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#strikeforclimate: Finanzmarkt auf Sicht - Vom Profitwahn der Welt befreien ...

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… möchte uns die Partei Wandel. Daniela Platsch hat in einem etwas unglücklich gelaufenen Interview für die Zeit im Bild ein paar Ideen aus dem parteieigenen „Utopie-Papier“ vorgestellt: 21 Wochenstunden Arbeit, zweitausend Euro Mindestlohn und „Wege finden, zu verhindern, dass Leute Profit machen … auf dem Rücken der Arbeitnehmer“. Starker Tobak. Bei der Frage nach der Finanzierung kam die Spitzenkandidatin ins Straucheln. Einen Tag später hat sie es für die Homepage der Partei noch einmal versucht, sprachlich besser und strukturierter, inhaltlich ähnlich: Finanziert wird, jetzt wissen wir‘s, über Konzern- und Erbschaftssteuern. 

Utopien und Illusionen. Auf der Meta-Ebene geht es dem Wandel um „Utopien“, um eine „Änderung der Debatte“, um die „Befreiung vom Profit-Wahn“. Konzerne und Reiche sind, wenig überraschend, die Gegner. Eine Vision ist dahinter freilich noch nicht zu erkennen. Zu leer und formelhaft kommt das alles rüber. Utopien sind zwar dabei, deren Umsetzbarkeit ist indes mehr als fraglich. Und die Geschichte lehrt uns: Aus Utopien werden recht schnell trübe Illusionen. Wo immer man politisch stehen mag, es kann gut sein, dass es schön wäre, in einer Welt zu leben, wie sie der Wandel erträumt. Allein, diese Welt gibt es nicht und wird es wohl auch morgen nicht geben. Die Utopien derer, die in der Vergangenheit ähnlich geträumt hatten, sind Geschichte. Das eine der großen, roten Reiche ist viel geschmäht untergegangen und in einem Sumpf von Korruption versunken, der letztlich in der Alleinherrschaft eines allmächtigen Präsidenten mündete. 

Sozialpunkte auch für Unternehmen. Das andere große, rote Reich gleitet derweil in eine Sozialdiktatur ab. Nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmen sollen in China künftig noch deutlich stärker als bisher Ratings unterzogen werden. Von mehr als 300 Kriterien ist die Rede. Die gewonnenen Erkenntnisse ergeben eine Gesamtnote. Höher punktende Unternehmen kommen in den Genuss niedrigerer Steuersätze, besserer Marktbedingungen etc. Schlechte Ergebnisse führen dagegen zu Nachteilen in den Märkten. Wenn’s denn so kommt, gilt das genauso für ausländische Unternehmen. Auch österreichische werden betroffen sein. Ist das möglicherweise eine neue Trumpfkarte im Handelsstreit mit den USA?

Leistungsprinzip. Die aus jenen Utopien der Vergangenheit hervorgegangene Realität ist also wenig ruhmreich, hier wie dort. Darf man dennoch von einer besseren Welt träumen? Man darf, man soll. Aber man muss auch die gesellschaftliche und politische Realität im Auge haben. Naivität ist mitunter nett anzusehen, in der Politik ist sie gefährlich. Braucht es Illusionen? Ja, unbedingt, und es braucht visionäre Ideen, seien sie bisweilen auch absurd utopisch. Das Leistungsprinzip infrage stellen, Profite abschaffen, ist allerdings keine taugliche Illusion. Die österreichischen Unternehmen stehen gut da, unsere Börsennotierten zahlen Traum-Dividenden. Die zahlen sie, weil sie Gewinne schreiben, und die bringen Steuereinnahmen. Die Wandel-Vorschläge scheinen nicht geeignet, hier etwas verbessern zu können. Die 21-Stunden-Woche (nicht neu, Keynes prognostizierte vor 90 Jahren gar 15 Stunden) ist im Hinblick auf die Kosten für zusätzlich erforderliche Mitarbeiter kaum einem unserer Unternehmen zumutbar. Aber auch das Verpönen einer Profitorientierung dürfte keineswegs mehrheitsfähig sein. Immerhin leben wir ja, Gott sei Dank, in einer Demokratie; in der frei nach Churchill schlechten, jedoch besten Staatsform. 

Pauschaler Argwohn. In dieser Nummer beschäftigen wir uns viel mit Nachhaltigkeit. Österreich wird da ein gutes Zeugnis ausgestellt, eine Entwicklung, die uns stolz macht. Verbesserungen, welcher Art immer, sind zu finden und umzusetzen. Aber wir sollten realistisch bleiben. Und wir sollten nicht ständig pauschal verteufeln. Unsere soziale Marktwirtschaft ist nicht perfekt. Aber gibt es eine Alternative? Ist das freie Spiel der Kräfte im Korrektiv sozialen Ausgleichs nicht, um erneut Churchill zu strapazieren, eine „schlechte“, aber doch die beste (uns bekannte) Form von Ökonomie? 

zum Autor

Gerald Dürrschmid war als Jurist jahrelang im Risikomanagement einer österreichischen Großbank tätig. Er ist heute selbständiger Unternehmensberater, außerdem gerichtlich beeideter Sachverständiger für Bank- und Börsenwesen.

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Aus dem Börse Social Magazine #32
(August 2019)





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