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31.12.2012, 7204 Zeichen

„Finanzthemen sind bei FM4 stark im Kommen“ (aus Fachheft 4)

Robert Zikmund (links im Bild, rechts ich, Christian Drastil, mehr Bilder aus diesem Set unter http://finanzmarktfoto.at/page/index/92 ) hat für FM4 starke Wirtschaftsformate entwickelt, z.B. das „Econony Death Match“ oder den „Wirtschaftsspezialtag“, bei dem wir uns gegenseitig interviewt haben ...

Lieber Robert, Ihr habt heute, am 3. Dezember, „Wirtschaftsspezialtag“ auf FM4. Danke, dass ich eingeladen wurde und „on air gehen durfte“. Nun aber meine Fragen an Dich: Was ist die Idee hinter dem Wirtschaftsspezialtag, was ist das Programm? War das Deine Initiative?

Robert Zikmund: Sehr gerne, danke fürs Kommen. Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass gerade FM4 eine gute Plattform ist, um jungen und kritischen Menschen wirtschaftliche und ökonomische Zusammenhänge und Sichtweisen ohne Scheuklappen näherzubringen. Also etwa ruhig auch Fragen zu stellen wie „Wie soll das dauerhaft gehen, dass alte Schulden mit der Aufnahme neuer Schulden beglichen werden?“. Es sind in der Welt des Netzes unzählige Verschwörungstheorien, radikaler Populismus und auch richtiger Schwachsinn neben Informationen zu finden, die tatsächlich neue Zusammenhänge erschließen. Allerdings wollen wir damit nicht die Welt erklären, sondern einfach zeigen, wie unterschiedlich Lesarten der Krise ausfallen können. Und natürlich auch, dass die Faustregel „Spekulant = böse“ ein gutes Beispiel für denkfaule Allgemeinplätze ist. So kommen neben Dir auch noch fünf andere Persönlichkeiten zu Wort, etwa Heini Staudinger von der GEA oder ein Ökonom der österreichischen Schule. Nur Politiker bleiben außen vor. Die Idee hatten Paul Pant und ich.

Hast Du das Gefühl, dass Wirtschaftsthemen beim durchaus als intellektuell anzusehenden FM4-Publikum plötzlich stärker nachgefragt werden?

Ja, absolut. Außerdem habe ich das Gefühl, dass etwa 90 Prozent des Publikums verwirrt sind oder aber versuchen, das Thema zu meiden. Die sind mir aber dennoch näher als jene, die auf all diese Fragen eine klare Antwort haben. Das nehme ich aktuell nämlich nur den Wenigsten ab. Generell hat der Wirtschaftsjournalismus sicher ein Imageproblem, gerade bei kritischen Jungen abseits des Mainstreams.

Liest man die Mitschriften Deiner jüngsten Radiobeiträge durch, so findet man Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft. Woher kommt Dein Interesse?

Nun, ich habe Wirtschaftspädagogik an der WU studiert, bin also vorbelastet. Allerdings habe ich etwa von 2000 bis 2010 zehn Jahre lang das Thema komplett links liegen lassen und mich nur um Musik, Film und ähnliche Dinge gekümmert. Mit der Krise ist mein Interesse wieder erwacht - ich bin generell aber ein manischer Mensch, der alles eher extrem betreibt.

Ihr macht bei FM4 regelmässig ein Economy Death Match - erzähl doch meinen Lesern bitte kurz, was dahintersteckt.

Dieses Format haben Paul Pant und ich vor etwa einem Jahr entwickelt und darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Denn es ermöglicht uns Argumente zu bringen die in so einer Form nicht haltbar wären, sprich, im Abbilden des Diskurses erhoffen wir mehr Klarheit abzubilden, als wenn wir nun - was ja eigentlich eh nicht möglich ist, dennoch aber die meisten Medien tun müssen - eine Position wie „marktliberal“ oder „links-sozial“ einnehmen würden. Man kann sich das wie den Youtube-Klassiker Hayek vs. Keynes im „Fight of the Century“ vorstellen.

Ein Ex-Kollege von Dir, mit dem Du jahrelang gemeinsam Sendungen gemacht hast, ist nun ins ESM-Direktorium eingezogen. Was sagst Du zur völlig einzigartigen Karriere von Harald Waiglein? War das seinerzeit antizipierbar?

Absolut nicht, ich finde das lustig. Denn irgendwie zeigt es ja auch, dass eben KEINE eingeschworene Elite im Kämmerchen Verschwörungen spinnt, sondern eben normale Menschen in solche Positionen kommen. Jedenfalls war Harald Waiglein (Anm.: Fotos aus der Musiker-Zeit von Harald Waiglein auf finanzmarktfoto.at: http://www.finanzmarktfoto.at/search/waiglein ) einer der besten Wirtschaftsjournalisten, die je im Haus waren.

... das sind natürlich grosse Fussstapfen. Und wenn man Dich jetzt fragen würde, ob Du ins Finanzministerium wechseln ...?

Haha. Das habe ich mir tatsächlich noch nie überlegt. Ich weiß nicht, wenn ich dafür keine politische Nähe aufbauen müsste, würde ich vielleicht drüber nachdenken, aber einer Fraktion würde ich mich aus Karrieregründen nicht verschreiben. Wiewohl das sicher ein Ort ist, an dem man etwas bewegen kann!

Besteuerung von Arbeit, Kapitaleinkommen, Vermögen? Wie gerecht ist Österreich Deiner Meinung nach?

Ganz schwierige Frage. Ich finde, man muss von einem 40-Stunden-Job leben können und Leistung muss sich auszahlen. Das Vorgaukeln von Sicherheit ist wohl eher kontraproduktiv, denn das Leben war nie sicher und wird es wohl auch nie sein. Ob aber ein CEO das 1000-fache seiner Arbeiter verdienen soll, zu dieser Frage möchte ich mich gerne zurückhalten. Das Problem an Vermögenssteuern ist sicher auch, dass die großen Vermögen ohnehin ausweichen können, also der gleiche Effekt wie bei der FTS, zahlen werden am Ende wieder jene, die Du und ich wohl nicht als „superreich“ bezeichnen würden. Was aber wichtig ist, ist diese Themen den Populisten zu entreißen.

Man kann sagen, dass Du ein wirtschaftsliberaler Mensch bist. Bist Du ein Alien in der FM4-Gemeinde? 

Nein. Ich finde das auch wichtig, immerhin kann man sich für Geldpolitik interessieren und dennoch Bright Eyes Fan sein. Unlängst hat ein deutscher Hörer bei einer Studiodebatte mit Claudia Gamon (Junge Liberale) gemeint, warum muss man sich als Liberaler eigentlich als schlechter Mensch fühlen? Das sehe ich auch so. Vor allem muss man zwischen liberal und liberal unterscheiden, ich nehme das schon ernst. Denn dazu gehört etwa auch, dass man Minderheiten alle Rechte einräumt und generell die Freiheit des Einzelnen achtet - und dazu gehört auch die Homo-Ehe oder liberale Drogengesetze. Das nur an der Wirtschaft aufzuhängen, ist ein böser Trick von Menschen, die eigentlich was anderes im Schilde führen, da hat Robert Misik recht, wenn er das in seinem Buch „Halbe Freiheit“ schreibt.

Private Frage: Wie sorgt Robert Zikmund für die Zukunft vor? Auch via Aktien?

Leider bleibt nicht wahnsinnig viel zum Vorsorgen über, muss ich ganz ehrlich sagen. Aber generell fährt man wohl mit einem Mix aus sachtem Risiko wie Aktien- und Anleihen-Fonds, dazu aber ein stinknormales Kapitalsparbuch und vielleicht ein bisschen physisches Gold oder Silber nicht so schlecht. Fade Antwort, ich weiß.

Gar nicht fad, klingt doch gut. Und zum Abschluss noch Kerngeschäft: Ihr bringt zum Jahresende immer die FM4-Charts des Jahres. Welcher Song war Dein persönlicher Favorit 2012?

Natürlich die Neigungsgruppe, also meine eigene Band, mit „Videospü“. Kleiner Scherz. Ganz toll finde ich die aktuelle Platte der US-Rocker Two Gallants, dem Americana Sound kann ich viel abgewinnen, ich habe überhaupt eine sentimentale Ader für dieses Land. Wenn ich mich aber für ein Stück entscheiden muss, nehme ich „Lost in Translation“ von Destroyed but not defeated aus Wien.

 



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    31.12.2012, 7204 Zeichen

    „Finanzthemen sind bei FM4 stark im Kommen“ (aus Fachheft 4)

    Robert Zikmund (links im Bild, rechts ich, Christian Drastil, mehr Bilder aus diesem Set unter http://finanzmarktfoto.at/page/index/92 ) hat für FM4 starke Wirtschaftsformate entwickelt, z.B. das „Econony Death Match“ oder den „Wirtschaftsspezialtag“, bei dem wir uns gegenseitig interviewt haben ...

    Lieber Robert, Ihr habt heute, am 3. Dezember, „Wirtschaftsspezialtag“ auf FM4. Danke, dass ich eingeladen wurde und „on air gehen durfte“. Nun aber meine Fragen an Dich: Was ist die Idee hinter dem Wirtschaftsspezialtag, was ist das Programm? War das Deine Initiative?

    Robert Zikmund: Sehr gerne, danke fürs Kommen. Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass gerade FM4 eine gute Plattform ist, um jungen und kritischen Menschen wirtschaftliche und ökonomische Zusammenhänge und Sichtweisen ohne Scheuklappen näherzubringen. Also etwa ruhig auch Fragen zu stellen wie „Wie soll das dauerhaft gehen, dass alte Schulden mit der Aufnahme neuer Schulden beglichen werden?“. Es sind in der Welt des Netzes unzählige Verschwörungstheorien, radikaler Populismus und auch richtiger Schwachsinn neben Informationen zu finden, die tatsächlich neue Zusammenhänge erschließen. Allerdings wollen wir damit nicht die Welt erklären, sondern einfach zeigen, wie unterschiedlich Lesarten der Krise ausfallen können. Und natürlich auch, dass die Faustregel „Spekulant = böse“ ein gutes Beispiel für denkfaule Allgemeinplätze ist. So kommen neben Dir auch noch fünf andere Persönlichkeiten zu Wort, etwa Heini Staudinger von der GEA oder ein Ökonom der österreichischen Schule. Nur Politiker bleiben außen vor. Die Idee hatten Paul Pant und ich.

    Hast Du das Gefühl, dass Wirtschaftsthemen beim durchaus als intellektuell anzusehenden FM4-Publikum plötzlich stärker nachgefragt werden?

    Ja, absolut. Außerdem habe ich das Gefühl, dass etwa 90 Prozent des Publikums verwirrt sind oder aber versuchen, das Thema zu meiden. Die sind mir aber dennoch näher als jene, die auf all diese Fragen eine klare Antwort haben. Das nehme ich aktuell nämlich nur den Wenigsten ab. Generell hat der Wirtschaftsjournalismus sicher ein Imageproblem, gerade bei kritischen Jungen abseits des Mainstreams.

    Liest man die Mitschriften Deiner jüngsten Radiobeiträge durch, so findet man Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft. Woher kommt Dein Interesse?

    Nun, ich habe Wirtschaftspädagogik an der WU studiert, bin also vorbelastet. Allerdings habe ich etwa von 2000 bis 2010 zehn Jahre lang das Thema komplett links liegen lassen und mich nur um Musik, Film und ähnliche Dinge gekümmert. Mit der Krise ist mein Interesse wieder erwacht - ich bin generell aber ein manischer Mensch, der alles eher extrem betreibt.

    Ihr macht bei FM4 regelmässig ein Economy Death Match - erzähl doch meinen Lesern bitte kurz, was dahintersteckt.

    Dieses Format haben Paul Pant und ich vor etwa einem Jahr entwickelt und darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Denn es ermöglicht uns Argumente zu bringen die in so einer Form nicht haltbar wären, sprich, im Abbilden des Diskurses erhoffen wir mehr Klarheit abzubilden, als wenn wir nun - was ja eigentlich eh nicht möglich ist, dennoch aber die meisten Medien tun müssen - eine Position wie „marktliberal“ oder „links-sozial“ einnehmen würden. Man kann sich das wie den Youtube-Klassiker Hayek vs. Keynes im „Fight of the Century“ vorstellen.

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