Es wird viel behauptet, erzählt, gestritten heutzutage. Aber zugehört? Ein Plädoyer für mehr Fragen und Zuhören im Alltag.
„A little less conversation, a little more action in this place...“ Ich liebe diesen Song. In der Originalversion von King Elvis genauso wie als Remix. Ein cooles Lied, um morgens wach zu werden, für die Lauf-Playlist oder um mit den Kindern durch die Wohnung zu hüpfen. Kein Wunder, dass Nike („Just do it“) den Remix von JLX für einen TV-Spot während der Fußball-WM 2002 verwendete. Und auch Christian Kern leitete 15 Jahre später mit genau dieser Version seine Plan-A-Inszenierung ein. Ein echter Macher-Song eben. So sehr ich den Bundeskanzler für seinen Musikgeschmack lobe, so sehr hinterfrage ich allerdings die subkutane Botschaft dahinter: Geht-scho-gemma-Mentalität ohne miteinander zu reden? Ohne Diskurs? Und vor allem ohne Zuhören?
Reden wir also übers Zuhören. Nicht das gefakte „Ich tue für zwei Sekunden so, als ob ich dir zuhöre, spule in Wahrheit aber im Kopf bereits meine eigenen Gedanken hinunter und werde dir gleich erklären, worum es wirklich geht“-Zuhören. Sondern echtes, ehrliches, empathisches Zuhören. Und reden wir übers Fragen, Hinterfragen und nochmals Nachfragen. Zum Kern vieler Probleme dringt man nämlich erst vor, wenn man die richtigen Fragen stellt. Natürlich ist das nicht ohne Risiko: In der Schule, an der Uni oder im Job wird es als Zeichen von Ahnungslosigkeit interpretiert. Dabei werden die besten Fragen gerade von Leuten gestellt, die nicht Experten auf diesem Gebiet sind.
Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang Warren Bergers Buch „Die Kunst des klugen Fragens“: Berger stellt das Fragen als eine Grundfertigkeit des Menschen dar, mit der er sich die Umwelt erschließt. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, gewinnen Fragen an Wert. Das beginnt schon im Kindesalter: Vierjährige Kinder stellen im Schnitt fast 400 Fragen pro Tag – wer einen Zwerg in diesem Alter zu Hause hat, wird dies bestätigen können. Berger fordert in seinem Buch, die Schulkultur dringend zu ändern: Lehrer sollten weniger, Schüler mehr Fragen stellen. Offensichtlich regt unser Bildungssystem die natürliche Neugier der Kinder nicht an, sondern unterdrückt sie eher. Belohnt wird, wer die richtige Antwort weiß, nicht, wer die richtige Frage stellt.
Und später? Wie oft fragen wir bei unseren Vorgesetzten tatsächlich nach, was der Sinn dieses Projekts ist? Wie oft hören wir im Mitarbeitergespräch auch zu und gehen nicht nur unser vorbereitetes Sandwich-Feedback durch? Wie oft geht man als Patient aus der Ordination und hat kein gutes Gefühl, ob der Arzt wirklich zugehört und alles erfasst hat? Von Situationen im privaten Umfeld („Du hörst mir ja nie zu...“) erst gar nicht zu sprechen.
Gute Zuhörer sind immer auch gute Fragen-
steller. Sie erkundigen sich, wenn sie etwas nicht erfasst haben, und wiederholen mit eigenen Worten, was sie verstanden haben. Dabei geht es nicht darum, Gesagtes wiederzukauen, sondern den anderen wirklich zu verstehen, seine Emotionen, seine Motive zu erfassen. Zudem vermittelt das gegenseitige Wertschätzung.
Ja, oft geht es um die effizient gestaltete Informationsweitergabe, die perfekt inszenierte Rede oder darum, Worten Taten folgen zu lassen. Die Basis dafür ist aber nicht „a little less conversation“, sondern authentische und empathische Kommunikation. Und die beginnt mit der kritischen Frage und dem aktiven Zuhören. Sorry, Elvis!
Schreiben Sie mir: Ohne Zuhören funktioniert Kommunikation nicht. Ich schenke Ihnen mein Ohr und freue mich auf Feedback:
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Bosko Skoko betreut als selbstständiger Kommunikationsberater Kunden aus den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit und Lifestyle.
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