15.01.2025, 5197 Zeichen
Wien (OTS) - In Österreich wird Mode nach wie vor gerne eingekauft,
und zwar
weiterhin vorwiegend in Geschäften. Allerdings kaufen die Menschen
seit der Pandemie etwas weniger häufig ein. Der Anteil der
Konsument:innen, die im Internet bestellen, steigt an. Gleichzeitig
sind jene, die bereits bei asiatischen Onlineportalen bestellt haben,
eher unzufrieden, vor allem mit Qualität, Service und der Behandlung
von Reklamationen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Gallup-
Instituts im Auftrag des Bundesgremiums Handel mit Mode und
Freizeitartikel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). 1000 Personen
in Österreich wurden für die Studie „Modehandel: Einkaufsverhalten
und Zukunftsperspektiven“ Ende 2024 befragt, die Ergebnisse wurden
einer vergleichbaren Studie aus 2018 gegenübergestellt.
Der Einkauf in Geschäften wird weiterhin geschätzt: Kleidung
wurde „in den letzten 12 Monaten“ zu 38% im stationären Handel
gekauft, zu 16% online, und 40% taten dies sowohl in Geschäften als
auch online. Bei Schuhen und Lederwaren sind die Präferenzen für den
Einkauf im Geschäft noch stärker ausgeprägt, bei Sportartikeln etwas
weniger stark. „Der Modeeinkauf im Geschäft bleibt ein Vergnügen für
die Kundinnen und Kunden. Sie können die Qualität mit all ihren
Sinnen spüren. Es macht einen Unterschied, ob ich ein Kleidungsstück
gleich anprobieren oder ein Sportgerät testen kann. Sehr geschätzt
werden die Kompetenz des Personals und das persönliche Gespräch, das
in unserer schnelllebigen Zeit an Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig
beobachten wir einen Strukturwandel: Der Onlinehandel gewinnt
tendenziell an Bedeutung, asiatische Onlineportale drängen auf den
Markt“, so Günther Rossmanith, Obmann des Bundesgremiums Handel mit
Mode und Freizeitartikeln in der WKÖ.
Einstellung zum Modehandel: Was sich seit Corona verändert hat
Der Einkauf macht den meisten Menschen Spaß: 48% der
Österreichinnen und Österreich bejahen diese Aussage (Frauen 52%,
Männer 41%). Die übrigen Befragten sind indifferent (29%), der
kleinste Anteil empfindet den Einkauf als lästig (23%).
Allerdings kaufen die Menschen nun weniger häufig ein: Haben 2018
noch 71% der Befragten mehrmals im Monat oder zumindest einmal im
Quartal Kleidung gekauft, waren es 2024 nur noch 61%. Auch bei
Schuhen, Sportartikeln und Lederwaren gab es einen leichten Rückgang
der Kaufhäufigkeit.
Die Anforderungen an das eigene Outfit haben sich verändert, auch
durch das Homeoffice. Dass Dresscodes „in den letzten Jahren generell
an Bedeutung verloren“ haben und man „viel mehr Freiheiten beim
Kleidungsstil“ hat, sehen 77% der Befragten so. Bei Frauen ist dieser
Anteil höher als bei Männern.
Temu & Co.: Asiatische Onlineportale für Billigmode werden
ambivalent gesehen
In diesem veränderten Umfeld drängen asiatische Onlineportale auf
den Markt, die vor allem billige Fast Fashion anbieten: Von jenen
Konsument:innen, die Mode online kaufen, gibt die Hälfte an, bereits
bei einem dieser Händler bestellt zu haben. Der Löwenanteil entfällt
auf Temu (31%), Wish und Shein kommen jeweils etwa auf die Hälfte
dieses Werts. Gekauft werden vor allem Kleidung, Mode und Schuhe (61%
), mit deutlichem Abstand folgen Kleinmöbel und Dekoartikel fürs
eigene Zuhause (26%) sowie Handyzubehör/Handys (25%).
Bei den asiatischen Onlineportalen ist die Zufriedenheit mit
Service, Qualität und Reklamationsbehandlung mehr als durchwachsen:
Mit der Bearbeitung der Reklamation bei diesen Portalen waren 4 von
10 Kund:innen nicht zufrieden. 25% der Käufer:innen hatten weiters
Beanstandungen beim Service, 31% bei der Qualität. „Das sind
ungewöhnlich hohe Anteile, die wir aus Erfahrungswerten im
klassischen Modehandel so nicht kennen“, betont Rossmanith.
Dass ausländische Onlinehändler deutlich weniger Gewinnsteuern
als lokale Unternehmen zahlen, obwohl sie hohe Umsätze erzielen, ist
den Befragten bewusst. Rund drei Viertel der Befragten befürchten
auch, dass durch ausländische Onlinehändler Arbeitsplätze in
Österreich verloren gehen.
Besonders in der Konkurrenz zu asiatischen Online-Plattformen
sieht das Bundesgremiums Handel mit Mode und Freizeitartikeln der WKÖ
die Europäische Union gefordert: Aktuell besteht eine 150 Euro
Zollfreigrenze, in der Praxis werden von asiatischen Online-
Plattformen aber oftmals nur Pakete mit einem Wert von unter Euro 150
versendet, wobei einzelne Bestellungen „gestückelt“ werden. „Es ist
gerade jetzt wichtig, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die fairen
Wettbewerb für alle Anbieter garantieren. Wir fordern die möglichst
rasche Abschaffung der 150 Euro Zollfreigrenze, um faire
Wettbewerbsbedingungen für den österreichischen Handel zu schaffen“,
so Rossmanith. Darüber hinaus müsse die Haftung dieser Online-
Plattformen auf die Zollabgabe und die Einfuhrumsatzsteuer,
unabhängig vom Bestellwert, ausgeweitet werden.
Weiters soll im Zuge der EU-Zollreform sichergestellt werden,
dass Online-Plattformen als offizielle Importeure auch dafür
verantwortlich sind, dass die in der EU geltenden Umwelt-,
Sicherheits- und Ethikstandards eingehalten werden. Rossmanith: „Wir
begrüßen diese europäischen Bemühungen ausdrücklich und fordert deren
rasche Umsetzung. Die Zeit drängt!“ (PWK011/DFS)
Unterlagen: https://www.modeundfreizeit.at/presse
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