01.08.2016, 5549 Zeichen
Bitte stellen Sie sich bzw. Ihr Unternehmen kurz selbst vor
Mein Name ist Andres Brandstetter, ich bin 47 Jahre und seit fünf Jahren als CEO einer von rund 21 300 Mitarbeitern von UNIQA Insurance Group AG. UNIQA ist leicht älter als ich – die Wurzeln gehen bis 1811 zurück – und betreut heute mehr als 10 Millionen Kunden in 19 Ländern Europas. Wir haben eine bärenstarke Marke, sehr viele echt gute Leute, viel Lust auf die Zukunft und ein riesen Potential, von dem wir noch lange nicht alles ausgeschöpft haben..
Digitalisierung ist wirklich in aller Munde. Ist das die große Herausforderung für Versicherungen?
Ja, klar. Die wirklich bahnbrechenden Veränderungen in der Wirtschaft wurden immer von außen gezündet, von disruptiven Anbietern. An genauso einer Zeitenschwelle befinden wir uns, es ist ja in jeder Hinsicht – politisch, sozial, wirtschaftlich – fast schon körperlich spürbar. Und diese Zeit bietet UNIQA riesige Chancen.
Wie wollen Sie das verhindern?
Wir wollen gar nichts verhindern, sondern diese Veränderungen für unsere Kunden und Aktionäre proaktiv angehen. Wir wollen unsere Chance nutzen um die Zukunft mitzugestalten und ich weiß, dass wir das können. Deshalb werden wir in Zukunft mehr sein als nur ein Anbieter von Versicherungsprodukten. Wir werden uns zum integrierten Servicedienstleister wandeln, einem Servicedienstleister, der seine Kunden dort abholt, wo ihr individuelles Bedürfnis nach Sicherheit und damit verbundenen Dienstleistungen entsteht. So eine gravierende Veränderung geht natürlich nicht von alleine und nicht von heute auf morgen. Dafür braucht es einen gewaltigen Innovationsschub, der alle Bereiche durchdringt. Um das anzustoßen haben wir das größte Erneuerungsprogramm in unserer Firmengeschichte gestartet und werden innerhalb von zehn Jahren in Summe rund 500 Millionen Euro in das „Re-Design“ des Geschäftsmodells, den notwendigen personellen Kompetenzaufbau und die erforderlichen IT-Systeme investieren.
Das ist viel Geld, was sagen Ihre Aktionäre dazu?
Die Konsequenz und Geschwindigkeit, mit der wir die Weiterentwicklung von UNIQA und unseres Geschäftsmodells vorantreiben, hat viele unserer Aktionäre überzeugt. Ja, 500 Millionen Euro ist viel Geld, nur ein bisserl schwanger sein geht aber nicht. Manche Aktionäre, vor allem aus UK, haben kritisiert, dass die Höhe der Investments in der Relation zu den Revenues zu hoch sei und waren damit nicht happy. Wir werden weiterhin jeden Tag alles versuchen, sie mit guten Ergebnissen von unserem Weg zu überzeugen.
Bei der Konzernstruktur nehmen Sie auch massive Änderungen vor. Warum?
Eine Struktur ist ja kein Selbstzweck sondern dazu da, die Strategie zu unterstützen. Wenn sich die Welt um uns ändert, wenn sich die Kundenbedürfnisse ändern und wir uns nicht ändern, dann würden wir erst das Vertrauen unserer Kunden und letztlich unsere Kunden verlieren. Unser Zugang ist klar: Wir sparen nicht bei den Kunden oder Vertriebspartnern, sondern bei uns selber. Die neue Struktur macht uns innovativer, schlagkräftiger und effizienter. Aus den bisher vier im Land tätigen operativen Versicherungen wird eine Gesellschaft. Gleichzeitig reduzieren wir die Anzahl der Vorstandsmitglieder in Österreich von 22 auf 10 und in der Holding reduzieren wir von fünf auf drei.
Gibt es auch einen Einsparungseffekt?
Ja, wir erwarten einen relevanten zweistelligen Millionenbetrag zum Ergebnis pro Jahr, erstmals voll wirksam ab 2017. Das wichtigste aber sind mehr Effizienz, höhere Geschwindigkeit und gesteigerte Innovationskraft.
Wie geht es Ihnen mit der Zinspolitik der EZB?
Die Niedrigzinspolitik der EZB kann man schon als toxisch bezeichnen. Sie droht mittelfristig wesentliche Teile des Geschäftsmodells der gesamten Versicherungsbranche zu erodieren. Vor allem aber zerstört sie die langfristigen Vorsorgepläne der Bürger. Neue Phänomene, wie Negativzinsen auf Staatsanleihen, haben heute schon erhebliche Auswirkungen auf unser Veranlagungsergebnis.
Kann man da gegensteuern?
Wir müssen! Jammern bringt uns nicht weiter, wir werden noch härter und sorgfältiger arbeiten. Bisher haben Versicherungen genauso wie der einzelne Bürger von der Veranlagung von Geldern profitiert. Wenn eine Bundesanleihe nur noch Negativzinsen abwirft, müssen wir uns Investments überlegen, die bei vertretbarem Risiko entsprechenden Ertrag abwerfen. Parallel zu den weitreichenden Zukunfts-Investments müssen wir die operative Exzellenz im Kerngeschäft weiter optimieren. Wir haben eine Reihe von Programmen implementiert, um neue Veranlagungsalternativen zu erschließen, unser Kapital noch aktiver zu managen, unser aktuelles Produktportfolio an die Marktgegebenheiten anzupassen und durch laufende Optimierung unserer Prozesse die Kostenquote mittelfristig weiter zu senken.
Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten, was wäre er?
Auf global kompetitiven Niveau ständig in ihre eigene Ausbildung zu investieren.
Abschliessende Frage - Was machen Sie persönlich, um sich fit und gesund zu halten - bzw. Was tut Ihr Unternehmen in Sachen Gesundheit für die Mitarbeiter?
Als größter Gesundheitsversicherer in Österreich arbeiten wir ständig daran, unsere Angebote für unsere Mitarbeiter zu erweitern: UNIQA Sportclub mit 22 Sektionen, Angebote für Trainings, Massagen, Vorträge, Yoga, Rückenfit, Raucherentwöhnung, diverse Mitgliedschaften, günstige Konditionen für Fitnessklubs oder unseres Fit aufwachsen Camps für Kinder, Vorsorgeuntersuchung im Haus und so weiter. Ich selber investiere in mich sehr zeitig in der Früh eine Kombination aus mentalem und körperlichem Training.
Martin Bechtloff (Franklin Templeton): "Immer mehr Investoren beurteilen ihr China-Exposure separat"
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Andres Brandstetter
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