15.01.2025, 3143 Zeichen
Wien (OTS) - Im Rahmen eines Interviews mit dem BFGjournal betonte
Mag. Philipp
Rath, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Präsident der Vereinigung
österreichischer Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder (VWT), die
dringende Notwendigkeit, das Steuerrecht in Österreich grundlegend zu
reformieren. Der angesehene Wirtschaftsexperte sprach dabei sowohl
über aktuelle Herausforderungen der Branche als auch über
Zukunftsperspektiven.
Zentrale Forderungen an die neue Regierung
Philipp Rath kritisierte die gegenwärtigen Rahmenbedingungen für
Unternehmen in Österreich und sieht akuten Handlungsbedarf. „Die
hohen Personal-, Energie- und Bürokratiekosten belasten den
Wirtschaftsstandort und machen ihn im internationalen Vergleich
unattraktiv", erklärte Rath. Er fordert, dass die neue Regierung
Vereinfachungen und Verbesserungen im Steuerrecht vorantreibt,
insbesondere bei der Einkommensteuer. „Es müssen Anreize geschaffen
werden, die den Übergang von Teilzeit auf Vollzeit fördern, anstatt
ihn durch hohe Steuerlasten zu behindern.“
Ein weiteres Anliegen ist die Senkung der Lohnnebenkosten, die in
einem einheitlichen System effizienter verwaltet werden könnten. „Der
Steuerfachsenat der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (
KSW) hat ein umfangreiches Konzept vorgelegt, das Vereinfachungen und
praxisnahe Lösungen aufzeigt. Diese sollten von der neuen Regierung
aufgegriffen werden.“
Nachhaltigkeit: Chance und Herausforderung
Ein wichtiges Diskussionsthema ist für Rath die
Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er kritisierte, dass Österreich es
versäumt habe, die EU-Vorgaben fristgerecht in nationales Recht zu
übernehmen. Dadurch entstehe Unsicherheit für die
Unternehmensabschlüsse 2024. „Die Ambitionen der EU sind wichtig,
aber die Übergangsfristen waren zu optimistisch. Wir brauchen mehr
Zeit, um die Wirtschaft angemessen vorzubereiten.“
Zudem forderte Rath Anpassungen bei den Größenkriterien für
Nachhaltigkeitsberichte. „Die derzeitige Grenze von 250
Mitarbeiter:innen ist für kleinere Unternehmen oft nicht tragbar.
Eine Anhebung der Schwellenwerte oder eine Vereinfachung der
Berichtspflichten sind notwendig, um Wettbewerbsnachteile zu
vermeiden.“
Rückblick und Ausblick
Rath zeigte sich erfreut über den Erfolg der jährlichen VWT-
Tagung in Seefeld, die als Plattform für den Erfahrungsaustausch
zwischen Steuerexpert:innen dient. „Mit rund 250 Teilnehmer:innen vor
Ort und online beweist diese Veranstaltung ihre Relevanz für die
Branche.“ Der Blick in die Zukunft sei trotz Herausforderungen
optimistisch. Rath betonte: „Gemeinsam mit der neuen Regierung und
unseren Mitgliedern werden wir daran arbeiten, Österreich wieder zu
einem attraktiven Standort zu machen.“
Über Philipp Rath:
Mag. Philipp Rath ist Präsident der VWT (Vereinigung
österreichischer Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder), seit 2018
Vizepräsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW
) sowie Geschäftsführer und Partner der Bernardini, Egger & Co
Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung GmbH in Wien. Seine Expertise
liegt in der Abschlussprüfung, betriebswirtschaftlichen Beratung
sowie der nachhaltigen Unternehmensführung.
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