05.11.2024, 7289 Zeichen
Wien (OTS) - Aktuell versorgen die österreichweit rund 4.100
Kleinwasserkraftwerke
rechnerisch zwei Millionen Haushalte in Ãsterreich mit nachhaltig
produziertem Strom - in den kommenden zehn Jahren wären vier TWh
zusätzlich möglich: Durch Revitalisierung, die Nutzung bereits
bestehender Querbauwerke (wie Sohlschwellen oder Wehre), durch neue
Anlagen und durch die Verwendung von Speichern und
Beschneiungsteichen zur Stromproduktion. Voraussetzung dafür:
Schnellere Genehmigungsverfahren, die Umsetzung von RED III,
Förderanreize für die Revitalisierung und den Neubau von Kraftwerken
und stabile Rahmenbedingungen durch eine bundesweit einheitliche
Auslegung von Verordnungen und Leitfäden.
âWenn es um den Ausbau erneuerbarer Energie geht, haben wir in
Ãsterreich ausreichende Zielvorgabenâ , sagt Paul Ablinger,
Geschäftsführer der Kleinwasserkraft Ãsterreich. âWas wir brauchen
sind Rahmenbedingungen, die es uns möglich machen, diese Ziele auch
zu erreichen. Unsere Branche will ausbauen, wir wollen das enorme
Potenzial der Wasserkraft in Ãsterreich abrufen. Die aktuellen
Strukturen behindern das aber mehr, als dass sie es fördern. Wir
brauchen einen integrierten Zeit- und MaÃnahmenplan, der vom Bund
über die Länder bis in die Gemeinden gilt und der für alle
verbindlich ist.â Sophie Uitz, Betreiberin von zwei
Kleinwasserkraftwerken in Salzburg : âAlleine das Potenzial, das wir
in Salzburg haben, entspricht der Produktion des Donaukraftwerks
Freudenau in zweieinhalb Jahren. Damit könnten wir einen bedeutenden
Beitrag zur regionalen Stromversorgung leisten und gleichzeitig
unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter verringern.â
Zwtl.: Kleinwasserkraft deckt zehn Prozent des gesamtösterreichischen
Strombedarfs
Die 4.100 Kleinwasserkraftwerke produzieren aktuell knapp sieben
Terawattstunden Strom - das sind mehr als zehn Prozent des
österreichischen Strombedarfs von rund 61 Terawattstunden. Im
Vergleich zur Stromproduktion mit fossilen Energieträgern (Gas) spart
die Kleinwasserkraft jährlich 5,25 Millionen Tonnen CO2 ein. Bei
jedem Kraftwerk flieÃen bis zu 30 Prozent und mehr der
Gesamtinvestition in NaturschutzmaÃnahmen, wie etwa
Fischaufstiegshilfen.
Zwtl.: Kleinwasserkraft als regionaler Motor für Wachstum und
Beschäftigung
Investitionen in die Kleinwasserkraft stärken die regionale
Wirtschaft. Jeder investierte Euro bringt rechnerisch 3,31 Euro an
heimischer Wertschöpfung. Zudem sichert jeder Arbeitsplatz
in der Wasserkraftbranche 6,3 weitere in der heimischen Wirtschaft.*
Um die kurzfristigen Ausbauziele zu erreichen, sind Investitionen von
rund zwei Milliarden Euro erforderlich - das bringt über 6,7
Milliarden Euro an heimischer Wertschöpfung zusätzlich.
Zwtl.: Enormes Potenzial für mehr Versorgungssicherheit bisher
ungenutzt
Ein erheblicher Teil des Ausbaupotenzials der Kleinwasserkraft
ist aktuell ungenutzt. Kurzfristig kann die Kleinwasserkraft
innerhalb von maximal drei Jahren durch Revitalisierungen ein
Potenzial von rund 0,28 TWh abrufen. Durch die Nutzung bestehender
Querbauwerke können nochmal bis zu 0,5 TWh abgerufen werden.
Insgesamt könnten dadurch umgerechnet knapp 250.000 Haushalte
zusätzlich versorgt werden.
Mittelfristig können in drei bis zehn Jahren durch bis zu 90 neu
gebaute Anlagen bis zu 0,4 TWh umweltfreundlicher Strom pro Jahr
erzeugt werden. Zudem können 1,53 TWh Strom pro Jahr durch die
energetische Nutzung von Beschneiungsteichen gewonnen werden. Durch
den Neubau von Speichern und Pumpspeichern (ca. 230 MW Leistung) an
bestehenden Kraftwerksanlagen, können nochmals 0,28 TWh Strom pro
Jahr generiert werden. Das sind insgesamt 3,13 TWh Strom mit denen
weitere 920.000 Haushalte versorgt werden können.
Zwtl.: Vier Forderungen an die nächste Bundesregierung
Schnellere Verfahren durch die Umsetzung von RED III
Die Genehmigung eines Kleinwasserkraftwerks dauert vier Jahre und
mehr. Mit der am 20. November 2023 in Kraft getretenen Renewable
Energy Directive (RED III) hat die EU eigentlich den emissionsfreien
Turbo in Richtung Energiewende gezündet. RED III enthält klare Zeit-
und Zielvorgaben in Richtung Erneuerbaren-Ausbau, sieht dafür
schnellere Verfahren und Beschleunigungsgebiete vor und schreibt
verbindlich ein überragendes öffentliches Interesse an Erneuerbaren
vor. Kleinwasserkraft Ãsterreich fordert, dass die nächste
Bundesregierung sowie die Bundesländer die RED III-Vorgaben rasch
umsetzen.
Zwtl.: Ein stabiler Förderrahmen durch Ãnderungen im Erneuerbaren-
Ausbau-Gesetz (EAG)
In einer Novelle des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes müssen aus
Sicht der Kleinwasserkraft folgende Punkte angepasst werden:
- Keine naturschutzrechtlichen Zusatz-Auflagen für bereits als
ökologisch verträglich bewilligte Kraftwerke.
- Die Förderung für die Revitalisierung von Kleinwasser-Kraftwerken
muss attraktiver werden.
- Mehr Förderung von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken und
Förderung für den Umbau bestehender Anlagen zur besseren
Systemintegration.
Zwtl.: Mehr wissenschaftliche Standards und weniger Behördenspielraum
bei Leitfäden und der Interpretation von Verordnungen
- Leitfäden für den Bau von Fischaufstiegshilfen und deren Monitoring
bieten derzeit eine sehr âbreite Interpretations-Spielwieseâ für
Beamte und Behörden. Teilweise müssen Betreiber oder Betreiberinnen
von Kleinwasser-Kraftwerken Aufstiegshilfen für Fische in einer GröÃe
dimensionieren, die es im Gewässer gar nicht gibt und absehbar auch
nicht geben wird.
- Verursacherprinzip bei der Gewässerqualität: Derzeit wird die
Verantwortung für die Gewässerqualität der Kleinwasserkraft
aufgebürdet - der Einfluss anderer Stakeholder (z.B. Fischerei,
Landwirtschaft) wird im Wesentlichen völlig ausgeblendet.
- Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und Neuentwicklungen sollen
in standardisierten Verfahren rasch umgesetzt werden - ohne lange und
zeitraubende Verfahren.
Zwtl.: Das Landschaftsbild und teure Doppelprüfungen im Naturschutz
dürfen nicht länger Verhinderer sein
- Durch das Naturschutzgesetz sollen nur jene Punkte geprüft werden,
die nicht ohnehin nach dem Wasserrecht geregelt sind. Doppelprüfungen
kosten viel Zeit und Geld.
- Ein Kleinwasserkraftwerk, das sämtliche Auflagen erfüllt und alle
Genehmigungsverfahren positiv hinter sich gebracht hat, kann alleine
mit dem Verweis auf das Landschaftsbild verhindert werden. Das geht
so weit, dass ein Kraftwerksprojekt abgelehnt werden kann, wenn
dadurch der âsprudelnde WeiÃwasser-Anteilâ geringfügig reduziert
wird.
*Standortfaktor Wasser. Lebensader und Ressource der Industrie;
Wien (2024)
Ãber den Verein Kleinwasserkraft Ãsterreich
Als gemeinnütziger Verein vertritt Kleinwasserkraft Ãsterreich die
Interessen der Kleinwasserkraftbranche (Kleinwasserkraftbetreiber, -
planer und -zulieferindustrie) und setzt sich für Wasserkraft als
saubere und emissionsfreie Form der Elektrizitätserzeugung in
Ãsterreich ein. Mit 4.100 Anlagen stellen Kleinwasserkraftwerke mehr
als zehn Prozent des österreichischen Strombedarfs. Das entspricht
dem Bedarf von rund zwei Millionen Haushalten. Jährlich können damit
etwa 5,25 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Kleinwasserkraft
ist aktiver Klimaschutz und das Rückgrat der erneuerbaren
Stromerzeugung in Ãsterreich. Alle Informationen unter:
www.kleinwasserkraft.at
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