05.11.2024, 7084 Zeichen
Wien (OTS) - Mit einer visionären Keynote, einer abwechslungsreichen
Podiumsdiskussion, innovativen Vorzeigebeispielen sowie einem Blick
in die Zukunft, sorgte am 4. November 2024 das 45. Kolloquium
„Forschung und Entwicklung für Zement und Beton“ bei rund 300
Teilnehmenden für einen spannenden Nachmittag rundum Klimaschutz,
Dekarbonisierung und Bauen der Zukunft. „Zement und Beton werden auch
in Zukunft nicht ersetzbar sein. Die Frage ist, wie die Zemente der
Zukunft aussehen werden, wie eine CO2-Minderung bei ihrer Herstellung
gelingen und wie Nachhaltigkeit im Betonbau umgesetzt werden kann“ ,
ist VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun überzeugt.
Zwtl.: Zemente der Zukunft
Den Auftakt machte dieses Jahr Horst-Michael Ludwig von der
Bauhaus-Universität Weimar. Spezialisiert auf Baustoffforschung,
Klimaschutz und Ressourcenschonung, gab er einen Einblick in die
Zemente der Zukunft: „Die Zementindustrie unternimmt erhebliche
Anstrengungen, um die Zielstellung eines klimaneutralen Zementes
möglichst zeitnah zu erreichen. Um das Potential dieser neuen Zemente
noch besser ausschöpfen zu können, sind sowohl technische
Problemstellungen zu lösen - insbesondere im Bereich Frühfestigkeit
und Dauerhaftigkeit -, wie auch zielführende politische
Rahmenbedingungen zu schaffen (beispielsweise rasche Einführung des
CO2-Grenzausgleichssystems).“
Zwtl.: Klimaschutz und Bauen der Zukunft
Dass Klimaschutz und Bauen Hand in Hand gehen müssen, zeigte die
Podiumsdiskussion, die zwischen Entscheidungsträger:innen aus
Industrie, Bau, Forschung und NGO stattfand. Heimo Berger,
Vorstandsvorsitzender der VÖZ und CEO Leube Gruppe betonte, warum der
Baustoff Beton auch in Zukunft Teil der Lösung bleibt: „Mit Beton
können wir flächenschonend in die Höhe und Tiefe bauen, die
Bauteilaktivierung trägt maßgeblich zur Klimaresilienz des Wohnbaus
bei und wir können unsere Baustoffe zu 100 Prozent im Kreislauf
halten. Unsere Unternehmen investieren gewaltig in modernste
Mahltechnologien und planen CO2-Abscheideanlagen und -
Speicherprojekte. Dazu müssen die Rahmenbedingungen deutlich
verbessert werden, da unsere Standorte hier in direktem Wettbewerb
mit anderen Regionen innerhalb und außerhalb Europas stehen.“ Peter
Krammer, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bautechnik
Vereinigung (ÖBV) und CEO Swietelsky AG erläuterte, wie Klimaschutz
und Bauen der Zukunft bereits vorangetrieben werden: „Unsere Ziele
sind die Förderung der Kreislaufwirtschaft und einer effizienten
Baulogistik, die Verwendung von Recyclingbaustoffen und
treibhausgasarmen Materialien, die Optimierung von Konstruktionen zur
Einsparung von Emissionen, Lebenszyklusmanagement und eine Stärkung
entsprechender Vergabekriterien. Durch unsere Richtlinienarbeit
schaffen wir praktikable Entscheidungsgrundlagen, um Emissionen im
Neubau und Bestand nachhaltig reduzieren zu können.“ Horst-Michael
Ludwig, Institutsdirektor der Bauhaus-Universität Weimar erläuterte
die Herausforderungen für das Bindemittel Zement: „Der Zement der
Zukunft muss und wird klimafreundlich sein. Dabei wird die Carbon-
Capture-Technologie eine maßgebliche Rolle spielen. Materialseitig
stellt auch zukünftig die Absenkung des Klinkerfaktors im Zement
durch geeignete Kompositmaterialien das Hauptinstrumentarium zur
Senkung der CO2-Emissionen dar.“
Jens Schneider, Rektor der TU Wien sprach die Wichtigkeit von
Zusammenarbeit an: „Vernetzung, Kommunikation und Zusammenarbeit sind
beim Klimaschutz im Bauwesen unerlässlich, da technische Lösungen zur
CO2-Reduktion und zu einer Kreislaufwirtschaft nicht getrennt
voneinander entwickelt werden können. Soziale Aspekte und
Nutzerverhalten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Der Schlüssel
zum Erfolg liegt vor allem in einem fundierten Verständnis der
komplexen technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge.“ Wie
bereits heute Klimaschutz und Bauen der Zukunft aussehen kann zeigte
Isabella Stickler, Obfrau und Vorstandsvorsitzende Gemeinnützige Bau-
, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland: „Neue Klima-Wege
führen immer durch Neuland. Unser „Zukunftshaus Wolkersdorf“ vereint
Wohn- und Forschungsansätze und erfüllt den klimaaktiv Gold Standard,
um klimabewussten Bewohnern Werte zu bieten und Verantwortung für
kommende Generationen zu übernehmen. Mit optimierter Außenhülle,
Wärmepumpe, thermischer Bauteilaktivierung und intelligenter
Steuerung schaffen wir klimafreundlichen Wohnbau, der höchste
Wohnqualität lebenszyklusgerecht realisiert.“ „Aus ökologischer Sicht
geht es vor allem darum, die thermische Sanierung voranzutreiben,
damit der Energieverbrauch sinkt. Weiters gilt es stärker auf
verdichteten Wohnbau zu achten werden, damit die Bodenversiegelung
nicht weiter um sich greift. Städte sollen begrünt und damit
einerseits hitzebeständiger aber auch insgesamt zu attraktiveren
Lebensräumen werden, damit die um sich greifende Zersiedelung im
Umland eingedämmt werden kann“ , betonte Johannes Wahlmüller, Klima-
und Energie-Sprecher GLOBAL 2000 die Herausforderungen, um
Klimaschutz und Bauen der Zukunft besser zu vereinen.
Zwtl.: CO2-Minderung, Innovation und Nachhaltigkeit
Cornelia Bauer von der Vereinigung der Österreichischen
Zementindustrie zeigte den Erfolgsweg der Entwicklung des klimafitten
Zements CEM II/C, für diese die VÖZ und die Salzburg Wohnbau GmbH mit
dem ACR-Innovationspreis 2024 ausgezeichnet wurden. Tanja Manninger
von der Smart Minerals GbmH gab einen Überblick der Ergebnisse des
Forschungsprojekts „Getemperte Tone“ und ging auf die
Druckfestigkeitsentwicklung sowie Spezialeinsatzmöglichkeiten wie
Spritzbetonherstellung anhand des Versinterungspotentials ein.
Christopher Ehrenberg von der Rohrdorfer Zement GmbH veranschaulichte
anhand eines Pilotprojekts zur prozessintegrierten Herstellung, wie
die industrielle Umsetzung von getemperten Tonen gelingen kann. Über
innovative Produktionssteuerung in der Rohmehlherstellung referierte
Christine Gröll von der Alpacem Zement Austria GmbH. Helmut
Flachberger und Wolfram Waldl von der Montanuni Leoben (MUL) stellten
das Forschungsprojekt „Neue ZementKlinker - ressourcen- und CO2-
optimierte Herstellung innovativer Zementklinker“ von der VÖZ und des
Lehrstuhls für Aufbereitung und Veredlung der der MUL vor. Stefan
Krispel von der Smart Minerals GmbH zeigte, wie mit besonderem Fokus
auf die Nachbehandlung die Dauerhaftigkeit von Betonen sichergestellt
werden kann. Wie 3D-Druck Ressourcen einspart und schnelle Bauzeit
und individuelle Gestaltung ermöglicht, erläuterte Eduard Artner von
der Baumit GmbH. Den Abschluss machte Dirk Schlicke vom Institut für
Betonbau an der TU Graz mit seinem Blick in die Zukunft des Bauens
mit Beton.
Sebastian Spaun zieht ein positives Resümee: „Seit 45 Jahren
stellt die VÖZ mit dem Kolloquium die Forschung und Entwicklung in
den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Die rege Teilnahme am
diesjährigen Kolloquium bestätigt den hohen Stellenwert der
Forschung, um Themen wie Klimaschutz, Dekarbonisierung und Bauen der
Zukunft erfolgreich voranzutreiben.“
Eine Downloadmöglichkeit der Präsentationen finden Sie in Kürze
hier .
Weiteres Bildmaterial kann bei Zement+Beton angefordert werden:
kutsche@zement.at .
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