Vejdovszky: Mein Name ist Ernst Vejdovszky. Ich bin CEO der in Wien börsennotierten S IMMO AG. Wir sind seit kurzer Zeit im höchsten Index in Österreich, im ATX, und machen unser Immobiliengeschäft sehr stark in Deutschland und in Österreich.
boersenradio.at: Genau mit diesem Thema möchte ich anfangen. Sie sind ATX-Vorstand seit September - in die erste Reihe aufgestiegen. Sie sind ja Mitgründer des Unternehmens, seit 30 Jahren im Vorstand. Wird da auch so eine Art Traum für Sie wahr?
Naja, der ATX war immer unser deklariertes Ziel: Wir haben es erreicht! Das ist sehr sehr erfreulich und hatten natürlich auch erste positive Auswirkungen auf den Umsatz und ich glaube auch, auf den Börsenkurs.
Und das natürlich auch passenderweise auch noch dann zum 30-Jahre-Jubiläum. Es ja wirklich viel passiert in den vergangenen 30 Jahren. War das etwas, was Sie sich anfangs schon vorstellen konnten? Sie hatten ja gesagt: ,deklariertes Ziel‘. War es das auch schon von Anfang an?
Nein, ich glaube, von der Gründung weg … das Immobiliengeschäft ist ein sehr langfristiges. Aber wenn man es seriös macht, kann man planen auf einen Zeitraum von fünf Jahren, sieben Jahren vielleicht, für einzelne Immobilien darüber hinaus zehn Jahre, aber ein Planungshorizont von 30 Jahren ist einfach nicht praktikabel. Und wenn ich zurück denke, wie viele wirklich strukturelle Änderungen wir hier erlebt haben, dann kann man die einfach nicht vorhersehen, dann muss man so aufgestellt sein, dass man jede dieser Änderungen – wann immer sie kommt – gut berichtigen kann.
Wie kamen Sie dann dazu ein Immobilienunternehmen zu gründen? In der heutigen Zeit, ok ist es klar, Immobilien sind ein brandheißes Thema, sehr lukrativ, aber in den 80ern, da galten Immobilien ja eher als ein, ich sag mal, langweiliges Geschäft.
Naja, das war’s auch am Anfang, scheinbar langweilig. Wir haben uns damals damit beschäftigt auch mit Wohnbau in Wien, ein scheinbar langweiliges Geschäft, aber eigentlich sehr spannend und wenn man sich die Entwicklung anschaut über die Jahre, dann auch ein sehr interessantes Geschäft.
Ja ,langweilig‘ war ja auch zugespitzt, denn wir sehen ja inzwischen das genaue Gegenteil. Wir sprechen von „Beton-Gold“, „Immobilienboom“ und ähnlichen Schlagwörtern, brandheißen Begriffen. Wie hat sich das Immobiliengeschäft verändert in den vergangenen Jahrzehnten?
Naja, das hängt ein wenig ab von der Sparte, in der wir tätig sind. Wir sind ja ein Unternehmen, dass diversifiziert agiert. Wir haben nicht nur Wohnimmobilien. Wir haben Wohnimmobilien hauptsächlich in Deutschland, sehr viel in Berlin, jetzt auch sehr viele in Leipzig. Wir haben aber auch Gewerbeimmobilien im Sinne von Büroimmobilien, Shopping-Centern und derartige Asset-Klassen und das ist jeweils doch ein anderes Feld. Die Wohnbauimmobilie hängt natürlich sehr an der Demografie und wir haben in den städtischen Regionen, in den urbanen Zentren einen deutlichen Zuzug – fast in allen Städten – das wirkt sich positiv aus auf die Immobilienwelt im Wohnungsbereich, während die Büro- und Einkaufszentrenimmobilien natürlich ein wenig sich mit der Konjunktur sich bewegen.
Aber Sie sagen ja selbst schon, Sie sind gar nicht spezialisiert auf einen einzigen Bereich. Wenn wir mal in den ATX schauen, sind ja vier von 20 Unternehmen Immobilienfirmen. Die Gewichtung ist also klar, die Bedeutung auch. Hat sich denn das Standing von Immobilienunternehmen seitdem gewandelt? Wie werden Sie wahrgenommen?
Ich glaube schon, dass das Standing deutlich positiver geworden ist. Man sieht eine langfristige seriöse Arbeit und die Vermeidung von Corporate-Gouvernance-Themen zahlt sich aus, wenn man das Vertrauen der Anleger dann letztlich gewinnt.
Ihre Aktie hat ja natürlich durch den ATX-Aufstieg ja auch etwas mehr an Wahrnehmung gewonnen. Aber auch wenn man die Aktie außerhalb des ATX im Jahresvergleich sich anschaut, dann sind Sie sehr gut gelaufen und im Jahr 2017 sind Sie die zweitbeste ATX-Aktie. Wie zufrieden sind Sie mit der Aktie in der Entwicklung?
Wir sind sehr zufrieden. Es wäre jetzt gelogen, zu sagen: ,das ist zu wenig‘. Wir haben eine super Entwicklung gemacht. Wir freuen uns, dass immer mehr Anleger zudem auch die Qualität unserer Arbeit und unserer Gesellschaft sehen und das wirkt sich aus.
Ein großes Thema auch in Ihrer Branche sind ja auch Übernahmen, auch darüber hatten wir in der Vergangenheit ganz häufig gesprochen. In Österreich hat sich da ja einiges getan. Die Conwert gehört jetzt zur deutschen Vonovia und ist deshalb aus dem ATX gerückt, hat also quasi Platz gemacht für Sie, wenn man so möchte. Würden Sie denn - für den richtigen Preis - sich auch übernehmen lassen?
Schau, als börsennotierte Aktiengesellschaft ist es nicht eine Frage, ob wir das wollen oder nicht wollen. Das ist einfach ein Teil dieses Feldes, man kann Aktien kaufen, jeder kann Aktien kaufen, auch Mitbewerber können Aktien kaufen und das kann immer wieder auch zu sinnvollen Zusammenschlüssen führen, das halte ich nicht für negativ.
Auf der anderen Seite sind Sie ja schon 30 Jahre im Vorstand, quasi in der Verantwortung. Könnten Sie das überhaupt aus der Hand geben?
(lacht) Also ich glaube, man darf das Wirken einer einzelnen Person auch nicht überschätzen. Es freut mich, dass unsere Ergebnisse so gut ausschauen, aber ich bin überzeugt, es wird auch andere Kollegen geben, die auch ein gutes Ergebnis schaffen.
Ein gutes Ergebnis. Sie haben viel erreicht mit S Immo. Wir sprechen ja immerhin schon über 30 Jahre Vorstandstätigkeit. Wohin könnte es denn weitergehen? Haben Sie denn noch Visionen für die Zukunft?
Ja natürlich. Wenn man keine Visionen hätte, dann wär‘ man fehl am Platz. Man braucht immer auch längerfristige Ziele und Vorstellungen: Wohin kann es gehen und ja, das ist tägliches Geschäft.
Wohin kann es denn gehen? Wir wissen ja, dass es nicht mehr so einfach ist, in attraktiven Städten größere Immobilienportfolios zu erwerben. Bleibt ja noch die Option: zuzukaufen. Also wie sieht Ihre Wachstumsstrategie aus?
Ja, wir haben zum einen das Zukaufen als eine Strategie und wir haben eine sehr große Entwicklungspipeline. Wir haben eine Entwicklungspipeline in der Größe von 645 Millionen Euro und da haben wir zu tun die nächsten drei vier Jahre. Und darüber hinaus kaufen wir immer trotzdem wieder mal zu: Immobilien, wo es auch günstige Gelegenheiten gibt, aber auch Aktien.
Und wie wird die nahe Zukunft aussehen? Bis zu den Zahlen dauert es noch ein bisschen. Aber vielleicht können Sie ja schon mal einen kleinen Ausblick geben, was für die nächsten Wochen wichtig wird?
Ich glaube, das ist relativ einfach. Wir hatten zum 30.6., also zum Halbjahr, einen EPRA-NAV von 15,82 und dass wir hier die 16-Euro-Marke überschreiten werden … das ist kein großes Geheimnis, das trauen wir uns auch sagen. Und klar ist auch, dass Jahr 2017 wird ein sehr sehr gutes Jahr werden und ich bin auch sehr zuversichtlich für das Jahr 2018. Ich glaube, die positiven Entwicklungen in unserer Branche insgesamt, die laufen noch weiter.
Also 30 Jahre S IMMO und die guten Jahre, die kommen unter Umständen erst noch. Herr Vejdovszky, vielen Dank.
Dankeschön.
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