15.10.2024, 13078 Zeichen
Wien (OTS) - Wien (15. Oktober 2024) - Das Jahr 2023 war ein Jahr mit
viel Licht
und Schatten. Nach der Achterbahnfahrt während der Energiepreiskrise
haben sich die Strom- und Gasmärkte im Laufe des Jahres vorerst
wieder beruhigt. Der Wettbewerb hat erneut an Fahrt aufgenommen, auch
die Dynamik in den Märkten hat wieder zugenommen.
„Das Interesse an den Energiepreisen steht bei den
Konsument:innen aber nach wie vor im Fokus. Dabei geht es nicht nur
darum, Preise zu vergleichen und eventuell den Lieferanten zu
wechseln, sondern vor allem auch darum, weiterhin sparsam mit Strom
und Gas umzugehen. Auch Energie selbst zu erzeugen ist für immer mehr
Konsument:innen zu einer Option geworden. All diese Bemühungen
helfen, den Weg zum 100%-Ziel in Österreich möglichst rasch zu
erreichen.“, zieht der Vorstand der E-Control, Alfons Haber, Bilanz.
„Mit dem Erlass des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) mit Juli
2021 hat der Gesetzgeber nicht nur ein neues Förderregime, sondern
auch eine neue Basis für die Berichtspflichten der E-Control
geschaffen. Der diesjährige EAG-Monitoringbericht, welcher sich auf
das Jahr 2023 bezieht, ist erst der dritte seiner Art. Als zentrale
Vorgabe des EAGs kann das Ziel von 100% erneuerbarem Strom am
Gesamtstromverbrauch angesehen werden. Somit steht nicht mehr
ausschließlich der geförderte Ökostrom, der in das öffentliche Netz
eingespeist wird, im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern der gesamte
Strom aus erneuerbaren Quellen.“, erläutert Alfons Haber. Im EAG-
Monitoringbericht werden somit der laut Ökostromgesetz (ÖSG 2012)
geförderte Ökostrom, erneuerbare Anlangen, die mittels EAG gefördert
werden, sowie jene Anlagen, die keine Förderung (mehr) erhalten, in
der Berichtsdarstellung aufgenommen.
Zwtl.: Zielerreichung
Um diese Zielsetzungen entsprechend dokumentieren zu können,
bildet der Inlandstromverbrauch die Basis und die (erneuerbare)
Bruttostromerzeugung wird als Indikator für die erneuerbare Erzeugung
herangezogen.
„Aufgrund des gesunkenen Inlandstromverbrauchs und der
gleichzeitig gestiegenen Bruttostromerzeugung konnten im Jahr 2023 92
% des Inlandstromverbrauchs durch erneuerbaren Strom gedeckt
werden.“, zeigt sich Alfons Haber überaus erfreut.
Zwtl.: Installierte Leistung gestiegen
Die installierte Leistung von Erneuerbaren konnte bis Ende 2023
verglichen mit 2020 um 5.209 MW gesteigert werden, wobei auch die
erzeugten Mengen in diesem Zeitraum um 832 GWh gesteigert werden
konnten. Dies spiegelt den steigenden Einfluss von guten oder
vergleichsweise schlechten Wasser-, Wind- und Sonnenjahren wider.
Zwtl.: Geförderter Ökostrom konstant
Verglichen mit 2022 (3.006 GWh) sank die von der
Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) abgenommene Menge in der
Ökobilanzgruppe, welche Anlagen, die einen Einspeisetarif laut ÖSG
2012 oder den ursprünglichen Marktpreis erhalten, auf 2.595 GWh. Die
installierte Leistung der Ökobilanzgruppe stieg dabei von 1.518 MW am
31.12.2022 auf 1.556 MW am 31.12.2023.
„Gleichzeitig stieg die installierte Leistung in der
Marktpreisbilanzgruppe von 1.390 MW Ende 2022 auf 2.405 MW Ende 2023,
und es wurden so 1.478 GWh nach 465 GWh 2022 von der OeMAG über
diesen Weg abgenommen.“, so Haber. Und weiter: „Im 4. Quartal 2022
hat der Marktpreis gemäß § 41 ÖSG 2012 seinen Höhepunkt erreicht.
2023 und 2024 ist dieser wieder deutlich gesunken.“ Informationen zum
aktuellen Marktpreis sind auf der Homepage der E-Control abrufbar.
Bis 2021 ist die Anzahl der kontrahierten Anlagen in der
Ökobilanzgruppe kontinuierlich angestiegen, vor allem aufgrund der
vielen neuen PV-Anlagen. „Dieses Bild hat sich mit 2022 gedreht. Im
Jahr 2023 ist beispielsweise die Anzahl der PV-Anlagen auf 19.684
zurückgegangen.“, zitiert Alfons Haber aus dem aktuellen EAG-
Monitoringbericht.
Aufgrund des gesunkenen Marktpreises für die Marktpreisanlagen
der Ökobilanzgruppe sank auch das Vergütungsvolumen von 666 Mio. im
Jahr 2022 EUR auf 387 Mio. EUR im Jahr 2023. Das berechnete
Unterstützungsvolumen, also jener Anteil, der nach Abzug des
Marktwertes des geförderten Stroms aufzubringen ist, hat sich dabei
von minus 109 Mio. EUR 2022 auf 152 Mio. EUR 2023 gedreht.
Zwtl.: Erneuerbare Gase
Das EAG sieht vor, dass erneuerbare Gase am österreichischen
Gasabsatz bis 2030 auf 5 TWh zu erhöhen sind. Laut aktuellem Stand
wurde 2023 weniger erneuerbares Gas in das öffentliche Netz
eingespeist. Aufgrund des Rückgangs des Inlandgasverbrauches lag der
Anteil von erneuerbarem Gas aber weiterhin bei
0,12%. „Fakt ist, dass es zuletzt im Bereich der erneuerbaren
Gase (vorrangig Biomethan) wenig Dynamik gegeben hat. Dabei hat sich
bewahrheitet, dass potenzielle Anlagenerrichter auf das Erneuerbare-
Gas-Gesetz bzw. die damit einhergehende Ausformulierung des
Quotenmodells gemäß EAG warten.“, so Haber.
Zwtl.: Erneuerbaren-Förderbeitrag und Erneuerbaren-Förderpauschale
für 2024 mittels Bundesbudget finanziert
Nachdem die OeMAG im Jahr 2022 deutliche Mehreinnahmen durch die
Zuweisung des geförderten Ökostroms an die Lieferanten generieren
konnte, waren diese Mehreinnahmen so hoch, dass Berechnungen von Ende
2022 ergeben hatten, dass auch nach 2022 etwaige Förderkosten des
Jahres 2023 bereits abgedeckt waren. Nachdem keine zusätzlichen
Einnahmen für das Jahr 2023 notwendig waren, war der Erneuerbaren-
Förderbeitrag mit 0 Cent/kWh anzusetzen. Für das Jahr 2024 wurden die
notwendigen Mittel für Erneuerbaren-Förderbeitrag und Erneuerbare-
Förderpauschale aus dem Bundesbudget finanziert. „Hier kommt es also
zu keiner direkten Belastung bei den Haushalten.“, so Haber.
Zwtl.: Hilfe für einkommensschwache Haushalte
Mit dem EAG wurde für einkommensschwache Haushalte eine weitere
Unterstützung eingeführt. „Neben der bereits bekannten und
bestehenden Kostenbefreiung für einkommensschwache Haushalte, gibt es
nun auch eine zusätzliche Kostendeckelung für Haushalte. Abhängig vom
Nettoeinkommen des Haushalts werden die Erneuerbare-Förderpauschale
und der Erneuerbaren-Förderbeitrag auf 75 Euro jährlich begrenzt.
Sobald es also zu einem Anstieg von Erneuerbare- Förderbeitrag und
der Erneuerbaren-Förderpauschale kommt, greift diese Bremse bei
einkommensschwachen Haushalten.“, erläutert Haber die Erleichterung
für benachteiligte Haushalte.
Zwtl.: Ergebnisse des aktuellen EAG-Monitoringberichts: Photovoltaik
konnte auch bei der abgenommenen Menge zulegen
Auch 2023 wurden trotz Erlass des EAGs mit Mitte 2021 weiterhin
bestimmte Ökostromtechnologien mittels staatlich garantierter
Einspeisetarife, also fixen Abnahmepreisen für den Strom, gefördert.
Betrachtet man die von der OeMAG laut ÖSG 2012 abgenommene Menge
im Jahr 2023, so gab es einen Rückgang von 3.006 GWh 2022 auf 2.595
GWh 2023. „Den deutlichsten Rückgang verzeichnete dabei die
Photovoltaik. Nach knapp 620 GWh 2022 waren es 2023 356 GWh.“,
zitiert der Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, aus dem
EAG-Monitoringbericht.
Bei der installierten Leistung ergibt sich ein etwas
differenzierteres Bild. Hier stieg die installierte, von der OeMAG in
der Ökobilanzgruppe abgenommene, Leistung in Summe von 1.518 MW auf
1.556 MW. Dabei gab es bei der Photovoltaik nur einen leichten
Rückgang von 10 MW (583 MW 2022 auf 573 MW 2023). „Gleichzeitig stieg
die installierte Leistung in der Marktpreisbilanzgruppe von 2022 auf
2023 um 1.015 MW auf 2.405 MW. Den größten Anteil dabei hat die PV
mit 2.336 MW.“, so Urbantschitsch.
Entwicklung der von der OeMAG in der Ökobilanzgruppe abgenommenen
Mengen von 2022 auf 2023 im Überblick:
- Windkraft +6%
- Photovoltaik -2%
- Kleinwasserkraft -1%
- Biomasse fest +25%
- Biogas -4%
Dabei gilt - wie schon erwähnt -, dass Mengen abseits der OeMAG
für das Gesamtsystem Großteils nicht verloren sind, sondern auch von
ihrer Möglichkeit zur Selbstvermarktung Gebrauch machen. Aus der E-
Control Betriebsstatistik geht dabei z.B. hervor, dass 2023 sogar
2.559 MW Photovoltaik bzw. 263 MW Wind zugebaut wurden.“, so
Urbantschitsch.
- Laufkraftwerke +42 MW
- Speicherkraftwerke -8 MW
- Windkraft +263 MW
- Photovoltaik +2.559 MW
- Biomasse +20 MW
- Biogas +6 MW
Zwtl.: EAG-Marktprämie
„Neben dem ÖSG 2012 konnten im Jahr 2023 379 GWh mittels
Marktprämie gefördert werden. Dem Zugrunde liegen 1.069 MW an
geförderter Leistung. Der Großteil davon - 748 MW - ist der Windkraft
zuzurechnen, gefolgt von der Photovoltaik mit 203 MW. In Summe wurden
dabei 32 Mio. Euro an Prämien ausbezahlt.“, erläutert Urbantschitsch.
Und weiter: „Betrachtet man die Zusammensetzung dieser Leistung, so
basiert der Großteil davon noch auf Anlagen, die von ihrer
Wechselmöglichkeit aus dem ÖSG in das EAG Gebrauch gemacht haben.“
Zwtl.: Marktpreisbilanzgruppe
„Neben der Ökobilanzgruppe wurden in der Marktpreisbilanzgruppe
nach 465 GWh 2022 1.478 GWh 2023 abgenommen. Damit einher ging auch
ein Anstieg der Leistung innerhalb der Marktpreisbilanzgruppe von
1.390 MW auf 2.405 MW 2023.“, so Urbantschitsch.
Zwtl.: Ökostromvergütung leicht gesunken
Das ausbezahlte Vergütungsvolumen sank im Jahr 2023 auf 387 Mio.
Euro
(-279 Mio. Euro). Das Vergütungsvolumen ist die Summe der
ausbezahlten Einspeisetarife und enthält somit den Marktwert des
abgenommenen Stroms. Das errechnete Unterstützungsvolumen, welches
die tatsächliche Förderung über dem Marktwert hinaus zeigen soll,
belief sich im Jahr 2023 auf 152 Mio. Euro.
Zwtl.: Anstieg bei den Energiegemeinschaften
Mit Mitte 2023 waren 364 Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG)
in Betrieb. „Betrachtet man den Berichtszeitraum 2023, so waren mit
31.12.2023 bereits 867 Erneuerbare-Energiegemeinschaften in Betrieb.
Mitte 2024 waren es bereits 1.650 EEGs. Dabei konnte die Anzahl der
Mitglieder innerhalb von EEGs von knapp 7.000 Ende 2022 auf beinahe
29.000 Ende 2023 gesteigert werden. Neben des EEGs gab es Mitte 2024
234 BEGs und 2.412 Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEAs).“,
erläutert Urbantschitsch.
„Unter den gegebenen Bedingungen können diese Zahlen durchaus als
beachtlich bewertet werden, vor allem die anhaltende Dynamik. Mit
Inkrafttreten des EAG gab es für Energiegemeinschaften wenig konkrete
Erfahrungswerte hinsichtlich einer möglichen Umsetzung.
Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen haben als Anhaltspunkt gedient,
aber konnten andererseits auch wieder nicht direkt auf
Energiegemeinschaften umgelegt werden.“, ist Urbantschitsch
überzeugt.
„Es gilt, basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, die
gesetzlichen Grundlagen von Energiegemeinschaften zu adaptieren bzw.
in anderen Bereichen klarere Regelungen zu finden. Gerade für
Energiegemeinschaften spielen dabei zeitnahe und korrekte
Abrechnungsdaten eine zentrale Rolle. Demgegenüber steht die
technische Realität, dass Daten nicht immer zu 100% verfügbar sind.
Unabhängig von der Teilnahme an einer Energiegemeinschaft müssen hier
jedoch Regelungen spezifiziert werden, die im Einklang mit dem
Strommarktdesign stehen. In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle
entsprechende Klarstellungen liefern sollen“, bedauert Urbantschitsch
das fehlende Gesetz.
Zwtl.: Zusammenfassung und Ausblick
Das EAG hat die Weichen für eine neue Förderlandschaft und eine
neue Integration der Erneuerbaren gesetzt. Den langfristigen
Einspeisetarifen, eingebettet in ein Rund-um-Sorglos-Paket, folgt ein
neuer marktbasierter Ansatz, bei dem die Anlagenbetreiber auch mehr
Verantwortung übernehmen sollen. Die ersten Ausschreibungsrunden
wurden durchgeführt, wobei vor allem die Schiene der
Investitionszuschüsse reges Interesse gefunden hat.
Unter den aktuellen Marktbedingungen brauchen Erneuerbare nur
eine geringe Förderung und im Marktprämiensystem laut EAG wären auch
nur geringe Prämien auszubezahlen. Dies spiegelt sich auch darin
wider, dass viele Anlagenbetreiber die Ökobilanzgruppe der OeMAG
verlassen, damit einhergehend auch die Förderung ruhend gestellt
haben und den Strom anderwertig vermarkten. „Letztes Jahr wurde
angeführt, dass vermehrt Anlagen in das Fördersystem zurückkommen,
wenn der Marktpreis unter 10 Cent/kWh fällt. Dies hat sich
bewahrheitet. Verglichen mit Ende 2020 (4.279 MW) waren Mitte 2024
rund 1.800 MW an Leistung nicht mehr in der Ökobilanzgruppe nach
2.800 MW im Jahr 2023, wobei gleichzeitig nun wiederum 2.157 MW der
verbliebenen 2.505 MW zum Einspeisetarif laut ÖSG 2012 an die OeMAG
geliefert haben“, so Urbantschitsch.
Eines ist aber sicher: Der Ausbau der Erneuerbaren erlebt
weiterhin einen nie dagewesenen Boom. Die Entwicklung der letzten
beiden Jahre zeigt, dass es sich dabei nicht um einen „Trend“
handelt, sondern dies einen nachhaltigen Effekt darstellt. Menschen
wollen aus energetischer Sicht unabhängiger werden und sich nicht
mehr den volatilen Launen des Marktes unterwerfen. Eigenversorgung,
Energiegemeinschaften und weitere neue Versorgungsmodelle werden in
den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. „Für uns als E-
Control ist es dabei wichtig, die Marktentwicklungen zu begleiten,
damit alle Kund:innen partizipieren und davon profitieren können.
Weiters ist es natürlich unerlässlich, im Kerngeschäft der
Regulierung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, damit die
Infrastruktur mit den Veränderungen mithalten kann.“, so Wolfgang
Urbantschitsch abschließend.
Der aktuelle EAG-Monitoringbericht steht auf der Homepage zur
Verfügung.
Wiener Börse Party #784: ATX fällt heute stärker, Alois Wögerbauer ortet Mitschuldige an der Finanzmarktmisere in Ö, Spoiler KSV
Aktien auf dem Radar:Pierer Mobility, DO&CO, Rosenbauer, Immofinanz, Addiko Bank, Austriacard Holdings AG, Uniqa, ATX, ATX Prime, ATX TR, Rosgix, Erste Group, OMV, Strabag, AT&S, Polytec Group, Marinomed Biotech, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, EVN, Flughafen Wien, Palfinger, Österreichische Post, RHI Magnesita, S Immo, Telekom Austria, VIG, Wienerberger, Allianz, Commerzbank.
Andritz
Andritz ist ein österreichischer Konzern für Maschinen- und Anlagenbau mit Hauptsitz in Graz. Benannt ist das Unternehmen nach dem Grazer Stadtbezirk Andritz. Das Unternehmen notiert an der Wiener Börse und unterhält weltweit mehr als 250 Produktionsstätten sowie Service- und Vertriebsgesellschaften.
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