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Wer dem DAX die Show gestohlen hat (Christian-Hendrik Knappe im Interview)

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Michael Plos: Herr Knappe. Werfen wir am Beginn einen Blick zurück: Wie lief das Zertifikate-Jahr 2017 für die Deutsche Bank?

Christian-Hendrik Knappe: 2017 ist ein durchwachsenes Jahr. Und zwar durchwachsen im Sinne von „keine bzw. kaum Volatilität“. Diese stellt für strukturierte Produkte naturgemäß eine wichtige Komponente dar. Außerdem war da aber noch der riesige Arbeitsaufwand zum Thema Regulatorik. Stichworte: MiFID II und KID for PRIIPs. Hier haben und hatten wir viel zu tun. Aber nicht nur wir als Deutsche Bank, sondern die ganze Branche.

Guter DAX - glückliche Anleger. Ein Trugschluss?

Die, die dabei waren, sind natürlich glücklich. Viele sind aber nicht dabei gewesen, weil sie immer gehofft haben, dass es nochmal runtergeht. Das war dann aber nicht der Fall. Hinterhergucken und sich über anderer Leute Gewinne freuen, ist auch nicht so einfach.

Hat sich 2017 – abseits abseits der Regulatorik – im Vergleich zu den Vorjahren unterschieden?

Durchaus. So hatten wir ein Thema bei US-amerikanischen Underlyings (Anmerkung: Verordnungen zu Section 871(m) des US-amerikanischen Steuergesetzbuches). Hier wurde uns bei dem einen oder anderen Produkt ein Strich durch die Rechnung gemacht – einige Produkte waren für interessierte Kunden nicht mehr erwerbbar. Und schließlich schon die erwähnte fehlende Volatilität. Da hat ein bisschen der “Swing” gefehlt – es war einfach zu wenig Bewegung im Markt. Und wenn Bewegungen da waren, dann waren diese kurz und heftig. Die Umsätze waren entsprechend durchschnittlich und nicht überdurchschnittlich.

Keine Zinsen. Wenig Volatilität. Das sind schwierige Rahmenbedingungen ...

Definitv. Fehlende Volatilität ist für unsere Produkte problematischer als fehlende Zinsen. Die Zinskomponente macht sich hauptsächlich auf der Finanzierungsseite bemerkbar. Wenn Kunden bei uns beispielsweise einen Call kaufen, muss der unterliegende Betrag ja finanziert werden. Das hat beim aktuellen Zinsniveau aber nur kleinere Auswirkungen. Das sieht beim Thema Volatilität aber definitiv anders aus. Gerade bei der Strukturierung: Die Volatiltät hat einfach großen Einfluss darauf, was an möglicher Rendite gezeigt werden kann.

Auch Dividenden sind indirekt ein wichtiges Thema beim Strukturieren – kommen wir aber direkt zum Dividenden-Thema. 2018 wird beim DAX ein Rekordjahr prognostiziert. Mittlerweile gibt es bei der Deutschen Bank auch den Begriff „DividendenAdel“. Was kann man sich darunter vorstellen?

Die exakte Bezeichnung lautet „DividendenAdel Eurozone Index Zertifikat“. Es bezieht sich auf den Basiswert DividendenAdel Eurozone Index. Und dieses Zertifikat setzt eben auf diesen Index auf. Der Index umfasst 25 Euroland-Aktien und hat vier Hauptkriterien, wonach ausgesucht wird. Dabei spielen Dividendenrendite, Ausschüttungs-Kontinuität, Ausschüttungsquote und Dividendenwachstum die entscheidende Rolle. Diesen Kriterien halten nicht sehr viele Aktien stand. Es handelt sich also um eher konservative Aktien, die mit ihrer Dividendenpolitik sehr erfolgreich fahren.

Und was passiert mit den Dividenden?

Die Dividenden werden – netto – reinvestiert. Anleger würden bei Ausschüttung ja auch die Steuern zahlen müssen. Es ist also ein Netto-Performance-Index. Ein Index, der die Nachsteuer-Dividenden wieder reinvestiert.

Stichwort KESt: Gibt es Unterschiede für Österreicher oder Deutsche? Die Kapitalertragssteuern differieren ja.

Nein. Das ist für beide gleich weil das Zertifikat eben auf diesen Index aufsetzt. Das ist ein 1:1 Zertifikat – ein so genannter Tracker. Dementsprechend muss den Anleger gar nicht interessieren, was genau da im Hintergrund passiert. Er nimmt an der Performance des Index teil.

Was aber die persönliche, individuelle Steuerproblematik des jeweiligen Anlegers betrifft, so sollte sich dieser an einen Steuerfachmann oder -frau wenden.

Gibt es eine Laufzeitbegrenzung?

Nein, das ist ein Open-end-Zertifikat. Wurde heuer im Februar emittiert. Und es läuft aktuell recht zufriedenstellend. Herr Röhl, einer der Vorstände der Firma DividendenAdel, wirbt ja auch gut dafür. Die Performance von Bitcoin hat es aber nicht. (lacht)

Apropos Bitcoin: Wird die Deutsche Bank im Bereich Krypotwährungs-Zertifikat tätig werden?

Die Frage wird immer wieder an uns herangetragen. Wir hatten auf der World of Trading in Frankfurt vor einigen Tagen viele Fragen in diese Richtung. Wir schauen uns das als Deutsche Bank X-markets natürlich an. Allerdings sehen wir momentan noch keinen wirklichen Usecase. Denn die Problematik ist ganz einfach, das Unregulierte. Man streitet sich ja gerade darum, ob das Thema auf ein „richtiges“ Börsenniveau gehoben werden soll. Was passiert da genau? Das Thema Hedging ist wichtig. Bei allem, was wir als Zertifikat verbriefen, muss natürlich eine konsistente Hedging-Möglichkeit gegeben sein. Und das sehen wir momentan beim Thema Krypotwährung noch nicht wirklich. Trotzdem: Wir haben das auf dem Zettel – und sobald sich da was tut, könnten auch wir aktiv werden.

Vielleicht wenn der Bitcoin-Future kommt?

Könnte definitiv sein. Man muss sich den Future dann halt anschauen. Wie ist er strukturiert? Wer steckt dahinter? Wer bietet ihn an? In den USA ist schon seit geraumer Zeit die Rede davon, einen ETF anzubieten. Und zwar auf Krypotwährungen oder direkt auf Bitcoin. Wir schauen und beobachten. Und sollte sich eine Chance ergeben, sind wir da.

Wenn man an die Deutsche Bank denkt, denkt man sofort an Hebelprodukte. Nun ist die Deutsche Bank aber laut DDV-Zahlen vor allem im Anlegeprodukte-Bereich die klare Nummer 1 in Deutschland. War das ein bewusster Change?

Das hat sich ein Stück weit ergeben. Natürlich ist unsere Hebelkompetenz nach wie vor vorhanden. Aber auf diesen Markt drängen immer mehr Anbieter. Das war früher nicht der Fall. Auf der Anlage-Seite haben wir uns viel Kompetenz über Themen-Zertifikate wie den DividendenAdel oder das BCDI-Zertifikat (boerse.de-Champions-Defensiv-Index Zertifikat - ISIN DE000DT0BAC7) erarbeitet, wo wir beim Verbriefen von Zertifikaten zum Thema Investing auch deutlich kreativer geworden sind. Die Abstrahleffekte könnten dann auch auf die anderen Produkte gewirkt haben. Wir haben das auch noch zusätzlich befeuert, indem wir Roadshows – das heißt bei uns Breakfast-Trading – ein Stück weit anlageproduktlastiger gestaltet haben.

Wenn man sich die DDV-Zahlen im Detail anschaut, sieht man, dass Aktienanleihen, Express-Zertifikate und Discount-Zertifikate sich in den letzten Jahren super entwickelt haben. Welchen Stellenwert haben diese Produkte für die Deutsche Bank?

Das sind seit vielen Jahren Palettenprodukte von uns. Wir haben da verschiedenste Basiswerte, Laufzeiten etc. im Angebot. Die Auswahl ist richtig groß. Dennoch sind das „Standardprodukte“ – halt in verschiedenen Ausgestaltungen. Diese Produkte schneiden in ihrer Gesamtheit eben sehr erfolgreich ab, wenn man sie gegen ihre jeweiligen Benchmarks antreten lässt.

Reden wir über MiFID II. Wird man später einmal unterscheiden in die Zeit “vor MiFID” und “mit MiFID”?

Das wird man definitiv. Das ist ein richtiger Gamechanger. Warum? Weil jetzt ganz einfach auch der Anleger zwangsläufig mit diesem Thema konfrontiert wird. Bisher sind die Regularien ja hauptsächlich im Hintergrund passiert. Mit MiFID II kommt der Anleger direkt damit in Kontakt. Es gibt wohl kaum Anleger, die noch nicht von ihrer Hausbank kontaktiert wurden. Zumindest in Form einer E-Mail darüber, was sich alles ändert. Und das wird eben Einiges sein. Das Ziel ist ja, dass alles vergleichbarer gemacht werden soll. Mal sehen, wie das dann ausschaut. Da hat jeder seine eigenen Vermutungen und Hoffnungen. Per 3. Jänner 2018 geht die Reise jedenfalls los.

Wird es Einschränkungen – etwa beim außerbörslichen Direkthandel – wegen MiFID II geben?

Bei uns wird es den außerbörslichen Direkthandel in der bisherigen Form weiterhin geben.

Wird der Anleger durch MiFID II wirklich noch stärker geschützt?

Das ist die Idee. Ob das dann so ist, mag ich nicht beurteilen.

Zurück zu den Produkten: Gibt es Themen, die dem DAX die Show gestohlen haben?

Da fallen mir sofort die Tec-Werte ein. Eine Amazon als größter Online-Händer. Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt. Apple - ganz klar. Das iPhone X bricht wohl alle Rekorde. Diese Aktien stehen im Vordergrund. Und genau hier kommen auch Tec-Werte aus Asien ins Spiel. Etwa Tencent oder Alibaba. Wenn man sich da die Charts anschaut - wow. In diesem Bereich sind wir am Überlegen bzw. Planen für die Anleger etwas zu bringen, um am asiatischen Tec-Markt engangiert sein zu können.

Apropos Asien: Geely, BYD gelten neben Tesla als die großen E-Auto-Hersteller ...

Je mehr das ganze Thema der E-Mobility in die Presse kommt, desto interessanter wird das auch für unsere Kunden. Da ist die Zukunft sehr vielversprechend. Das Interesse liegt derzeit aber hauptsächlich auf der Trading-Seite. Wir planen aber auch die Anlageseite abzudecken – möglicherweise eben per Themenzertifikat.

Was bringt 2018?

Für die Emittenten wird der Jahresaufktakt 2018 sicher spannend. Gerade auf der Regulatorikseite – und wie sich die jeweiligen Produktanbieter durchsetzen werden. Und dann schauen wir mal, wie es weitergeht. Wir sind beim Dow auf Alltimehigh. Der DAX ist über 13.000. Wir stehen hier relativ hoch. Geht es da noch weiter? Oder dreht es? Da muss man schauen. Das ist per heute natürlich alles Kaffeesatzleserei bzw. ein Blick in die Glaskugel.

Thema MDAX und TecDAX. „Nur“ zweite Reihe - aber in den letzten Jahren super gelaufen. Wie ist da die Produktpalette?

Da haben wir eine große Produktpalette. Bei den Indizes an sich sowieso. Aber auch bei den Einzelwerten aus diesen Indizes. Da ist sehr viel bis alles vorhanden.

Das Angebot aus Verfügbarkeit, Flexibilität, Spread etc. ist bei Zertifikaten ja gigantisch ...

Im Haus Deutsche Bank reden wir von 175 bis 180 Tausend Produkten. Das ist durchaus sehr breit. Da sollte für jeden Geschmack was dabei sein. In Deutschland gesamt gibt es 1,4 Millionen strukturierte Produkte, die an Börsen gelistet sind. Ich kenne keine Branche, die eine größere Auswahl bietet.

Zum Abschluss: Ihre sportlichen Pläne für 2018?

Passiv auf jeden Fall Biathlon vor dem TV bzw. live in Oberhof. Das hat bei mir schon Tradition. Die Stimmung ist dort die beste im ganzen Zirkus. Egal wie das Wetter ist, die Leute sind super drauf. Ich behaupte: Sogar besser als im Fußballstadion. Aktiv hoffe ich, dass es ein gescheiter Winter wird - auch in den deutschen Mittelgebirgen - auch um selbst auf die Langlaufbretter zu kommen. Die ziehe ich den alpinen Brettern nämlich vor. Und im Sommer suche ich mir eine neue Challenge. Im letzten Sommer war es ein Triathlon. Noch habe ich keine konkreten Pläne. Aber da kann ich gut spontan sein.

Vorfreude auf Olympia?

Hält sich in Grenzen. (lacht)

Interview: Michael Plos (BSN).

Christian-Hendrik Knappe, Deutsche Bank, X-markets


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Josef Chladek (BSN), Christian-Hendrik Knappe (Deutsche Bank X-markets) - erster Blick auf mögliche neue Homepage mit Charts aus Indikationen

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Aus dem Börse Social Magazine #11
(November 2017)





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