18.03.2025, 7971 Zeichen
Zwtl.: In einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt
spielt das
Miteinander der verschiedenen Generationen eine zunehmend zentrale
Rolle. Doch wie gelingt es Unternehmen, ein erfolgreiches
Generationenmanagement zu etablieren, das den Bedürfnissen und
Erwartungen aller Altersgruppen gerecht wird? Ina Lukl, Leiterin der
Bereiche Betriebliche Gesundheitsförderung und Generationenbalance
bei IBG, spricht im Interview über die Herausforderungen,
Missverständnisse und Lösungsansätze, die sich aus dem Zusammenwirken
von Babyboomern, Generation X, Millennials und Generation Z ergeben.
- Vielfalt nutzen statt Gegensätze betonen
Jede Generation bringt eigene Stärken, Werte und Erwartungen in die
Arbeitswelt ein. Ein bewusster Umgang mit diesen Unterschieden
schafft eine wertschätzende Unternehmenskultur und stärkt die
Zusammenarbeit.
- Gesundheit und Arbeitsfähigkeit generationenübergreifend sichern
Von mentaler Gesundheit über Stressbewältigung bis hin zu
alternsgerechten Arbeitsmodellen - ein betriebliches
Gesundheitsmanagement, das alle Altersgruppen berücksichtigt, ist der
Schlüssel für nachhaltige Leistungsfähigkeit.
- Kommunikation und Wissenstransfer aktiv gestalten
Klare Kommunikationsregeln und gezielte Maßnahmen für den
Wissenstransfer fördern den Austausch zwischen den Generationen und
sichern langfristig den Unternehmenserfolg.
Zwtl.: Warum Generationenmanagement heute wichtiger ist, denn je
„Wir können am Arbeitsmarkt nicht aufeinander verzichten“, betont Ina
Lukl zu Beginn des Gesprächs. „Nicht nur am Arbeitsmarkt, sondern
generell. Wir brauchen die älteren Generationen genauso wie die
jüngeren.“ Die demografische Entwicklung macht es notwendig, alle
Altersgruppen in den Arbeitsprozess zu integrieren, da es für
Unternehmen zunehmend schwieriger wird, qualifizierte Fachkräfte zu
gewinnen und langfristig zu binden.
Doch das Aufeinandertreffen verschiedener Generationen birgt auch
Konfliktpotenzial. Oftmals unterscheiden sich Arbeitsauffassungen,
Werte und Erwartungen erheblich - verstärkt durch hartnäckige
Vorurteile. „Es gibt viele Zuschreibungen darüber, welche Generation
welche Werte hat“, erklärt Lukl. „Wenn wir uns darauf ausruhen,
kommen wir nicht wirklich zu einem echten gegenseitigen Verständnis.“
Zwtl.: Unterschiedliche Generationen - unterschiedliche
Herausforderungen
Ein zentrales Spannungsfeld zwischen den Generationen ist die
Arbeitshaltung. Während Babyboomer und Teile der Generation X stark
leistungsorientiert sind und Wert auf Erfahrung und Hierarchien
legen, setzen jüngere Generationen vermehrt auf Work-Life-Balance,
Flexibilität und Selbstverwirklichung. „Die älteren Generationen
haben oft ein ausgeprägtes Respektdenken“, erklärt Lukl. „Sie
erwarten, dass Erfahrung automatisch mit Anerkennung einhergeht. Doch
jüngere Kolleg:innen denken oft anders - sie fordern eine andere Art
von Wertschätzung.“
Gesundheitliche Bedürfnisse variieren ebenfalls je nach
Altersgruppe. Während junge Mitarbeitende Gesundheit oft als
selbstverständlich ansehen, rücken für ältere Arbeitnehmer:innen
Themen wie Prävention, Stressbewältigung und Arbeitsfähigkeit stärker
in den Fokus. „Gerade die Generation X ist besonders Burn-out-
gefährdet, weil die Arbeit für sie einen hohen Stellenwert hat und
sich ihr Ehrgeiz leicht mit der Angst, in einer vielseitigen
Arbeitsumgebung übersehen zu werden, paart“, so Lukl.
Die Generationen Y - oft als Millennials bezeichnet - und Z
wiederum sehen sich mit einem anderen Dilemma konfrontiert: „Diese
Generationen hatten häufig eine Vielzahl an beruflichen
Möglichkeiten, insbesondere bei höherer Bildung“, sagt Lukl. „Doch
diese Vielfalt kann einerseits zu Orientierungslosigkeit führen,
andererseits sind die Ansprüche mitunter höher geworden, während
gleichzeitig Kritikfähigkeit oder Selbsteinschätzung weniger gut
ausgeprägt sind. Unternehmen müssen diesen Generationen vor
allemsinnstiftende Tätigkeiten und ein gutes Arbeitsklima bieten, um
sie für längere Zeit zu binden.“
Zwtl.: Betriebliches Gesundheitsmanagement als Schlüssel für ein
erfolgreiches Generationenmanagement
Ein wirksames Generationenmanagement erfordert ein betriebliches
Gesundheitsmanagement (BGM), das alle Altersgruppen berücksichtigt. „
Unternehmen müssen sich bewusst machen, wer bei ihnen arbeitet,
welche Altersgruppen vertreten sind und welche Belastungen bestehen.
Nur so können gezielte Maßnahmen entwickelt werden. “
Wichtig ist eine flexible Gestaltung des Angebots, um
unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und gezielt
Belastungen entgegenzuwirken. Dabei ist es enorm wichtig, sowohl
jüngere als auch ältere Mitarbeitende in die Planung und Umsetzung
miteinzubeziehen. Nicht nur die Themen, auch die Aufbereitung der
Themen sollte den jeweiligen Zielgruppen und deren Bedürfnissen
angepasst werden.
Zudem sollten Unternehmen eine Unternehmenskultur fördern, in der
alle Generationen voneinander lernen können. „Eine Möglichkeit ist
es, gezielt verschiedene Generationen in Teams oder bei Events
zusammenzubringen, um die Lebenswelten der jeweils anderen
kennenzulernen“, schlägt Lukl vor. „Das fördert gegenseitiges
Verständnis und baut Vorurteile ab.“
Zwtl.: Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiteres zentrales Thema ist die Kommunikation zwischen den
Generationen. Besonders in Zeiten hybrider Arbeitsmodelle und
digitaler Kommunikation kann es zu Missverständnissen kommen. „Jede
Generation hat eine andere Art zu kommunizieren. Manche schreiben
kurz und knapp, andere legen Wert auf ausführliche E-Mails mit
förmlicher Anrede. Das kann schnell zu Fehlinterpretationen führen.“
Hier können klare Kommunikationsrichtlinien innerhalb des
Unternehmens helfen. „Es ist sinnvoll, Regeln für die interne
Kommunikation aufzustellen“, so Lukl. „Zum Beispiel: Wie gehen wir
miteinander um? Welche Erwartungen haben wir hinsichtlich E-Mails,
Meetings oder digitaler Kommunikation?“
Zwtl.: Generationenmanagement als Teil der Unternehmenskultur
Die Nachfrage nach Generationenmanagement steigt, insbesondere in
Hinblick auf den Wissenstransfer und den Übergang in den Ruhestand. „
Unternehmen müssen sich zunehmend mit der Frage beschäftigen, wie
Wissen im Unternehmen bleibt, wenn erfahrene Mitarbeitende
ausscheiden “, erklärt Lukl. „Hier können Mentoring-Programme oder
Wissensmanagement-Strategien eine große Rolle spielen.“
Auch gesundheitliche Themen gewinnen an Bedeutung. „Ein aktuelles
Schwerpunktthema ist zum Beispiel die Sensibilisierung für die
Wechseljahre“, berichtet Lukl. „Viele Unternehmen erkennen
inzwischen, dass die persönlichen Herausforderungen in dieser Zeit
auch Auswirkungen im beruflichen Kontext haben.“
Ein oft unterschätzter Aspekt ist zudem der Umgang mit
Grenzüberschreitungen im Arbeitsumfeld. „Hier müssen nicht nur junge
Mitarbeitende sensibilisiert werden“, so Lukl. „ Auch ältere
Generationen müssen verstehen, dass gewisse Umgangsformen, die früher
akzeptiert wurden, heute nicht mehr angemessen sind. “
Zwtl.: Fazit: Ein Bewusstseinswandel ist notwendig
Zum Abschluss des Gesprächs betont Lukl, dass
Generationenmanagement nicht in starren Schubladen gedacht werden
darf. „Oft sind die Unterschiede innerhalb einer Generation genauso
groß wie zwischen verschiedenen Generationen“, erklärt sie. Ein
Beispiel sei das Thema Elternzeit: „Ein 25-jähriger Vater kann mit
einem 50-jährigen Vater mehr gemeinsam haben als mit Gleichaltrigen,
die keine Kinder haben.“
Deshalb ist es essenziell, Mitarbeitende nicht allein nach ihrem
Geburtsjahr zu beurteilen. „ Wir neigen dazu, Menschen in einfache
Kategorien einzuordnen, weil es bequemer ist. Aber Menschen und deren
Lebenswelten sind komplexer - und das sollten wir auch in der
Arbeitswelt berücksichtigen. “
Ein erfolgreiches Generationenmanagement bedeutet also vor allem
eines: Offenheit, Empathie und ein Bewusstsein für die eigenen
Vorurteile sowie die individuellen Bedürfnisse und Stärken aller
Mitarbeitenden. Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, profitieren
langfristig von motivierten, gesunden und produktiven Teams -
unabhängig vom Geburtsjahr.
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