19.12.2024, 6855 Zeichen
Wien (OTS) - Am 8. Juni 2022 stimmte das Europäische Parlament dafür,
den Verkauf
von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren (ICE) bis 2035 zu verbieten.
Dies ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zur angestrebten
Klimaneutralität bis 2050, immerhin verursachen PKWs 15 Prozent der
gesamten Treibhausgasemissionen in Europa. Der Übergang zur
Elektromobilität erschüttert die europäische Automobilindustrie, die
angesichts der wachsenden Dominanz Chinas ins Hintertreffen geraten
ist. Diese Dominanz hat China u.a. mittels staatlicher Subventionen
ausgebaut und über Preis-Dumping im internationalen Markt
herbeigeführt. Als Reaktion darauf hat die EU Einfuhrzölle auf
chinesische Fahrzeuge verhängt. Die Herausforderung für die EU
besteht nun darin, ihre Automobilbranche sowohl vollumfänglich
umzustellen und zu erhalten als auch die selbst gesteckten Ziele zur
CO2-Neutralität zu erreichen. „Das wird kein einfaches Unterfangen.
Wenn die EU die Flotte an batteriebetriebenen e-Autos ausbauen will,
braucht sie dazu eine geeignete Lade-Infrastruktur. Die EU will bis
2030 für 30 Millionen e-Autos 3,5 Millionen Ladestationen installiert
haben. Bei der aktuellen Ausbaurate würde das von jetzt aus gesehen
mehr als 12 Jahre dauern. In Deutschland bräuchte es etwas mehr als 8
Jahre und in Österreich sogar fast 15 Jahre, um das Infrastrukturnetz
entsprechend aufzubauen“ , erläutert Christiane von Berg, Head of
Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface.
Die europäische Automobilindustrie trägt 7 Prozent des BIP der EU
und ist eine der letzten industriellen „Bastionen“ des Kontinents.
Europas Fähigkeit, eigene Elektrofahrzeuge zu produzieren, ist daher
nicht nur ein entscheidender Faktor für die Erreichung der
Klimaziele, sondern auch von enormer wirtschaftlicher und
strategischer Bedeutung. Die grüne Transformation hat allerdings noch
einen weiten Weg zu gehen. Zwar ist das aktuelle Jahreswachstum von
37 Prozent zum Vorjahr ausreichend, um dies zu erreichen, das muss
aber erst einmal gehalten werden. „BEVs (Battery Electric Vehicles),
die einzigen Fahrzeuge, die ab 2035 zum Verkauf zugelassen sind,
machten Mitte 2024 gerade einmal 12,5 Prozent des gesamten
Fahrzeugabsatzes in der EU aus, weit hinter Hybrid- und
Verbrennungsfahrzeugen. In Österreich waren es immerhin 16,5 Prozent“
, ergänzt Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich. Die
derzeitige Wachstumsrate wird weitgehend durch Importe chinesischer
Elektroautos gestützt - zu Preisen, die oft deutlich niedriger sind
als die der europäischen Hersteller.
Die EU hat Mühe, ihre eigenen Ziele zu erreichen
Der Anteil der chinesischen Importe verdeutlicht die
Schwierigkeiten der EU, ihre Ziele bei der Produktion von
Elektroautos zu erreichen. Unzureichende Industriekapazitäten,
insbesondere im Bergbau zur Gewinnung der Rohstoffe und in der
Batterieproduktion, sind ein großes Hindernis. Deswegen hat die EU
größere Investitionen getätigt, zum Beispiel in das österreichische
Wolfsberg Lithiumprojekt, das immerhin mit 15 Millionen Euro
gefördert wird, aber auch die deutsche BASF erhielt einen 5 Millionen
Euro-Zuschuss für das Recycling von Seltenen Erden. Doch trotz der
jüngsten Bemühungen wird deutlich, dass mittels dieser Maßnahmen nur
bis zu 10 Prozent der Nachfrage der benötigten Materialien gedeckt
werden können. Auch die Investitionen in die Batterieproduktion
bleiben mit lediglich 3,2 Mrd. Euro von den benötigten 125 Mrd. Euro
für eine umfassende Batterieindustrie bis 2030 weit hinter den Zielen
zurück.
Das letzte Hindernis für die Einführung von Elektrofahrzeugen
sind ihre Kosten. Obwohl es in mehreren EU-Ländern Kaufanreize und
weitere staatliche Vorteile gibt, sind diese nicht einheitlich und
gleichen den Preisunterschied zu Verbrennungs- und Hybridfahrzeugen
bei Weitem nicht aus.
China steht im Mittelpunkt
Diese europäischen Schwierigkeiten werden durch den steilen
Aufstieg Chinas in dieser Branche noch verstärkt. Pekings
Industriestrategie, unterstützt durch beträchtliche Subventionen, hat
es seinen nationalen Champions wie BYD und CATL ermöglicht, in der
gesamten Wertschöpfungskette - vom Bergbau bis zur
Automobilherstellung - eine dominante Position auf dem Weltmarkt
einzunehmen. Die chinesische Regierung hat zwischen 2009 und 2023
mehr als 231 Mrd. US-Dollar in die Elektroautoindustrie investiert,
zusätzlich zu den Subventionen für Batteriehersteller und Produzenten
von wichtigen Rohstoffen wie Lithium. Infolgedessen hat BYD bereits
2023 Tesla, den Pionier der modernen E-Autos, in punkto Anzahl der
global verkauften Fahrzeuge überholt. CATL ist für 32 Prozent der
weltweiten Lithiumion-Batterieproduktion verantwortlich.
Die EU steht vor einem strategischen Dilemma
Die Konkurrenz aus China stellt die EU vor ein strategisches
Dilemma: Wie können Arbeitsplätze und die europäische
Automobilindustrie geschützt und gleichzeitig die ehrgeizigen
Klimaziele für 2035 erreicht werden? Die Abstimmung vom 4. Oktober
über die Erhöhung der Zölle auf die Einfuhr chinesischer (Elektro-)
Fahrzeuge hat das Problem nochmals in den Vordergrund gerückt. Dabei
steht fest, dass die erhobenen Zölle zu niedrig sind, um chinesische
Elektrofahrzeugexporte nach Europa zu stoppen. Mittelfristig könnten
sie die chinesischen Hersteller dazu zwingen, ihre Produktionskosten
weiter zu senken, um ihre hohen Gewinnspannen auf dem europäischen
Markt zu halten oder die Margen über deutlich steigende Verkäufe
möglichst zu stabilisieren und über Quantität die Zölle
auszugleichen.
„Eine weitere Möglichkeit für die EU, der chinesischen Konkurrenz
zu begegnen, besteht darin, sie in die heimische Produktionskette mit
einzubeziehen und auf diese Weise die inländischen
Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge zu erhöhen. BYD zum
Beispiel hat bereits mit dem Bau seiner ersten Fabrik in Ungarn
begonnen.“ , erläutert Koch und betont abschließend: „Im aktuellen
geopolitischen Kontext birgt es allerdings auch erhebliche Risiken,
die Produktionsziele auf Kosten der Eigenständigkeit der europäischen
Industrie zu erreichen. Es würde den technologischen Rückstand
Europas offenlegen und am Ende stellt es nur eine unsichere Lösung
inmitten der diplomatischen Spannungen zwischen dem Westen und China
dar.“
COFACE: FOR TRADE
Coface zählt seit mehr als 75 Jahren zu den weltweit führenden
Unternehmen im Kredit- und Risikomanagement und unterstützt Firmen
dabei, sich in einem unsicheren und dynamischen Umfeld
zurechtzufinden und zu wachsen. Unabhängig von Größe, Standort oder
Branche bietet Coface ihren 100.000 Kunden in rund 200 Märkten
umfassende Lösungen an: Warenkreditversicherung,
Wirtschaftsauskünfte, Inkasso, Absicherung für Projektgeschäfte. Tag
für Tag setzen wir unser einzigartiges Know-how und
Spitzentechnologie ein, um den Handel zu unterstützen - sowohl im
Inland als auch auf Exportmärkten. Im Jahr 2023 beschäftigte Coface
rund 4.900 Mitarbeitende und erzielte einen Umsatz von 1,87
Milliarden Euro.
Wiener Börse Party #805: Einladung zur Silvesterparty, heute ein wilder Mix aus AT&S, Kontron und Pierer Mobility
Aktien auf dem Radar:UBM, Warimpex, Porr, Immofinanz, Addiko Bank, CA Immo, Uniqa, DO&CO, Verbund, Lenzing, SBO, AT&S, EVN, Gurktaler AG VZ, Hutter & Schrantz, Polytec Group, Agrana, Amag, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Österreichische Post, Telekom Austria, VIG, Dow Jones, Covestro, Vonovia SE, RWE, Deutsche Post, Brenntag, E.ON .
Kostad Steuerungsbau
Kostad ist ein österreichisches Familienunternehmen, das sich auf maßgeschneiderte Elektromobilitätslösungen spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet Produkte und Dienstleistungen rund um die Elektromobilität in den Bereichen Schaltschrankbau, Automatisierungstechnik, Kabelkonfektionierung, Elektroprojektierung und Software an. Kostad hat in mehreren Ländern der Welt Schnell-Ladestationen für Elektrofahrzeuge errichtet.
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