05.11.2024, 5134 Zeichen
Wien (OTS) - Rund 1,8 Millionen Ãsterreicher essen täglich in
Kantinen, davon ca.
450.000 in öffentlichen Kantinen. Weil Kritik an der Umsetzung des
Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung (naBe-Plan) und dessen
Qualitätskriterien laut geworden war, führten der Verein
âWirtschaften am Landâ und die Geflügelwirtschaft Ãsterreich eine
umfassende Online-Umfrage in Spitälern und Pflegeeinrichtungen in der
Steiermark, Wien, Nieder- und Oberösterreich durch. Die Befragung von
rund 500 Personen ergab: Preisdifferenzen sind zu hoch, das
Einkaufsbudget zu knapp und das Angebot an regionalen Produkten, aber
auch die Informationen zu Herkunft und Qualität unzureichend. Mag.
Robert Pichler , Obmann von Wirtschaften am Land und Markus Lukas ,
Obmann der Geflügelwirtschaft Ãsterreich (GWÃ), betonen: âFür die
heimische Landwirtschaft und den Klimaschutz ist es wichtig, dass der
naBe-Plan erfolgreich umgesetzt wird. Die öffentliche Beschaffung ist
entscheidend für die Zukunft unserer bäuerlichen Familienbetriebe und
des ländlichen Raumes.â
Online-Umfrage: Heimische Lebensmittel haben höheren Preis
âWir brauchen praxisnahe Lösungen für die Herausforderungen in
der öffentlichen Beschaffung. Diese gezielte Umfrage hat uns
wertvolle Einblicke gegeben, warum die Ziele des naBe-Plans noch
nicht erreicht werden könnenâ, betont Pichler. Online befragt wurden
rund 500 Köche und Geschäftsführer von GroÃküchen in Spitälern und
Pflegeeinrichtungen. Ihre Einrichtungen unterliegen den Kriterien der
nachhaltigen Beschaffung beim Einkauf heimischer, tierwohlgerechter
und biologischer Lebensmittel. Die Ergebnisse zeigen: Ãber 40% der
Befragten geben an, dass heimische Lebensmittel im Vergleich zu
ausländischen Produkten deutlich teurer sind. Ebenso viele nennen das
zu niedrige Einkaufsbudget in ihren Küchen als Problem. 15% beklagen
ein unzureichendes Angebot an regionalen, biologischen oder
tierwohlgerechten Produkten, 5% sprechen von fehlenden Informationen
zum nachhaltigen Einkauf.
Pute und Huhn bei heimischem Einkauf an letzter Stelle
Neben den Herausforderungen in der Beschaffung wurde auch die
Herkunft der eingekauften Waren erfasst. 50% der befragten
Einrichtungen achten zumindest auf österreichische Herkunft oder
heimische Gütesiegel. Milch und Milchprodukte kommen demnach zu 100%
aus Ãsterreich. Dahinter liegen Eier und Eiprodukte (94%) sowie
Rindfleisch (88%). Heimisches Hühnerfleisch liegt mit lediglich 47%
an letzter Stelle, hinter Putenfleisch mit 56%. Lukas zeigt sich
schockiert über die Ergebnisse, fühlt sich jedoch zugleich bestätigt:
âDie Ergebnisse spiegeln unsere niedrigen Absatzzahlen im GroÃhandel
wider. Sie bestätigen, dass heimisches Geflügel mit hohen
Tierwohlstandards im GroÃhandel gegen günstiges Importgeflügel kaum
bestehen kann.â Das gelte im Besonderen für Putenfleisch, so Lukas:
âDie tiergerechte Putenhaltung in Ãsterreich und unsere
Familienbetriebe stehen seit Jahren stark unter Druck, da heimische
Tierwohlprodukte teurer sind und im GroÃhandel nur 9% des gesamten
Angebots ausmachen. Durch die öffentliche Beschaffung und einen
entsprechenden âKantinen-Euroâ hätten wir die Chance, künftig mehr
heimische Qualität zu fairen Preisen anzubieten.â
Zuständiges Klimaministerium muss mehr in nachhaltige Ernährung
investieren
Pichler sieht das Klimaministerium, das den naBe-Plan entwickelt
hat, in der Pflicht: âUm den Absatz heimischer Lebensmittel im
GroÃkücheneinkauf zu steigern, benötigen Küchenchefs und Einkäufer
finanzielle Anreize, die sie zur Einhaltung der
Nachhaltigkeitskriterien bei Herkunft, Tierwohl und Bio motivieren.â,
so Pichler und rechnet vor: âBereits ein Euro mehr pro Essensportion
würde ausreichen, um die täglichen 450.000 Mahlzeiten in öffentlichen
Kantinen nachhaltig zu gestalten. Dieser âKantinen-Euroâ soll nur
dann ausgezahlt werden, wenn der nachhaltige Einkauf durch
Rechnungsbelege nachgewiesen wird.â
âKantinen-Euroâ soll Ãsterreich-Anteil erhöhen
Pichler kritisiert, dass die nachhaltige und regionale Versorgung
im naBe-Plan trotz einer Steigerung des Fördervolumens des
Klimaministeriums um nahezu 2,5 Milliarden Euro kaum Beachtung
findet: âEs geht um weit mehr als nachhaltige Ernährung. Es geht um
die Sicherung heimischer Arbeitsplätze, den Erhalt wichtiger
Wertschöpfungsketten und letztlich um Klimaschutz.â Er fügt hinzu:
âDurch den âKantinen-Euroâ wollen wir den Anteil österreichischer
Lebensmittel erhöhenâ und rechnet vor: âWürden wir etwa den Anteil
heimischer Lebensmittel in Kantinen um 10% erhöhen, könnten wir 500
landwirtschaftliche Familienbetriebe absichern.â
âKantinen-Euroâ soll ins zukünftige Regierungsprogramm
Wirtschaften am Land und die Geflügelwirtschaft Ãsterreich
fordern, den âKantinen-Euroâ in den Regierungsverhandlungen zu
verankern, um die Umsetzung des naBe-Plans in öffentlichen Kantinen
zu sichern. âDer âKantinen-Euroâ bringt mehr Qualität auf den Teller
und hilft, landwirtschaftliche Betriebe und Arbeitsplätze im
ländlichen Raum zu sichernâ, betonen Pichler und Lukas abschlieÃend.
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