12.06.2013, 2600 Zeichen
Wenn es nicht 2007 Erich Haider, oberösterreichischer Landeshauptmann-Stellvertreter und Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums des Energieversorgers, durch eine polemische Kampagne verhindert hätte, würde dieses Unternehmen längst an der Wiener Börse notieren. Das Land besitzt heute wie damals etwas über 50 Prozent, der Rest verteilt sich auf ausgewählte Unternehmen (z.B. voestalpine, Verbund, Oberbank, TIWAG, Raiffeisenlandesbank, Oberösterreichische Versicherung) und eine Mitarbeiterstiftung. Ein Vergleich mit der börsenotierten EVN drängt sich auf: die Mitarbeiterzahl mit jeweils etwas über 7.500 ist fast gleich, der Umsatz der EVN liegt bei 2,8 Mrd€, die Oberösterreicher erreichen nur 2,1 Mrd€. Noch gravierender ist der Unterschied beim Jahresüberschuss: EVN erreichte 2011/12 fast 200 Millionen, die Energie Oberösterreich bloss etwas über 50 Millionen. Typisch für ein Unternehmen im öffentlichen Besitz ist ein überdimensionierter, aber schlecht bezahlter Aufsichtsrat (14 Kapitalvertreter plus 7 Belegschaftsvertreter), in dem verschiedene prominente Persönlichkeiten und Politiker vertreten sind mit Vergütungen von insgesamt knapp über 100.000 Euro. Auch der dreiköpfige Vorstand muss sich trotz einer 20-Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit einer Million Euro zufriedengeben. Eher unwahrscheinlich ist bei einem börsenotierten Unternehmen, dass der Generaldirektor auch noch die zeitaufwändige Funktion eines Präsidenten des österreichischen Fussballbundes ausüben könnte wie Energie Oberösterreich-Boß Leo Windtner.
Bei der Energie OÖ ist der öffentliche Eigentümer an einer hohen Dividende interessiert – der Gewinn wird fast zur Gänze ausgeschüttet; bei der EVN sind es weniger als die Hälfte.
Vor fünf Jahren wurde eine sinnvolle Lösung, die für alle Beteiligten zu einer „win-win“-Situation geführt hätte, mit demagogischen Argumenten zur Erzielung von politischen Vorteilen verhindert. Erich Haider ist in der Politik inzwischen Geschichte und wurde in einem Versorgungsunternehmen (Linz AG) versorgt. Das Land Oberösterreich sollte als stabiler Kernaktionär ruhig weiter über 50 Prozent halten, aber der frische Wind einer Börsenotierung und mehr betriebswirtschaftliche Disziplin würde sich positiv für das Unternehmen auswirken. Für langfristig orientierte (ober)österreichische Privatanleger, die nicht kurzfristig spekulieren wollen, wäre die Aktie der Energie AG Oberösterreich interessant und eine attraktive Variante zum niedrig verzinsten Sparbuch. Es spricht eigentlich nichts dagegen, nach fünf Jahren den damals richtigen Beschluss spät, aber doch zu vollziehen.
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