05.05.2013, 2744 Zeichen
Die Inhalte des Fachheft 8 (April 2013) als Artikelserie am 1. Mai-Wochenende. Das Fachheft gibt es unter http://www.christian-drastil.com/fachheft-info/ zum Download.
Teil 3: Das Comeback der Industrie: Voraussetzung für erfolgreiche Zukunft
Von: Wolfgang Eder, CEO voestalpine AG und Mitglied der Initiative „21st Austria“
Eine gut genützte Krise bringt neben den unvermeidlichen Schmerzen auch wichtige Erkenntnisse und wertvolle Lernprozesse mit sich. Für Europa waren die vergangenen Jahre zweifelsfrei keine einfachen, aber sie haben in einigen Bereichen bereits zu einem ersten Umdenken geführt, so etwa in der Industriepolitik.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass EU-Länder mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt die Finanz-, Banken- und Verschuldungskrise deutlich besser überstanden haben als Länder mit einem sehr hohen Dienstleistungsanteil. Während im Zuge der Globalisierung die Verlagerung der industriellen Produktion in Billiglohnländer als notwendige Maßnahme zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit angesehen wurde, wird nun sowohl in Europa als auch in den USA eine Debatte über „Industrialisierung neu“ geführt. Die EU-Kommission hat vor kurzem verkündet, den Anteil der industriellen Wertschöpfung entscheidend erhöhen zu wollen – von heute durchschnittlich 16 Prozent auf künftig 20 Prozent. In den USA wird die politisch schon länger massiv forcierte Re-Industrialisierung zusätzlich durch deutlich günstigere Energiepreise aus der Schiefergas-Produktion unterstützt.
Österreich ist mit einer Industriequote von knapp 23 Prozent eines der am stärksten industrialisierten Länder Europas. Und das ist gut so. Denn die nach wie vor überzeugenden Fundamentaldaten unseres Landes zeigen, dass auch hier die solide industrielle Produktion ganz massiv zur Resilienz der Wirtschaft beiträgt. In Kombination mit Faktoren wie einem hohen Innovationsgrad, gut ausgebildeten Arbeitskräften, einer langen Wertschöpfungskette und der Fähigkeit, ganz spezifisch auf Marktbedürfnisse einzugehen, haben zahlreiche österreichische Industriebetriebe in vielen Bereichen den Status eines Hidden Champion erlangt.
Die Initiative 21st Austria (www.21st-austria.at), ein Zusammenschluss von österreichischen Unternehmen, der Wiener Börse und der Oesterreichischen Nationalbank, bemüht sich, die Leistungen unserer Hidden Champions vor allem in den USA und in Großbritannien bekannter zu machen. Dazu gehört auch, dass wir die Erfolgsfaktoren des Wirtschaftsstandortes Österreich klar benennen. Gerade Österreichs Industriebetriebe sind der beste Beweis, dass Industrie in Europa Zukunft haben kann – und auch weiterhin muss, wenn wir den Wohlstand des Kontinents bewahren wollen. Reden wir darüber!
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