15.01.2025, 7354 Zeichen
Purkersdorf (OTS) - 75 % Schadholz-Anteil - Mehr als zwei Drittel
davon Sturmschäden -
Borkenkäferholz stark rückläufig - Windwürfe mit Hochdruck
aufgearbeitet - Waldschadensbilanz mit rund 49 Mio. Euro auf
Rekordniveau
Das Jahr 2024 begann für die Bundesforste mit den Auswirkungen
von zwei großen Sturmereignissen aus dem Jahr zuvor: Im Oktober 2023
vernichtete ein heftiger Föhnsturm im Gasteiner Kötschachtal rund 30
Hektar Wald. Kurz vor Weihnachten fegte dann das Sturmtief Zoltan
über Österreich hinweg. „Wir sind mit dem Aufarbeiten von Schadholz
nahtlos in das Jahr gestartet - und es gab auch danach keine
Verschnaufpausen. Die vergangenen zwölf Monate brachten uns die
größten Sturmschäden seit mehr als 15 Jahren“, blickt Georg Schöppl,
Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) zurück. „Es
waren zwar keine großen Einzelereignisse, aber viele kleinere und
mittlere Windwürfe. Das führte zu einem deutlich höheren
Schadholzanteil von rund 75 Prozent, absolut gesehen rund 1,5
Millionen Erntefestmeter (2023: 1,0 Mio. Fm, 55 %).“ Die
Waldschadensbilanz der ÖBf - also die Kosten für Käferprävention und
-bekämpfung, Infrastrukturschäden sowie Deckungsbeitragsverlust und
Lagerkosten für Schadholz - beläuft sich 2024 in Summe auf rund 49
Mio. Euro (2023: 32 Mio. Euro) und ist damit so hoch wie nie zuvor.
„Umso erfreulicher ist es, dass wir im Vergleich zum Vorjahr deutlich
weniger Borkenkäferholz verzeichnen, der Rückgang beträgt mehr als 60
Prozent - von 730.000 Erntefestmetern auf rund 270.000“, so Andreas
Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Der Anteil
des Borkenkäferholzes am gesamten Schadholz umfasst rund 18 %, ca. 9
% fielen durch Schneebruch an.
Große Sturmschäden in Salzburg, der Obersteiermark, Tirol und im
südlichen Niederösterreich
Rund 70 % der Schadholzmenge 2024 wurden durch Stürme verursacht.
Besonders stark betroffen waren mit etwa 300.000 Erntefestmetern die
ÖBf-Wälder in Salzburg. Hotspots betrafen die Wälder im Flachgau-
Tennengau von Strobl bis St. Martin am Tennengebirge, im Gasteinertal
im Pongau, im Habachtal im Pinzgau sowie im Lungau bei Tamsweg und
St. Michael. Auch auf ÖBf-Flächen in der Obersteiermark fiel
Sturmholz im Ausmaß von rund 290.000 Erntefestmetern an - vom
Ausseerland über Großreifling, Mariazell und Gusswerk bis Mürzsteg
und damit Waldgebiete, die bereits in den Vorjahren mit Folgeschäden
durch den Borkenkäfer zu kämpfen hatten. In Tirol traf es in erster
Linie Wald rund um Kitzbühel und im Brixental - in Summe gab es auf
ÖBf-Flächen im Bundesland ungefähr 150.000 Erntefestmeter Sturmholz.
In Niederösterreich waren vor allem die ÖBf-Waldgebiete rund um
Göstling und Hollenstein im Süden betroffen.
Fast das ganze Jahr hindurch wurden die Sturmschäden mit
Hochdruck aufgearbeitet. „Die Aufarbeitung nach Windwürfen ist immer
ein Wettlauf gegen die Zeit und von großer Bedeutung für die
Resilienz des Waldes. Denn je schneller wir Schadholz aus dem Wald
bringen, desto weniger Nährboden findet der Borkenkäfer, unser
kleiner, aber mächtiger Gegenspieler“, erklärt Andreas Gruber.
„Zentral ist das vor allem für Schutzwälder, weil diese als grüner
Wall zum Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen oder Steinschlag gerade
in Zeiten der Klimakrise unverzichtbar sind.“
Deutlich weniger Borkenkäferholz dank aufwendiger Gegenmaßnahmen
Die gelungene Eindämmung des Borkenkäfers auf ÖBf-Flächen ist
umso bemerkenswerter, als die ersten Monate 2024 überdurchschnittlich
warm waren - eine Folge der Klimakrise, die mitunter die Ausbreitung
des Borkenkäfers begünstigt. Er kann mehrere Generationen pro Jahr
entwickeln und dringt in immer höhere Lagen bis zur Baumgrenze vor.
„Wir haben sehr große Anstrengungen unternommen, um den Käfer in
Schach zu halten, beispielsweise durch die Entrindung von
Windwurfstämmen direkt im Wald. Damit entzieht man den
Waldschädlingen die Brutgrundlage“, erklärt Gruber. Eine Reihe
weiterer Maßnahmen hat ebenfalls zur Borkenkäferbekämpfung
beigetragen - vom flächendeckenden Monitoring für die Früherkennung,
über den Einsatz von Fangbäumen und Lockstoff-Fallen bis zum raschen
Abtransport von betroffenen Bäumen. Einen starken Rückgang bei
Käferholz konnten vor allem die ÖBf-Reviere in der Obersteiermark
verzeichnen. Nach wie vor angespannt ist die Lage in ÖBf-Wäldern in
Kärnten, wo vergleichsweise weniger Sturmschäden zu verzeichnen
waren, aber der Borkenkäfer - allen voran im Forstrevier Obervellach
- nach wie vor große Schäden anrichtet.
Borkenkäfer- und Waldpflegeaufwendungen auf 15-Jahres-Hoch
Die Bundesforste haben 2024 rund 9,7 Mio. Euro allein für die
Käferbekämpfung aufgewendet, dazu kamen rund 8,8 Mio. Euro für
weitere Waldpflegemaßnahmen, in Summe 18,5 Mio. Euro, der höchste
Betrag in 15 Jahren. „Als größter Naturraumbewirtschafter des Landes
haben wir eine besondere Verantwortung für unsere Wälder - wir wollen
sie nachhaltig stabil und gesund halten. Die Investitionen in die
Waldpflege sind daher gut eingesetztes Geld für die kommenden
Generationen. Bis 2030 haben wir dafür in Summe an die 100 Millionen
Euro in Planung. Wenn es nötig ist, werden wir mehr aufwenden“, so
Schöppl.
Waldumbau wird weiter vorangetrieben
„Das Jahr 2024 hat uns wieder vor Augen geführt, dass die Natur
für uns den Ton angibt: die weltweit höchsten Temperaturen der
Messgeschichte, die ganz besonders dem Alpenraum zu schaffen machen,
Sturmereignisse in unseren Forstrevieren mit sehr herausforderndem
Schadholzumfang, Regenmengen und Hochwasser in unvergleichlichem
Ausmaß. Umso mehr arbeiten wir unter dem Motto ‚Wald der Zukunft‘ mit
aller Kraft am Umbau unserer Wälder hin zu artenreichen Mischwäldern,
die mit den geänderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen und uns
bei der Bewältigung der Klimakrise helfen. Wir sind davon überzeugt,
dass nur ein naturnah und nachhaltig bewirtschafteter Wald die
ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ansprüche, die wir
Menschen an ihn stellen, auf lange Sicht am besten erfüllen kann“, so
die Vorstände abschließend.
Über die Österreichischen Bundesforste
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf AG) sind das
Naturunternehmen Österreichs. Seit mittlerweile 100 Jahren pflegen,
schützen und bewirtschaften sie die natürlichen Ressourcen des Landes
- Wälder, Seen und Berge - im Sinne der Nachhaltigkeit und mit Blick
auf die kommenden Generationen. Mit 850.000 Hektar sind die
Bundesforste der größte Naturraumbewirtschafter des Landes. 10 % der
Staatsfläche, darunter 74 der größeren Seen, und 15 % der Waldfläche
sind ihnen anvertraut. Wirtschaftlich agiert das Unternehmen in den
Geschäftsfeldern Forst- und Holzwirtschaft, Jagd- und Fischerei,
Immobilien, Dienstleistungen und Erneuerbare Energie. Das zentrale
Leitprinzip ist dabei die Nachhaltigkeit. Ökologische,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen werden laufend
bewertet und bestmöglich ausgeglichen. Den Herausforderungen der
Klimakrise begegnen die Bundesforste mit einer aktiven
Waldbewirtschaftung unter dem Motto „Wald der Zukunft“. Denn ein
nachhaltig bewirtschafteter Wald ist den künftigen ökologischen und
gesellschaftlichen Anforderungen am besten gewachsen. Die ÖBf AG
steht im Alleineigentum der Republik und beschäftigt österreichweit
1.032 (Stand 31.12.2024) Mitarbeiter*innen in 14 Forst- und
Nationalparkbetrieben sowie der Unternehmensleitung mit Sitz in
Purkersdorf im Wienerwald (NÖ).
Pressefotos unter www.bundesforste.at
Börsepeople im Podcast S16/24: Stefan Zapotocky
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