04.12.2024, 7620 Zeichen
St. Pölten (OTS) - Die Digitalisierung und innovative Vertriebskanäle
eröffnen für die
landwirtschaftliche Direktvermarktung neue Chancen. Im gemeinsamen
Projekt „Zukunft Direktvermarktung NÖ: digital, innovativ,
kooperativ“ haben die Landwirtschaftskammer Niederösterreich, der
Landesverband für bäuerliche Direktvermarkter Niederösterreich und
die JA ZU NAH GmbH zukunftsweisende Vermarktungsstrategien beleuchtet
und Leitfäden für die bäuerlichen Betriebe erstellt. „Unser Ziel ist
es, die Direktvermarktungsbetriebe dabei zu unterstützen, den
Anforderungen der modernen Märkte gerecht zu werden“, erklärten
Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr und der Obmann des
Landesverbands für bäuerliche Direktvermarkter Johann Höfinger im
Rahmen des heutigen Pressegesprächs. Karin Metz vom Mostviertler Bio
Kürbishof Metz und Josef Sieder, Direktor der Landwirtschaftlichen
Fachschule Pyhra, teilten ihre Erfahrungen aus der Praxis.
Die Direktvermarktung ist ein wichtiger Betriebszweig für die
bäuerlichen Betriebe. Doch die Anforderungen an landwirtschaftliche
Direktvermarktungsbetriebe verändern sich - und damit auch die
Verkaufswege. Der wichtigste Vermarktungsweg ist nach wie vor der Ab-
Hof-Verkauf. Auch Wochenmärkte, Bauernläden oder regionale Messen
werden nach wie vor gerne genutzt. Doch alternative Absatzwege
boomen, vor allem kontaktlose digitale Vertriebswege und Automaten
gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das Projekt „Zukunft
Direktvermarktung NÖ: digital, innovativ und kooperativ“ hat die
Chancen und Herausforderungen der neuen Möglichkeiten in der
Direktvermarktung untersucht. Lorenz Mayr , Vizepräsident der
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, erklärte: „Digitale
Technologien und kontaktlose Vertriebswege bieten enorme Potenziale,
um den Betrieb effizienter zu gestalten und neue Zielgruppen zu
erreichen. Wir möchten die Bäuerinnen und Bauern in Niederösterreich
unterstützen, die Chancen der Digitalisierung in der
Direktvermarktung zu nutzen und sich optimal auf die Zukunft
vorzubereiten.“
Veränderte Verkaufswege: Digitale Wege im Aufschwung
Im Rahmen des Projekts wurden drei zukunftsträchtige
Vertriebsmöglichkeiten beleuchtet: Digitale Tools und
Vermarktungsplattformen, Webshop und Click & Collect sowie der
Produktverkauf über Automaten. Diese Vertriebswege bieten
Direktvermarktungsbetrieben die Chance, ihre Produkte auch außerhalb
der klassischen Verkaufskanäle erfolgreich zu positionieren und neue
Kunden zu gewinnen. Besonders die Online-Vermarktung gewinnt
zunehmend an Bedeutung. Laut einer Studie von KeyQuest im Auftrag der
AMA GENUSS REGION im Jahr 2022 nutzen bereits 14 Prozent der
landwirtschaftlichen Direktvermarktungsbetriebe einen eigenen
Webshop. Auch der Verkauf über digitale Vermarktungsplattformen
erfreut sich wachsender Beliebtheit, 10 Prozent der Befragten
vertreiben ihre Produkte über diesen Weg. Hinzu kommen noch digitale
Tools, wie z.B. Software-Anwendungen für die Buchhaltung, die
bestimmte Aufgaben erleichtern. „Die richtige Kombination digitaler
Maßnahmen ist entscheidend.
Automaten: Flexibel und effizient
Auch der Verkauf mittels Automaten hat in den letzten Jahren stark an
Popularität gewonnen. Bereits 8 Prozent der Direktvermarkter:innen
setzen auf diese innovative Lösung. Automaten bieten eine flexible
Möglichkeit, Produkte rund um die Uhr anzubieten und dabei den
Personalaufwand zu minimieren. Johann Höfinger , Obmann des
Landesverbands für bäuerliche Direktvermarkter Niederösterreich,
betonte: „Automaten sind ein idealer Vertriebskanal für Betriebe, die
ihre Produkte in ländlichen Regionen anbieten. Sie ermöglichen eine
schnelle und effiziente Vermarktung rund um die Uhr und ohne
zusätzlichen Personalaufwand.“
Einstieg in Online- und Automatenverkauf erleichtern
Im Rahmen des Projekts „Zukunft Direktvermarktung NÖ“ haben die
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, der Landesverband für
bäuerliche Direktvermarkter Niederösterreich und die JA ZU NAH GmbH
umfassende Beratungsunterlagen erstellt, um die Betriebe bei der
Nutzung digitaler Absatzwege und dem Einsatz von Automaten zu
unterstützen. Die Unterlagen bieten praxisnahe Informationen, etwa
zur Einführung in die Online-Vermarktung, zum
Warenwirtschaftsmanagement, zur Tourenplanung und zu rechtlichen
Fragestellungen. Sie geben Tipps für einen professionellen Online-
Auftritt und ein Self-Check hilft dabei, die digitale Fitness des
eigenen Betriebs einzuschätzen. Auch Personas wurden entwickelt, um
Kundenbedürfnisse gezielt zu analysieren. Speziell für den Verkauf
mittels Automaten wurden Checklisten, FAQs sowie
betriebswirtschaftliche Kalkulationen erstellt, um eine fundierte
Entscheidungsgrundlage zu bieten und Betrieben den Einstieg zu
erleichtern. „Wir wollen die Bäuerinnen und Bauern nicht nur bei
technischen Lösungen unterstützen, sondern bieten auch
praxisorientierte Beratung zu rechtlichen und
betriebswirtschaftlichen Fragestellungen“, so Mayr und Höfinger.
Breites Beratungs- und Weiterbildungsangebot unterstützt
Direktvermarktungsbetriebe
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Landesverband für
bäuerliche Direktvermarkter bieten umfangreiche Beratungs- und
Weiterbildungsangebote. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich
unterstützt Betriebe mit gezielten Beratungsangeboten, wie etwa der
Einstiegsberatung Direktvermarktung oder dem Betriebs-Check
Direktvermarktung. Die Inhalte reichen von praktischen Kursen zu
Verarbeitung und Veredelung der Urprodukte, über das Marketing und
die rechtlichen Rahmenbedingungen - wie die Lebensmittelhygiene oder
die Trinkwasserverordnung - bis hin zu Angeboten zur Stärkung
persönlicher und betrieblicher Ressourcen. In der kommenden
Kurssaison wird ein besonderer Fokus auf Online-Vertrieb und digitale
Werkzeuge gelegt.
Erfolgsgeschichten der Direktvermarktung und
Ausbildungsschwerpunkt
Der Mostviertler Bio Kürbishof Metz in Stadt Haag betreibt seit dem
Jahr 2000 Direktvermarktung von 150 verschiedenen Speise- und
Zierkürbissorten. Aus den Kernen des Ölkürbisses wird Kürbiskernöl
gepresst. Ebenso erzeugt Familie Metz viele weitere Produkte vom
Kürbis sowie selbst kaltgepresste Öle (Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Nussöl
). Das Produktsortiment wird ab Hof verkauft, auf Märkten und Messen
angeboten und an zahlreiche Wiederverkäufer geliefert. „Seit 2019
setzen wir zusätzlich auf die Online-Vermarktung unserer Produkte“,
erklärte Karin Metz und sagte weiter: „Dadurch erreichen wir eine
größere Zielgruppe, unser Kundenkreis hat sich erweitert, da nun auch
Konsumentinnen und Konsumenten, die nicht ums Eck wohnen, unsere
Produkte beziehen können.“
Auch in der Ausbildung der Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger
spielt die Direktvermarktung eine wesentliche Rolle. Die
Landwirtschaftliche Fachschule Pyhra hat diese bereits seit mehreren
Jahrzehnten fest in den Lehrplan integriert. Ebenso betreibt die
Schule einen Hofladen und bietet ihre Produkte seit 2021 auch über
einen Automaten beim Landhaus in St. Pölten an, der von mehreren
niederösterreichischen Landwirtschaftlichen Fachschulen bestückt
wird. Direktor Josef Sieder betonte „Direktvermarktung erfordert
Kenntnisse in Produktion, Marketing und auch in
betriebswirtschaftlichen Aspekten. Wir wollen den künftigen
Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer beibringen, wie sie die
Direktvermarktung als betriebliches Standbein nutzen und so die
Wertschöpfung auf ihren Betrieben und damit in den Regionen halten
können. Mit dem schuleigenen Hofladen und durch neue Vertriebswege
wollen wir den Schülerinnen und Schülern einen entsprechenden
Praxisbezug ermöglichen.“
Die Beratungsunterlagen dazu sind unter dem Link
https://noe.lko.at im Bereich „Broschüren und Infomaterial -
Diversifizierung“ zu finden.
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