04.10.2024, 5038 Zeichen
Wien (OTS) - Bei der LexCon im Wien Museum versammelte sich das
Who-is-Who der
Rechts- und Steuerbranche, um einen Blick auf Lexis+ AI zu werfen und
eine Podiumsdiskussion zum Thema „Artificial Intelligence für Rechts-
und Steuerprofis“ zu verfolgen. Moderiert von Michael Köttritsch von
der Tageszeitung DiePresse diskutierten Susanne Mortimore (CEO
LexisNexis Österreich), Markus Scheffler (Head of Product Management
LexisNexis Österreich), Kathrin Hagenauer (Director Content
LexisNexis Österreich), Dr. Alexander Scheuwimmer (Präsident des
Österreichischen Juristenverbandes und Anwalt bei TAIYO Legal) und
Dr. Karl Stückler (Steuerberater und Partner bei BDO) über
Potenziale, Herausforderungen und Erwartungen an den Einsatz von AI
in der Rechtsbranche.
Zu Beginn stellte Markus Scheffler das neue Produkt Lexis+ AI
vor, einen AI-Assistenten für Juristen und Steuerberater. Lexis+ AI
soll im Winter in Österreich erhältlich sein und bietet vier
Schlüsselfunktionen: Intelligentes Chatten zur Beantwortung von
Fragen im Dialog, Erstellen von Entwürfen für juristische Argumente,
Schreiben, E-Mails, Klauseln und Memos, Zusammenfassen rechtlicher
Texte sowie die Analyse eigener Dokumente.
Susanne Mortimore erläuterte die Strategie von LexisNexis, ein
Ökosystem an Tools für verschiedene Prozesse in der Rechtsbranche
anzubieten und die Möglichkeiten von AI in all diesen Bereichen zu
integrieren. Dazu gehören beispielsweise Lexis ContractMaster für die
interaktive Vertragsgestaltung, Lexis WhistleComplete als
Hinweisgebersystem, Closd für komplexe Transaktionen wie M&A-Deals
sowie Caselex für kartellrechtliche Fragen.
In der anschließenden Diskussion wurden Erwartungen und Bedenken
rund um den Einsatz von AI im Recht thematisiert. Dr. Stückler
betonte die Wichtigkeit verlässlicher Inhalte und der
Nachvollziehbarkeit der von der AI generierten Antworten. Er wünschte
sich eine AI, auf die man sich verlassen kann. Zumindest sollte
nachvollziehbar sein, wie die Antworten zustande kommen und auf
welchen Quellen sie basieren.
Kathrin Hagenauer erklärte, dass man für die Qualitätssicherung
der AI-Outputs auch einen wissenschaftlichen Ansatz verfolge und
dabei mit dem WU Legal Tech Center zusammenarbeite. Das Ziel sei,
verlässliche Antworten und Inhalte zu liefern, um Juristen
bestmöglich zu unterstützen. Zudem wurde erwähnt, dass LexisNexis mit
der Stanford Universität kooperiert, um einheitliche
Qualitätsstandards und Messkriterien für rechtliche KI zu erarbeiten.
Susanne Mortimore betonte die Bedeutung von Transparenz,
Offenheit und dem Einhalten von Richtlinien für verantwortungsvolle
AI gemäß AI Act der EU. LexisNexis habe bereits interne Richtlinien,
die grundlegende Forderungen des AI Acts wie Erklärbarkeit,
menschliche Aufsicht, Datenschutz und die Vermeidung von Vorurteilen
in Daten enthalten. Zudem hole man sich KnowHow von Digital-Experten
wie Rechtsanwalt Dr. Axel Anderl von Dorda.
Laut Dr. Scheuwimmer werde sich die Ausbildung von Juristen
grundlegend ändern müssen. Man wird auch technische Fähigkeiten wie
zB richtiges Prompten lernen müssen. Man müsse vermeiden, dass der
Nachwuchs ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr fähig sein wird, die
AI-Ergebnisse zu kontrollieren. Das kann entweder sein, weil ihnen
selbst die Erfahrung fehlt (Plausibilitätsprüfung) oder die Fähigkeit
zur Recherche. Der Präsident des Österreichischen Juristenverbandes
sprach auch berufsrechtliche Fragen an. Aus praktischer Sicht
schilderte er die Qualität und Quantität von erforderlicher
Überprüfung von AI-Outputs, die Zurechenbarkeit sowie ob AI-
Leistungen Gründe für eine Wiedereinsetzung bilden könnnen. Hier
werden derzeit die allgemeinen Regelungen, insbesondere zur
ordentlichen Kanzleiführung, angewendet werden können und müssen, bis
es eine Spezialregelung für AI gebe.
Die Mehrheit der Anwesenden zeigte sich optimistisch, dass AI die
Arbeit von Juristen und Steuerberatern sinnvoll unterstützen und
Routineaufgaben übernehmen kann, sodass mehr Raum für kreative,
strategische und beratende Tätigkeiten bleibt. Es wurde eine Umfrage
präsentiert, wonach 66% der befragten US-Unternehmensjuristen es
positiv finden, wenn deren beauftragte Kanzleien Generative KI
nutzen. Nur 33% der Kanzleien glaubten jedoch, dass deren
Unternehmenskunden dies positiv sehen. Die Erwartungen zwischen
Unternehmen und Kanzleien seien hier noch nicht abgestimmt. Laut
einer anderen Studie möchten in den nächsten fünf Jahren 90% der
Kanzleien und Unternehmensjurist:innen in den USA ihre Ausgaben für
Generative KI erhöhen. Eine Large Law LexisNexis Commercial Preview
Umfrage in den USA im November 2023 ergab, dass Juristen bis zu 5
Stunden pro Woche durch die Nutzung von Lexis+ AI für
Rechtsrecherchen und Zusammenfassungen sparen.
Im Anschluss an die Diskussion gab es eine Live-Demo, in der
konkrete Anwendungsfälle der österreichischen Umsetzung von Lexis+ AI
vorgestellt wurden. Die Besucher hatten die Möglichkeit, das Tool
auszuprobieren und Fragen an die LexisNexis-Experten zu stellen.
Weitere Infos zu Lexis+ AI finden Sie unter www.lexisplusai.at .
Börsepeople im Podcast S16/17: Heiko Geiger
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