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LR Schuschnig: Österreichweit erste Wasserstoff-Busflotte startet 2026 in Kärnten

22.11.2024, 8744 Zeichen

Klagenfurt (OTS) - In Kärnten wird ab Mai 2026 die österreichweit erste Wasserstoff- Busflotte im Regionalverkehr starten. Im Rahmen eines Pressefoyers wurden heute, Freitag, die Pläne für das Projekt „DeCarB“ - Decarbonising Carinthian Bus Transport - in der Kärntner Landesregierung auf Initiative von Wirtschafts- und Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig gemeinsam mit den Konsortialpartnern aus der Wirtschaft präsentiert. Insgesamt 35 wasserstoffbetriebene Busse werden in der Region Villach Umland zum Einsatz kommen. Der dafür benötigte Wasserstoff wird regional aus grünem Strom in einer eigenen Elektrolyseanlage erzeugt. Rund zwei Millionen Gesamtjahreskilometerleistung im Busbetrieb werden damit völlig dekarbonisiert möglich sein.
„Wir haben den Neustart des Projekts im Rekordtempo geschafft, um 28 Millionen Euro Fördermittel für Kärnten zu sichern. Damit wird Kärnten zum Innovationsstandort im Bereich der Wasserstoffmobilität und der Kreislaufwirtschaft. Wir machen damit eine Verkehrsregion zu einer großen Forschungsregion, um in den nächsten zehn Jahren den Praxiseinsatz dieser Technologie auf Herz und Nieren zu testen. Kärnten wird damit viele Erkenntnisse für die Technologieumstellung im öffentlichen Verkehr gewinnen. Wir setzen gezielt auf Technologieoffenheit bei der Energiewende“, so Schuschnig.
Der benötigte Wasserstoff wird direkt vor Ort aus grünem Strom produziert - und zwar in einer eigens errichteten Elektrolyseanlage mit einer Leistung von zwei Megawatt. Diese Anlage kann täglich rund 700 Kilogramm Wasserstoff erzeugen, von denen 60 Prozent für die Betankung der Busflotte verwendet werden. So wird der Regionalverkehr um Villach vollständig dekarbonisiert und jährlich rund 700.000 Liter Diesel eingespart. „Das ist ein Meilenstein. Während Wasserstoffbusse bisher vor allem im Stadtverkehr getestet wurden, stellen wir erstmals einen flächendeckenden Dauerbetrieb im Regionalverkehr sicher“, erklärte Schuschnig. Bereits seit 2021 sind fünf wasserstoffbetriebene Busse in Kärnten im Einsatz, davon einer im Stadtverkehr Villach.
Die Elektrolyseanlage wird von der Kelag am Standort Arnoldstein, nahe der Müllverwertungsanlage, betrieben. Neben der Wasserstoffproduktion soll in Zukunft auch die dabei entstehende Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist und der bei der Elektrolyse erzeugte Sauerstoff direkt in der Müllverbrennungsanlage genutzt werden. „Mit ‚DeCarB‘ zeigen wir, wie Kreislaufwirtschaft und Mobilitätswende intelligent miteinander verknüpft werden können“, so Schuschnig. Zudem wird der grüne Wasserstoff nicht nur für den Verkehr, sondern perspektivisch auch für die Industrie bereitgestellt. Die Betankungsinfrastruktur wird durch die Gutmann GmbH betrieben und von der Wolftank-Gruppe errichtet. Sie umfasst eine betriebsöffentliche Wasserstofftankstelle, die langfristig auch für weitere Nutzer geöffnet werden soll.
Bis 2034 werden rund 40 Millionen Euro in das Projekt investiert. Davon stammen 15 Millionen Euro aus Bundesmitteln, 11 Millionen Euro aus Förderungen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (EBIN-Call) und 2 Millionen Euro aus EU-Mitteln. Die restlichen Investitionen werden von den Konsortialpartnern getätigt. „Die Mittel fließen direkt in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Kärnten und stärken unser Bundesland als nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Standort“, so Schuschnig.
Kärnten setzt bereits seit 2020 auf Wasserstoff, um die Dekarbonisierung der Industrie und des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben. Daher wurde bereits 2020 durch die HyCentA GmbH eine Wasserstoff-Potentialanalyse für Kärnten erarbeitet. Darauf aufbauend wurde mit der Wasserstoff-Roadmap 2035 eine eigene Landesstrategie aufgelegt. Erst im August dieses Jahres wurden Kärnten, die Steiermark und Oberösterreich als Mitglieder des österreichweit ersten Hydrogen Valleys von der EU für hervorragende Wasserstoff- Projekte ausgewählt. „Wir sind auf dem besten Weg, Kärnten zu einer innovativen Modellregion zu entwickeln“, betont Schuschnig.
Danny Güthlein und Reinhard Draxler (Vorstände der KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft): „Die Erzeugung von grünem Wasserstoff als Basis für den Betrieb von Wasserstoffbussen bietet neben der Elektromobilität einen weiteren bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zu einem umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr. Mit einer Jahresproduktion von ca. 150 Tonnen grünem Wasserstoff aus unseren regionalen, erneuerbaren Energiequellen, schaffen wir die Grundlage wasserstoffbetriebene Busse mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometer im Nahverkehr einzusetzen. Dieses ehrgeizige Pilotprojekt, das wir gemeinsam mit unseren Partnern in nur drei bis vier Monaten Vorlaufzeit geplant haben, soll bereits Ende 2025 bzw. Anfang 2026 in Betrieb gehen. Dabei legen wir großen Wert auf Sicherheit und eine zuverlässige, redundante Versorgung, um einen kontinuierlichen Betrieb der Busse sicherzustellen. Die Kelag setzt hiermit ein starkes Zeichen zum Erreichen der Energiewende - mit Innovation und Verantwortung für kommende Generationen“, bekräftigen die beiden Kelag-Vorstände, Reinhard Draxler und Danny Güthlein. „Die Anlage bildet zudem die Basis für Überlegungen, das Erdgasnetz zukünftig zu dekarbonisieren“, erläutern die beiden Vorstände mit Blick auf kommende Entwicklungen.
Alfred Loidl und Roman Krebs (Vorstände der Österreichischen Postbus AG): „Es freut uns sehr, dass das Land Kärnten weiterhin an diesem wichtigen Projekt für eine klimafreundliche und emissionsfreie Zukunft im öffentlichen Nahverkehr festhält. Als größtes Busunternehmen Österreichs sind wir bei ÖBB Postbus stolz darauf, unsere Expertise als Pionier bei alternativen Antrieben in die neue Projektinitiative „DeCarB“ einbringen zu können. Mit dem Betrieb unserer ersten fünf Wasserstoffbusse haben wir in den letzten beiden Jahren nicht nur wegweisende Arbeit geleistet, sondern vor allem wertvolle Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt und es hat sich gezeigt, dass diese funktioniert.“
Alexander Gutmann (Geschäftsführer Gutmann GmbH): „Wir als Firma Gutmann sind stolz darauf, als Teil des Konsortiums die größte Wasserstofftankstelle Österreichs errichten zu dürfen. Seit unserer Gründung im Jahr 1960 sind wir zum größten privaten Multi- Energieversorger Westösterreichs gewachsen. Daher freuen wir uns, unser Tankstellennetz mit über 100 Stationen gemeinsam mit dem Anlagenexperten Wolftank um eine Wasserstofftankstelle dieser Dimension zu erweitern. Das Projekt spiegelt unsere Überzeugung wider, dass künftig alle verfügbaren Technologien eingesetzt werden müssen, um einen nachhaltigen Energiewandel zu ermöglichen.“
Albert Kreiner (Abteilungsleiter der Abteilung 7 - Wirtschaft, Tourismus und Mobilität): „Die Energiewende ist vielschichtig. Mit dem vorliegenden Mobilitätsprojekt gelingt es zielgerichtet die Kreislaufwirtschaft mit der Dekarbonisierung des öffentlichen Verkehrs zu verknüpfen, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig durch neue Technologien neue Geschäftsfelder für die Kärntner Wirtschaft zu öffnen und somit den Wirtschaftsstandort Kärnten zu stärken.“
Franz Winkler (HyCentA Research GmbH, wissenschaftliche Projektbegleitung): „Das HyCentA ist stolz darauf, gemeinsam mit dem Land Kärnten einen bedeutenden Schritt in Richtung einer emissionsfreien Zukunft für den öffentlichen Nahverkehr zu gehen. Durch die Forschungsarbeit in den Projekten H2Pioneer und ReHyB sowie die enge und langjährige Zusammenarbeit mit Kärnten konnte die Vision einer emissionsfreien Busflotte für die Kärntner Postbusse mit Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeugen (FCEV) erfolgreich umgesetzt werden. Mit diesem zukunftsweisenden Projekt tragen wir nicht nur entscheidend zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei, sondern schaffen die Grundlage für einen Nahverkehr, der auf lokal erzeugte, erneuerbare Energien setzt und Kärnten als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Mobilität positioniert. Dies ist ein bedeutsamer Meilenstein, der den Weg zu einem klimafreundlicheren Verkehrswesen ebnet und die Umwelt nachhaltig entlastet. Gemäß unserer Zentrumsphilosophie „Shaping the Sustainable Hydrogen Society through Research“ haben wir uns nicht nur auf die technischen und wissenschaftlichen Aspekte konzentriert. Das HyCentA unterstützte das Projekt auch maßgeblich in der konzeptionellen Entwicklung und Projektgestaltung, insbesondere durch die Erarbeitung innovativer Lösungsansätze. Die Herausforderungen im Bereich Wasserstoff für Mobilität und Industrie erfordern fortlaufend neue Denkansätze, die wir mit Engagement und Fachwissen bereitstellen. Wir freuen uns, dieses in Mitteleuropa einzigartige Vorhaben auch in der weiteren Umsetzungsphase begleiten zu dürfen und damit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation des öffentlichen Verkehrs zu leisten.“
(Schluss)



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