19.11.2024, 5186 Zeichen
Berlin (OTS) - Viele Arbeitgeber bestehen aus Sicht der Kandidaten
aktuell den
Elchtest in Bewerbungsverfahren nicht. Sie können im Jobinterview die
ausgeschriebenen Positionen nicht näher erklären, treten arrogant auf
oder drucksen beim Gehalt herum. Das ist das Ergebnis einer aktuellen
softgarden-Untersuchung. Für die Umfrage wurden 5.177 Bewerbende
befragt.
Die "Bewerbung" ist aus Sicht der Jobsuchenden auch in der Krise
keine Aufgabe, die ausschließlich bei ihnen liegt. Vielmehr sehen sie
auch Arbeitgeber in der Pflicht, sich bei ihnen zu bewerben.
Entsprechend gibt es in diesem Prozess für eine Mehrheit der
Kandidaten zahlreiche K.-o.-Kriterien wie ausbleibende oder
unverständliche Antworten (77,3 %), Intransparenz hinsichtlich des
Bewerbungsstatus (66,1 %) oder eine sehr langsame Reaktion der
Arbeitgeber (61,2 %).
K.-o.-Kriterien im Jobinterview
Aktuell gelingt es vielen Arbeitgebern noch nicht, diesen
Erwartungen zu entsprechen. Das zeigt der Vergleich zwischen den
Kandidatenprioritäten für Jobinterviews und ihren Erfahrungen in der
Wirklichkeit. K.-o.-Kriterien der Kandidaten sind hier die
Unfähigkeit der Gesprächspartner, zu erklären, worin der "Job genau
besteht" (82,0 %), ein herablassendes Auftreten (78,2 %) oder ein
Herumdrucksen beim Gehalt (76,2 %).
Ignoranz, Desinteresse, Herablassung
Drei von zehn Jobsuchenden (29,5 %) erleben in der Wirklichkeit,
dass ihre Gesprächspartner im Jobinterview mit den Jobinhalten nicht
so richtig vertraut sind oder beim Gehalt herumdrucksen (29,3 %).
Jeder fünfte Jobsuchende stößt in den Gesprächen auf Desinteresse an
seiner Person sowie auf Selbstbezogenheit der Jobinterviewer (19,6 %)
oder Herablassung (22,6 %).
Keine Zeit für Bewerbende: "nur sieben Minuten"
Auch die für die Umfrage erhobenen über 1.000 individuellen
Berichte von Jobsuchenden über pampiges, schlampiges oder ignorantes
Verhalten ihrer Gesprächspartner in Jobinterviews sprechen in dieser
Hinsicht Bände. "Mir wurde im Gespräch klar, dass meine
Bewerbungsunterlagen nicht wirklich gelesen wurden und es kein
wirkliches Interesse an mir als Person gab", heißt es in einem
Bericht. Und in einem anderen: "Dass ich statt über mich reden
durfte, genau 43 Minuten lang vom HR-Manager seinen Lebenslauf
anhören musste. Es blieben nur sieben Minuten, um mich selbst
vorzustellen."
Erwartung im Hinblick auf Geschwindigkeit sinkt leicht
Die Erwartung von Jobsuchenden in Sachen Qualität und
Geschwindigkeit von digitalen Recruitingprozessen ist in den
vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Höhepunkt war 2023
erreicht. Damals erwarteten 25,9 % der Jobsuchenden, dass zwischen
der schriftlichen Bewerbung und der Einladung zum Jobinterview sollte
"weniger als eine Woche" vergehen, weitere 56,5 % entschieden sich
für "ein bis zwei Wochen".
Wirkung von Krisen und Rezession
Nun zeigt die aktuelle softgarden-Umfrage: Die Erwartungshaltung
ist zum ersten Mal seit langer Zeit wieder weniger anspruchsvoll. Der
Anteil der besonders ungeduldigen Jobsuchenden mit einem
Erwartungshorizont von weniger als einer Woche für die Antwort ist
aktuell auf 21,4 % gesunken. Politische Krisen, die drohende
Rezession und Nachrichten von Stellenabbau bei Tech- und
Industrieriesen zeigen anscheinend eine Wirkung.
Keine neue Bescheidenheit
Werden Bewerbende jetzt wieder "lieb und duldsam"? Mitnichten.
Denn die Umfrage zeigt auch: Bei drei Vierteln von ihnen bleibt die
Erwartung im Hinblick auf Geschwindigkeit und Kundenorientierung im
Prozess insgesamt hoch. 75,6 % erwarten derzeit eine Einladung zum
Vorstellungsgespräch nach zwei Wochen oder eher.
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