das heißt, das Öl wird und in ein paar Jahren fehlen. Das sind Entwicklungen, die eher mittelfristig stattfinden. Weil Sie müssen sich vorstellen: Wenn man in eine Offshore-Plattform investiert, dann dauert’s ein paar Jahre bis das Öl fließt. Und meine Erwartung ist, dass so wie wir uns in die Jahre 1920 begeben hin zu 2020 wird es wahrscheinlich eher eine Unterversorgung geben. Und das wird dann zu einem großen Aufhol-Effekt führen, von dem wir profitieren sollten.

Sie könnten ja schon vorher profitieren, nämlich diese Investitions-Zurückhaltung, die wir gesehen haben, die lag ja auch am Ölpreis. Und Sie hatten eingangs ja selbst gesagt: Der Ölpreis ist eigentlich wieder auf einem ganz guten Niveau. Wir hatten ja über diese „Leidenszeit“ gesprochen der vergangenen zwei Jahre, weil eben eine Zurückhaltung da war. Nicht weil Ihr Geschäft schlecht war, sondern einfach weil die Investitionen gefehlt haben. Dieser Nachholeffekt? Es spricht ja eigentlich nichts dagegen, dass der jetzt so langsam einsetzen könnte?

Naja, da haben Sie recht. In den USA hat er schon eingesetzt. International wird es noch etwas dauern und da müssen wir noch ein bisschen geduldig sein aber nachdem wir damit rechnen, glaube ich, dass wir den Zeitpunkt sicher nicht verpassen werden.

Ja wir sind gespannt, behalten das natürlich genau im Auge und hören uns beim nächsten Mal wieder, Herr Grohmann. Vielen Dank.

Herzlichen Dank.

Hinweis: Audio unter http://www.wienerborse.at (barrierefrei, Österreich) bzw. http://www.boersenradio.at (Login, Komplett-Feed).



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