Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.






Interview mit Johann Marihart, CEO von Agrana (Transkript boersenradio)

Johann Marihart (Agrana) beim 5. Small Cap Day - Wiener Börse / C.I.R.A.

Sample page 1 for "Johann Marihart (Agrana) beim 5. Small Cap Day - Wiener Börse / C.I.R.A."

8520 Zeichen

börsenradio.at / Sebastian Leben: 3,2 Prozent mehr Umsatz auf 1,36 Milliarden Euro. Das ist schon mal gut. Der Gewinn springt aber um 55 Prozent auf 97,3 Millionen … wie haben Sie denn das erreicht?

Johann Marihart: Ja, einerseits dadurch, dass wir ein außerordentlich gutes Stärke-Jahr hatten. Stärke ist zu unserem absoluten Spitzen-Bereich geworden mit dem Gewinnbeitrag, den sie leistet, nämlich insgesamt 50 Millionen EBIT-weise und das ist eine noch einmal deutliche Steigerung nach dem Rekordergebnis des Vorjahres. Es ist in dem Fall aber hauptsächlich auch dem Ethanol geschuldet, weil die Ethanol-Preise viel besser als erwartet waren und jedenfalls besser als im Vorjahreshalbjahr. Und dann hatten wir natürlich auch eine Verdoppelung der Zuckerergebnisse. Das waren vor einem Jahr 18 Millionen und die liegen jetzt bei 36,6 Millionen, weil hier ein höheres Preisniveau da war. Allerdings muss man gleich dazu sagen, dieses Ergebnis wird im zweiten Halbjahr im Zuckerbereich nicht haltbar sein. Und Frucht ist erwartungsgemäß – wie budgetiert - besser als im Vorjahr aber nicht in dem hohen Ausmaß.

Also eine ähnliche Entwicklung, wie wir sie in Q1 auch schon gesehen haben. Jetzt erwarten Sie im Gesamtjahr ja nach wie vor einen moderaten Anstieg beim Umsatz und deutliche Steigerung beim Gewinn. Erwarten Sie also, dass die Entwicklung, die wir sie in den ersten beiden Quartalen gesehen haben, sich jetzt in den zweiten beiden Quartalen, also in der zweiten Jahreshälfte so fortsetzen wird?

Ja nicht in dem Ausmaß. Aber ich muss natürlich auch dazusagen - mit einer gewissen Vorsicht, was die Ethanolpreise betrifft - im Moment sind die wieder etwas tiefer – aber hauptsächlich beruht diese deutlich bessere Ergebniserwartung nach dem zweiten Halbjahr, also für das Gesamtjahr natürlich auf dem festen Fundament des ersten Halbjahres. Eben Zucker insbesondere, denn da wird das zweite Halbjahr doch wesentlich schwieriger sein nach Ende der Quoten. Die Stärke wird das Vorjahres-Rekordergebnis noch einmal toppen und im Fruchtbereich werden wir auch deutlich über dem Vorjahr liegen. Also, wir werden nicht in dem Maße über dem Vorjahr liegen, was das Halbjahr ausweist. Aber wir werden deutlich – und das heißt bei uns mindestens zehn Prozent ergebnismäßig über Vorjahr liegen.

Jetzt hatten Sie gesagt „nach dem Ende der Quoten“. So tief möchte ich jetzt das gar nicht erklären, aber die Zuckermarktordung wurde aufgehoben. Ich habe mit Südzucker ein Interview geführt, das in der Mediathek nachhörbar ist, wo man das genauer nachverfolgen kann. Ja, die EU-Zuckerquoten sind damit gefallen. Welche Auswirkungen erwarten Sie sich? Es dürfte wahrscheinlich volatiler werden.

Also volatiler jedenfalls und dadurch, dass die Europäische Union erneut zu einem Überschussproduzenten wird mit einem Netto-Export, was ja in den letzten Jahren nicht der Fall war - da war die EU Netto-Importeur – damit sinken die Netto-Exporte letztlich weltmarktpreisabhängig und beeinflusst so den Inlandspreis. Das ist auch im Herbst dieses Jahres der Fall, weil ganz einfach viel mehr an Zucker produziert wird und dieser Zucker je nachdem, ob der Weltmarktpreis hoch oder niedrig ist, lieber oder weniger gerne exportiert wird. Und nachdem die Weltmarktpreise im Moment sehr sehr tief sind, entsteht natürlich ein entsprechender Marktdruck innerhalb der Europäischen Union.

Was für Maßnahmen haben Sie denn eingeleitet, um in diesem Export auch eine wichtige Rolle spielen zu können?

Wir haben einerseits ein Gebiet unserer Tätigkeit in Zentral- und Südosteuropa und das ist traditionell ein Defizit-Gebiet für Zucker, für Rübenzucker. Das heißt, es wir weniger Zucker produziert in diesen Ländern als verbraucht. Das heißt, wir haben zunächst einmal eine sehr gute Marktposition da und brauchen gar nicht so viel in den Export zu gehen. Der zweite wesentliche Punkt ist, dass wir eine Markenartikelstrategie verfolgen, das heißt, unseren Zucker auch als einen echten Markenartikel bewerben und auf diese Weise insbesondere auch in den Ostländern oder im Haushaltszuckerbereich eine größere Rolle spielt, als er das beispielsweise in Österreich spielt und dort in eine bessere Erlössituation kommen. Der dritte Punkt ist natürlich, dass wir uns systematisch auf diese Wettbewerbssituation vorbereitet haben, indem wir unsere Kosten gesenkt haben, indem wir energetisch aber auch organisatorisch und logistisch hier Maßnahmen gesetzt haben.

Wenn Sie schon das Thema Marken ansprechen: In Österreich sind Sie ja vor allen Dingen über die Marke „Wiener Zucker“ bekannt. Könnte diese neue Zuckerordnung, diese Marktordung Auswirkungen auf die Preise von „Wiener Zucker“ haben?

Welche Preise im Geschäft angeboten werden, liegt außerhalb unserer Einflusssphäre. Grundsätzlich ist „Wiener Zucker“ als Marke auch entsprechend gepreist und nur „Wiener Zucker“ ist Zucker aus Österreich - steht auf der Packung – und das stimmt auch so und das versuchen wir natürlich preislich auszunutzen.

Sprechen wir noch über andere Investitionen in einem anderen Bereich. So viel erstmal zu Zucker; kommen wir zur Stärke: Auch im Bereich Stärke haben Sie investiert. Am Standort Aschbach an der Donau in Oberösterreich wurde der Zubau für die Maisstärkefabrik inzwischen eröffnet. Rund 80 Millionen Euro haben Sie da investiert … was erwarten Sie sich davon?

Ja wir erwarten uns natürlich eine entsprechende rasche Umsetzung dieser höheren Kapazität von rund 30 Prozent in Marktprodukte, in Umsätze und natürlich in entsprechende Gewinne. Wir denken auch, dass uns das rasch gelingen wird. Wir haben nicht nur in mehr Rohstoffverarbeitung investiert, sondern wir haben auch in mehr Veredelung investiert und wir definieren unser Stärkegeschäft über die Veredelungsstrategie, dass wir auch Sprühtrocknungskapazitäten für Kindernährmittel, Maltodextrine, installiert und wir haben auch dort im Verzuckerungsbereich stark investiert, so dass wir glauben, da doch sehr rasch den Pay-Back zu haben.

Wo findet man im Endeffekt diese Maisstärke? Wo kommt der Bürger damit in Berührung?

Wenn Sie Pudding essen, dann essen Sie Maisstärke – bei welcher Marke auch immer. Pudding besteht im Wesentlichen aus Maisstärke aber Stärke befindet sich in vielen Sachen: Ob Sie es in Suppen, Saucenbinden, natürlich indem Sie ein Blatt Kopierpapier nehmen, dann fassen Sie eine Oberfläche, die zu einem nicht unerheblichen Teil an Stärke besteht, an. Papier besteht zumindest aus 5 Prozent Stärke. Im Textilbereich ist Stärke sehr wichtig. Insbesondere Maisstärke ist im Bereich von Kosmetikpudern oder Handschuhpudern für Haushaltshandschuhe, chirurgische Handschuhe, Fliesenkleber. Jedes Einfamilienhaus enthält rund 10 Kilogramm Stärke in Form von Tapetenkleber oder Gipskartonplatten oder eben Fliesenkleber. Also Stärke ist wirklich ein vielfältig verwendetes Produkt und es ist schon schwierig etwas zu finden, wo Stärke nicht enthalten ist.

Und Sie produzieren in Österreich. Produzieren Sie dann auch für den österreichischen Markt?

Natürlich produzieren wir auch für den österreichischen Markt, aber der Export übersteigt um ein Vielfaches den österreichischen Absatz und natürlich ist Deutschland ein ganz ganz wichtiges Exportland für uns im Stärkebereich. Aber mit unseren Spezialitäten geht’s auch über den großen Teich in die USA; insbesondere auch mit gentechnikfreien und Bio-Produkten.

Die Prognose, die hatte ich ja schon angesprochen. Sprechen wir noch kurz über die Aktie zum Abschluss. Das Jahr 2017, das läuft ja nicht ganz so gut für die Aktie. Bisher ja viereinhalb Prozent minus year-to-date. Warum sollen die Investoren denn jetzt in die Aktie investieren? Wo ja im Zuckerbereich doch eher unsichere Zeiten auf sie zukommen? Was spricht dafür?

Ja, dass wir eben nicht nur ein Zuckerunternehmen sind und bei den Peer-Groups immer als Zuckerunternehmen geschürt werden, beziehungsweise mit diesen verglichen werden. Fakt ist, dass zumindest zwei Drittel unserer Ergebnisse aus dem Nicht-Zuckerbereich kommen und wir glauben damit entsprechend krisenfest zu sein, um eben diese volatilen Zuckerentwicklungen besser abfedern zu können. Als ein stabiles Investment, ein stabiler Dividendenbringer. Das ist dass, was wir den Aktionären versprechen können.

Jetzt müssen wir erst einmal warten, wie es weiter geht nach dem Ende der Zuckerquote. Dabei wünsche ich viel Erfolg, Herr Marihart. Vielen Dank.

Marihart: Vielen Dank. Danke schön. 

Hinweis: Audio unter http://www.wienerborse.at (barrierefrei, Österreich) bzw. http://www.boersenradio.at (Login, Komplett-Feed).



Random Partner

VARTA AG
Die VARTA AG produziert und vermarktet ein umfassendes Batterie-Portfolio von Mikrobatterien, Haushaltsbatterien, Energiespeichersystemen bis zu kundenspezifischen Batterielösungen für eine Vielzahl von Anwendungen, und setzt als Technologieführer in wichtigen Bereichen die Industriestandards.


>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner